laut.de-Kritik

Spätherbstliches Gefühlspotpourri der besonderen Art.

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Auf manche Dinge lohnt es sich einfach zu warten. So auch im Fall des neuen Sea Wolf-Albums "Old World Romance", das in der Heimat des kalifornischen Kopfes der Band - Alex Brown Church - bereits seit über einem Jahr seine Bahnen zieht. Dieser Tage darf sich nun endlich auch die hiesige Sea Wolf-Fangemeinde auf insgesamt zehn neue Herbst-Winter-Perlen der Amerikaner freuen.

Mit düsteren Ozeanwellen, die sich unter einer dichten Wolkendecke dunkel und bedrohlich aufbäumen und lediglich von einem leichten Lichtstreif am Horizont aufgelockert werden, gibt das Cover bereits die musikalische Richtung vor. Und so präsentiert die Band zwei Hände voll Folk-poppige Songs, deren düsterer Intimität auch immer ein Licht der Hoffnung zur Seite gestellt wird.

Die Zutaten dafür kann man durchaus als handelsüblich bezeichnen. Akustikgitarren, hier und da ein paar pointierte Streicher und spartanisch eingesetzte Drummachines im Verbund mit echten Kesseln sorgen für ein unaufgeregtes Background-Gesamtbild.

Wie so oft bei derartigen Konstellationen trennt letztlich die Stimme des Ganzen die Spreu vom Weizen. So auch hier. Mit Alex Brown Church haben die Kalifornier auf jeden Fall einen Mann am Mikrofon zu stehen, den man auch ohne Probleme alleine losschicken könnte.

Church verfügt über ein Organ, dem man sich als Freund melancholischer Folk-Pop-Klänge nur schwer entziehen kann. Sowohl in den flotten ("In Nothing", "Kasper", "Changing Seasons"), wie auch während der tragenden, oftmals melancholisch aufwühlenden Momente des Albums ("Priscilla", "Blue Stockings") beeindruckt das ehemalige Irving-Gründungsmitglied mit dynamischem Feingefühl und dem Gespür für langlebige Harmonien.

Abseits gängiger Branchen-Extreme, die sich wahlweise im Falsett- oder Grizzly-Korsett präsentieren, findet Church seinen Platz im "Reich der Mitte". Unaufgesetzt, clean und dennoch gesegnet mit unterschwelliger Markanz, garniert der Sänger haufenweise musikalische Herbsthappen mit einer leichtfüßigen Tiefgang-Glasur.

Wenn der Gute gegen Ende auch noch standardisierten Schunkel-Pop zu etwas Besonderem macht ("Dear Fellow Traveller") und sich im abschließenden "Whirlpool" selbst die stärkste Brandung von ihrer Blubberblasen-Seite zeigt, dann verschmelzen Licht und Dunkelheit zu einem spätherbstlichen Gefühlspotpourri der besonderen Art.

Trackliste

  1. 1. Old Friend
  2. 2. In Nothing
  3. 3. Priscilla
  4. 4. Kasper
  5. 5. Blue Stockings
  6. 6. Saint Catherine St.
  7. 7. Changing Seasons
  8. 8. Dear Fellow Traveller
  9. 9. Miracle Cure
  10. 10. Whirlpool

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