laut.de-Kritik
Ein Frauenleiden.
Review von Dani FrommZu "Auf Den Kopf Gestellt" hab' ich eigentlich schon alles gesagt. Die Erweiterung der ansonsten unveränderten Tracklist auf vorliegender "Kaisermania-Edition" um "Club"- und "Pop Mixe", im schlimmsten Fall auch noch "Extended", rechtfertigte ebenfalls keine weitere Erwähnung.
Genau genommen schreien die Aufbrezelungen der Singles "Kein Problem" und "Das Beste Am Leben" eher schon lauthals nach dem Mantel des Schweigens und der Liebe, um die ranzigen Kirmestechno-Bummsbeats gnädig zuzudecken, die in den Augen der Verantwortlichen offenbar "Pop" oder "Club" ausmachen: Einer der immerhin stolzen fünf Mixe klingt schlimmer als der nächste. Brrrr!
Warum schreib' ich also schon wieder über dieses Album? Warum geht es auch noch mit einer besseren Wertung vom Platz als beim letzten Mal? Nun, beides liegt an der wirklich und wahrhaftig opulenten DVD-Beilage. Wer sich auch über seine sattsam bekannten Schlager-Gassenhauer des Kalibers "Manchmal Möchte Ich Schon Mit Dir" hinaus für Roland Kaiser interessiert, sollte bei "Auf Den Kopf Gestellt" unbedingt zur "Kaisermania"-Version greifen.
Über zweieinhalb Stunden lang spielen Kaiser und seine musikalischen Mitstreiter vor beeindruckender Kulisse auf. Das Open-Air-Konzert im Rahmen der Filmnächte am Elbufer, ebenda vor der historischen Silhouette Dresdens abgehalten: für Roland Kaiser quasi ein Heimspiel. Zum 13. Mal zelebriert er den Riesen-Event, augenzwinkernd zur "kleinen Party" verniedlicht, hier bereits. Och, guck': Stadiongesänge brauchen gar kein Stadion.
Künstler und Publikum kennen sich, jeder kennt den Ablauf, alle wissen, was passieren wird. Das könnte leicht langweilig werden, zumal von einer wie auch immer gearteten Bühnenshow gar keine Rede sein kann. Roland Kaiser in schniekem Zwirn steht auf der Bühne und singt. Seine Musiker, fast schon in Bigband-Stärke aufgeboten, spielen ihre Instrumente dazu. So weit, so schlicht. Einzig die Beleuchter fahren etwas schwereres Geschütz auf. Müssen sie auch: Die Veranstaltung beginnt zwar noch bei Tageslicht, zieht sich aber bis in die abgesehen vom durchwegs stimmungsvollen Lichterspiel irgendwann stockdunkle Nacht hinein.
Ausschweifende Kamerafahrten und Luftaufnahmen zeigen das Ausmaß der "Kaisermania": Ein Leiden, das vorwiegend die Damenwelt zu befallen scheint. Gefühlt 85 Prozent der wohl an die 50.000 Anwesenden sind weiblich. Die mitgeschleppten einzelnen, tapferen Männer stimmen bei den Zeilen "Was tut man nicht alles für die Frau, die man einmalig liebt?" vermutlich besonders inbrünstig ein. Die Ladys lassen bei "Frauen" so lange sich und ihren Kaiser hochleben.
Aber im Grunde feiert das Publikum, aufmarschiert in Legionen und allen Altersstufen, ohnehin. Kaiser-Devotionalien strecken die Menschen gen Abendhimmel, Dynamo-Dresden-Fanschals, Knicklichter und BHs - aber auffallend wenige Handys. Auch mal wieder angenehm. Allein schon für diese Abstinenz haben die Leute statt wackeliger Handkameraaufnahmen aus der Menge heraus einen gut geschnittenen, professionell gedrehten Konzertfilm verdient: Ein schönes Souvenir für alle Dabeigewesenen, alle anderen dürfen sich damit wenigstens ein bisschen wie Dabeigewesene fühlen.
Roland Kaiser führt, wie zu erwarten stand, charmant durch den langen Abend. Er stellt seine Musikanten vor, schäkert abwechselnd mit seinen Background-Sängerinnen, mit Saxofonistin Tina Tandler und der gleich dreimal als Gast auf die Bühne gebetenen Maite Kelly (die auch nur ein ganz kleines bisschen überspannt wirkt). Ja, sags uns, Maite: "Wenn der Kaiser ruft, kann man nicht nein sagen."
Vom aktuellen Album steht genau nichts auf der Setlist, dafür ansonsten alles, das einem beim Gedanken an Roland Kaiser in den Sinn kommt. "Midnight Lady", "Santa Maria", "Lieb Mich Ein Letztes Mal", "Schach Matt": sämtlich drin. Wenn es nach einer Stunde heißt "Der Abend geht zuende, die Roadies packen ein", stimmt davon natürlich kein Wort: Kaiser hat zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Hälfte seines Pulvers verschossen.
Ein Hoch auf die Freiheit, und weiter gehts. Erst nach einer weiteren Stunde schwenken die Akteure auf die Zielgerade ein. Ein Medley, vorgetragen zur Akustikgitarre, scheint den Abschluss zu bilden. Doch auch danach hat Roland Kaiser noch zwei Asse als Zugabe im Ärmel. "Dich Zu Lieben" - gar nicht so schwer. Das Publikum jedenfalls macht einen durch und durch beglückten Eindruck. Der Abschiedsgruß "Bis Zum Nächsten Mal": für viele garantiert mehr als eine Floskel.
7 Kommentare mit 9 Antworten
Dani wippt mit zu derben Clubsound von Altrocker Kaiza Roli.Das bounced
Zitat: "Warum geht es auch noch mit einer besseren Wertung vom Platz als beim letzten Mal?" -- Also ich kann natürlich was an den Augen haben, aber hat die "normale" Version des Albums nicht auch 3 Sterne bekommen?
Egal, der Rhyme ist fett, der Rhyme ist fett
Kannst nicht ahnen
das andere war eine knappe drei, das eine solide.
Na dann will ich nichts gesagt haben^^
Hast ein Kaiser bist ein Kaiser!
"Extreme" beste Song
Und wie immer spielt er seine besten Songs ("Lange Schatten"!) vom genialen Album "Ich will Dich" nicht... https://www.amazon.de/Ich-will-Dich-Roland…
Seine Musik mag grenzwertig sein, jedoch hat er sich meinen Respekt verdient, als er sich vor ein paar Jahren für die Umbennung des Hindenburgplatzes in Münster eingesetzt hat(was Gott sei dank auch geklappt hat). Im Münster Tatort war er auch nicht schlecht. Auf jeden Fall besser als Berti Vogts.
ja..was keine besonders große Kunst ist..besser zu sein als wie Berti Vogts.
Das ist natürlich richtig aber er hat sich doch gegen alle Erwartungen ganz ordentlich angestellt.
htf is Berti Vogts?
Ein ehemaliger deutscher Fußballspieler