laut.de-Kritik
Dickinson Junior traut sich nicht recht.
Review von Alexander AustelGeld allein macht nicht glücklich. Gewisse Vorteile bringen das nötige Kleingeld und gute Kontakte jedoch mit sich: Will man erfolgreich in einer Band spielen, ist es nicht ganz schlecht, wenn Papa der bei Iron Maiden singt. Dann ist die Tür zu einem Majorlabel, in diesem Fall EMI, oder der Weg zu einem Top-Produzenten, namentlich Colin Richardson, bereits geebnet.
Jetzt kommt es aber darauf an, das überdosierte Vitamin B auch in Qualität umzusetzen. Der Opener "The Serpent" schielt da bereits in die richtige Richtung. Die Strophen ziehen ganz gut durch, und die Brachialität der Growls geht über in die cleanen Parts im Refrain. "This Day Is Mine" ist praktisch eine Blaupause von Bullet For My Valentine. Die Waliser sowie die Mannen von Trivium hört man auf Albumlänge immer wieder heraus.
Austin Dickinson, besagter Sohnemann vom Sänger der eisernen Jungfrau, zieht zwar den Kürzen im Vergleich zum Vater, talentiert und motiviert ist er aber allemal. Um sich vom überfluteten Metalcore-Sumpf etwas abzuheben, schreit er nicht die ganze Strophe, sondern nur einige Zeilen und singt dann wieder.
Aber gerade wenn er diese derben Death Metal-Growls hochrülpst, macht das Ding Laune. Leider tut er das viel zu selten. "God Can Bleed" und "Power Through Fear" stehen dafür Pate, dass sich die Engländer noch nicht so recht ins Wütende und Brachiale trauen.
Die Single "Nothing Left" kommt ganz ohne Geschrei aus. Die melodiöse Verspieltheit von den Gitarristen Tovey und Homer sowie die abwechslungsreichen Facetten von Dickinson gefallen. Mit einer eingestreuten Akustikgitarre und sanften Keyboard-Tönen klingt "Roads" ein wenig nach Melancholie und sticht damit heraus.
"Ich mag keine Alben, bei denen jeder Song gleicht klingt. Wir wollten, dass der Hörer auf eine Reise geht und am Ende nicht über Songs sagt: 'Kennste einen, kennste alle'", so Basser Copcutt. Leider passiert genau das und macht auch das größte Manko der Scheibe aus. Die Songs ähneln sich zu sehr, es bleibt keine Nummer wirklich im Gedächtnis trotz der gesanglichen Bandbreite vom Fronter. Die Produktion ist überragend, was aber auch nicht über eine gewisse Belanglosigkeit hinweg hilft.
1 Kommentar
Erstmal vorweg: Ich höre und mag kein Metalcore, beim Grindcore (Achtung: Ironie) hört es bei mir auch schon auf. Vorrausgesetzt es handelt sich nicht um den politischen Ur-Grindcore, aber ich glaube ich schweife gerade ab. Um auf den Mini-Dickinson zu sprechen zu kommen: Egal ob seine Band nun einen Deal mit einem Major-Label gekriegt haben oder nicht, soweit ich weiß hat sich der Junge immer stark davon distanziert mit seinem Papa verglichen zu werden bzw. er hat immer gegen die Vorwürfe durch Vitamin B gekämpft und auch nie von alleine seinen Vater angesprochen, was ich ihm echt hoch anrechne, schon alleine weil (in Film und Fernsehen) Leute wie Smith oder Ochsenknecht ihre Brut pushen und vermarkten.
Für mich als großen Maiden Fan sind sowohl Rise To Remain als auch Austins alte Band Ophelia völlig uninteressant und ich denke dass es anderen Maiden Fans ähnlich sehen. Im Gegenzug dazu interessiert sich kein Matelcoreler wohl so sehr für Maiden (mal ausgenommen deren Hits, die für viele wohl obligatorisches Pflichtprogramm sind, um im Falle eines Falles nicht doof darzustehen), da die ja alten Heavy Metal (was streng genommen falsch ist) machen und Rise To Remain an für sich mögen könnten/sollten/dürften.
Ergo: Der Nachname beschert einen Plattenvertrag, aber sollte nur im Ausnahmefall Fans der zwei Fraktionen für sich gewinnen können. Anders ist das wohl bei Lauren Harris und das meine ich auch ganz wertefrei.