laut.de-Kritik

Die Brit-Popper treiben Petting mit dem Mainstream.

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Bereits ein Blick auf die Tracklist des neuesten Verbrechens der nach Mädchen spähenden Brit-Popper lässt einem das von ihnen zur Genüge besungene Herz in die Hosen sacken. Was haben sich die drei Londoner bloß dabei gedacht, ihre Songs mit Titeln wie "Little Miss Naughty", "Goodtime Girl" oder "Silly Song" zu verunstalten? Haben sie sich etwa von Justin Bieber inspirieren lassen?

Schon die ersten Takte von "This Ain't A Love Song" verheißen nichts Gutes: Kitschigste Synthie- und Pianoschmierereien drängen sich ins Ohr, gefolgt von einem überaus uninspirierten "lalalalaaa". Darf man im 21. Jahrhundert so überhaupt noch eine Platte beginnen?

Der Erfolg dieser Band - Scouting For Girls war 2007 in Großbritannien die meistverkaufte Newcomerband - ist schwer verständlich. Das Trio um Sänger und Songschreiber Roy Stride hat nichts, aber wirklich gar nichts zu sagen. In seiner Banalität unterscheidet es sich nicht von den zig anderer Brit-Bands, die in verrauchten Vororte-Pubs ihre Pseudo-Weisheiten dem immergleichen Publikum an die beduselten Birnen knallen.

Im Song "Famous" stellen Scouting For Girls in glorreicher, weiser Manier fest, was auch der letzte Depp in Unterhinterhausen längst kapiert hat: "We all want to be famous, we all want to be on TV." Haben die Jungs eigentlich schon mal was von Andy Warhol gehört? Leider vergessen sie dabei, dass James Dean kein Vertreter der Garde billiger Castingshow-Berühmtheiten war ("We all want to be like James Dean").

In den eigenen Mund vomiert man auch bei Zeilen wie "It's a silly tune I wrote for you, you can sing it everyday. I don't want to leeeeave you tonight ("Silly Song") oder Dümmlichkeiten à la Bang bang bang, who's the man. You were a naughty girl, the best I've ever had" ("1+1").

Texter Stride ist an Peinlichkeit nicht mehr zu übertreffen wenn er während "Posh Girls" babbelt: "There's nothing like a little bit of class, wrapped up in a perfect arse." Man sollte dem Vorstadt-Burschen mit Shakespeares Gesamtwerk deftig den Hintern versohlen.

So windet man sich durch ewig dauernde 34 Minuten voller "oh oh ohs", "uh uuhs", und "nananaas", grenzdebilen Texten und sich ständig wiederholenden Melodien. Dabei wird klar, wieso der NME Scouting For Girls zur schlechtesten Band 2008 kürte. Am meisten auf den Zeiger geht einem jedoch nebst Strides zweifelhaftem Machismo die schiere Überheblichkeit, mit der die Band auftritt. Ohne eine Spur von Ironie nimmt sich das Trio tatsächlich todernst!

Diese Platte sollte eigentlich von der Bundesprüfstelle mit dem Aufkleber "Vorsicht, Gefahr akuten Ohrenkrebses" versehen werden. Im Augenschein des bisherigen Erfolgs der Band bleibt diese Warnung jedoch so nutzlos wie das "Rauchen tötet" auf Zigarettenschachteln.

Mit dem Slogan "jeder Song ein Hit" betreiben Scouting For Girls nämlich auch auf mit ihrem Zweitling fleißig Petting mit dem Mainstream. "Everybody Wants To Be On TV" sei gemäß Promo "eine Upbeat-Platte zum Singen, Tanzen und Spaß haben". Der NME hat mehr als Recht, wenn er anfügt: "if you're an idiot".

Trackliste

  1. 1. This Ain't a Love Song
  2. 2. Little Miss Naughty
  3. 3. Goodtime Girl
  4. 4. Famous
  5. 5. Silly Song
  6. 6. On the Radio
  7. 7. Blue as Your Eyes
  8. 8. Posh Girls
  9. 9. 1+1
  10. 10. Take a Chance

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