laut.de-Kritik
Ein ralliger Köter, der nicht aufhört, sich an jedem Bein zu schrubbeln.
Review von Sven KabelitzGelegentlich mogelte sich Rod Stewart unter dem Radarschirm hindurch, aber im Grunde war er seit den späten 1960ern immer da. Was auch daran lag, dass er sich immer wieder dem Zeitgeist anpasste. Egal ob nun Disco, New Wave, Britpop oder R&B auf dem Weg lagen, er nahm alles mit. Zeitweise mit sehr seltsamen Auswüchsen wie etwa dem "Human"-Album oder dem Cover von Oasis' "Cigarettes And Alcohol".
Seine besten Momente hatte er aber immer dann, wenn er sich auf trockenen Rock, Blue Eyed Soul oder Balladen konzentrierte. Wenn so wenig wie möglich zwischen ihm und den Zuhörer*innen lag.
Seit "Time" geben er und Produzent Kevin Savigar den Veröffentlichungen einen seltsam anmutenden Sound, der wohl das verbinden soll, was sie als modern und den klassischen Rod Stewart empfinden. Daraus entsteht eine zeitweise befremdliche Kombination, die bereits vor vor acht Jahren weit hinterher hinkte. All dieser zopfige elektronische Firlefanz steht den Aufnahmen nur im Weg, greift wohl eher keine neuen Hörer*innen ab und schreckt alteingesessene eher ab.
Darüber ließe sich sicher hinweg sehen, wenn die Songs auf "The Tears Of Hercules" nicht zeitweise regelrecht ins Bizarre kippen würden. Wenn sie nicht ein Niveau unterwanderten, über das Rod the Mod-Fans vor zwanzig Jahren noch die Nase gerümpft hätten.
Allen voran steht dabei "Kookooaramabama", eine skurrile Mischung aus Sigue Sigue Sputnik, E-Rotic, "Coco Jambo" und George Michaels "I Want Your Sex". Während im Hintergrund eine Frau stöhnt, gibt Stewart im Vordergrund zu ständigem "Kookoorumbadumba Kookooschlumpfdabumba Kookoodumdabumdawieauchimmer" den Dauerrammler: "In the plane or the train or the back of your car / On the beach or the park, wherever you are / Try it in the kitchen when the kids are out / Spontaneous lust is what it's all about." Ja, liebes Jungvolk, Sex ist keine magische Superkraft, mit der nur ihr ausgestattet seid und die mit 27 urplötzlich verschwindet. Noch im höchsten Alter vergnügen sich die Menschen an ihm. Schön, dass es mal jemand anspricht. Leider klingt Stewart aber wie ein ralliger Köter, der nicht aufhört, sich an jedem Bein zu schrubbeln. Die ständige Penetration mit dem Thema über Albumlänge verstärkt den Eindruck nur.
Wirklich ekelig und bedenklich wird es im schleimigen Dance-Pop "Gabriella", in dem er über einen One-Night-Stand mit einer Neunzehnjährigen fantasiert: "You had everything to behold / Just nineteen years old / You slid right up and whispered in my ear / There's business to be done / And I think you're the one / Can I come into your room without fear?'". Urghs.
Dass Rod auch kuscheln mag, zeigt "I Can't Imagine", das mit einer wahnsinnigen Wolle Petry-Gitarre beginnt, die sich durch den ganzen Song zieht. Davon abgesehen ein Track, der durch seine reine Langweile und Berechenbarkeit bereits zu den besten Stücken auf "The Tears Of Hercules" zählt. Zeitgleich verdeutlicht er aber auch, wie wenig von Stewarts-Stimme mittlerweile leider übrig blieb.
Der Opener "One More Time" klingt wie Kansas' "Dust In The Wind" auf doppelter Geschwindigkeit und mit GarageBand unterlegt. Dazu noch eine Fidel, ein paar Flöten, der dämlichste Refrain, der uns gerade einfällt und fertig. Der vertonte Sonnenstich "All My Days" führt mit seiner "Sail Away"-Hook in einen niemals enden wollenden Alptraum aus Mexiko-Klischee, Mariachi und Seemannsgarn. "They'll teach us how to cha-cha while drinking piña colada."
Doch nicht alles hier läuft komplett schief. Befreit von Produktionsballast zeigt sich Stewart in der T.Rex-Hommage "Born To Boogie (A Tribute to Marc Bolan)" ganz in seinem Element. Das harmlose Soul Brothers Six-Cover "Some Kind Of Wonderful" könnte in dieser Art auch von Stewarts späten 1980er/frühen 1990er-Alben stammen. Seine dick aufgetragene Version von Johnny Cashs "These Are My People" klingt wie ein kitschiges Schottland-Souvenier, das man sofort am Bahnhof erstehen kann, und überspannt den Bogen so bereits schon wieder.
"The Tears Of Hercules" funktioniert genau dann am besten, je mehr Stewart und Savigar die Finger von dem ganzen Firlefanz lassen. Zwar tragen die klebrigen Streicher im Titeltrack arg dick auf, aber Stewart weiß trotz brüchiger Stimme noch immer, wie er eine solche Ballade wirken lassen kann. So wird das am meisten heruntergefahrene und in Nostalgie schimmernde "Touchline", das er seinem Vater widmet, zum Highlight auf einem zeitweise katastrophalen 31. Album.
6 Kommentare
Allein schon das missglückte Foto auf dem Cover schreit:"Please put me out of my misery!"
Traurige Vorstellung eines alternden Stars. Kann der Rezension leider auch nichts Positives hinzufügen...
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Peinliches Video für den Song "One more time"
Das er bisher in vielen Genres unterwegs war, adelt ihn und seine Stimme eigentlich.
der dude, hat eine stimme die finde ich ist was für einsame jungfrauen aber nix für harte männer wie mich.. ich höre da lieber originale wie waits, reed, cave, durst und co