laut.de-Kritik
Der 'König aus Bremen Ost' schafft Atmosphäre wie kein anderer.
Review von Dani Fromm"Es geht Stufe für Stufe hinauf", scheint "Marschmusik" den beeindruckenden Aufstieg eines Hip Hop-Labels zu illustrieren, dessen Näschen für spezielle und doch vollkommen unterschiedliche Begabungen wohl niemand ernsthaft bestreiten will. Zwar glänzt Shiml in dieser Umgebung weder mit ausgefeiltester Technik noch besonders abstrusem Wortwitz. Das Hoheitsgebiet, über das "der König aus Bremen Ost" aber unbestritten herrscht, heißt Atmosphäre.
In Shimls Paradedisziplin reicht ihm kein noch so zungenfertiger Kollegah, nicht der abgedrehteste Favorite das Wasser. Insofern eine kluge Entscheidung, auf die übliche Selfmade-Besetzung - Features von den Genannten und Boss Slick One, Rizbo an den Reglern - gleich komplett zu verzichten und eine Rückkehr "Im Alleingang" durchzuziehen. "Alles auf dieser Platte ist meins."
Das zieht sich wie ein roter Faden durch den "Ersten Akt" und das komplette Geschehen. Shiml setzt in jeder Hinsicht auf Eigenständigkeit. Neben einem überaus präsenten, nur gelegentlich leicht strauchelnden Hauptakteur springen Montana Max, Tua und Casper in die Bresche, ehe auch nur ein Hauch von Langeweile aufkommt.
Die Routine, die das Zusammenspiel mit Max an den Tag legt, erwächst endlosen gemeinsam beschrittenen Wegen. Casper setzt Shimls hart artikulierten Reimen und dem lässigen Groove, den Mauvais Garcon vorgibt, Zeilen entgegen, die die erzählte Geschichte allein schon im zwingendem Klang der Stimme einfangen. Tua schließlich steigt zusammen mit dem "Weinenden Clown" in die Manege: erfreulich unverbrauchte Begegnungen, die Shiml da inszeniert.
Doch auch ganz alleine schüttelt er das Kaleidoskop kraftvoller Bilder, das er in die Vorstellungswelt seiner Zuhörerschaft pflanzt. Der "Zeitraffer" lässt die gruselige Monotonie uninspirierter Alltäglichkeit noch beängstigender wirken, Drehbuch und Regieanweisungen fürs Kopfkino inklusive.
Die Ausnahmesituation des Berühmt-Seins mit allen ihren Licht- und Schattenseiten reflektiert "Im Alleingang" gleich mehrfach. "Kannst Du Ihn Sehen?" Shiml zeigt nicht nur den fiebrig gefeierten Star im Rampenlicht, sondern darüber hinaus den willen- wie einflusslosen Statisten der "Truemanshow" und die Seelenqualen des "Weinenden Clowns".
Insbesondere 7inches monströs-wuchtiger, von Trommeln und Fanfaren flankierter Beat zu "3000 Watt" zementiert druckvollen, hungrigen Zeilen ein Fundament, auf dem sich ausnahmsweise einmal auch ohne viel Inhalt Einiges reißen lässt. "Du Willst Mehr"? Shiml dreht höchstpersönlich die Regler auf, um sich hektisch der völligen Erschöpfung eines "Tequila"-Katers entgegen zu tanzen. Zur hörbaren Vertrautheit mit dem Suff und seinen Folgen addiert sich das seltene Talent, derlei Erfahrungen in plastische Szenarien umzusetzen.
Die stimmige Instrumentierung geht zum Großteil auf das Konto Alpers. Der schafft ebenso theatralische wie fesselnde Verbundstücke aus flirrenden Streichern, melancholischen Pianoakkorden, wie Blut durch die Venen pumpenden Bässen, Filmsamples und gelegentlich nahezu sakral anmutenden Chören. Angesichts der gebotenen Leistung frage ich mich, warum sie diesem Kerl nicht allüberall die Beats noch warm aus den Reglern reißen.
Möglicherweise ändert sich das ja jetzt. Die Gültigkeit einer Lindenbergschen Weisheit bleibt dagegen unangetastet: Auch bei Shiml geht es "Hinterm Horizont" noch einmal ein beeindruckendes Stück weiter.
33 Kommentare
Mittlerweile würde ich dem Album, nach einem ersten, eher durchwachsenen Eindruck ebenfalls 4/5 Punkten geben. Thematisch müsste Shiml nur noch etwas einfallsreicher werden, dann könnte da was richtig krasses entstehen.
Mir fehlen aber auch noch 2-3 weitere Battle-Brecher wie 3000 Watt, einer der wuchtigsten Battle-Tracks seit einiger Zeit.
Also 4 Punkte erscheinen mir dann doch zuviel. Shiml hat's drauf, ohne Zweifel, aber leider sind da viel zu wenig Battle-Tracks drauf oder zumindest ein paar Lieder, auf denen Shiml richtig abgehen kann (z.B. Kannst du ihn sehen).
Die Beats sind fast alle gut, manche sind aber auch extrem grenzwertig (z.B. Alleingang). Den Anfang von "Weinender Clown" fand ich auch irgendwie merkwürdig, weil es mich zuerst an SBM erinnert hat und ich dann die ganze Zeit nur daran denken muss, obwohl TUA wieder einmal einen überzeugenden Part geliefert hat.
Insgesamt ist es ein ganz nettes Album. Aber mehr einfach nicht. Kann man sich ein paar Mal durchhören, doch auf Dauer bleibt da kaum was hängen. Deshalb 3/5.
Von mir auch 3/5. Ordentlich, hab aber nach den Vorabtracks/dem Snippet mehr erwartet. Ich glaube, Hinterm Horizont hab ich damals mehr gefeiert. Die Ideen bleiben die gleichen, und der ein oder andere Battle-Track hätte zwischendurch echt nicht geschadet.
Shiml ist aber der einzige bei SR, dessen Hooks bei mir keinen Brechreiz auslösen...
geiles album, viele höhepunkte, die beats wieder sehr geil, auf dauer allerdings etwas anstrengend.
Hmm...ich habe das Album nur zweimal gehört, weil ich doch ziemlich enttäuscht war. Aber ich muss mir das noch öfter geben, denn Shiml hat ja seine einzigartigen Wortspiele, die man erst beim zigsten mal Hören erkennt...trotzdem, "Hinterm Horizont" hat mich deutlich mehr geflasht...nach den ersten beiden Hören würde ich sagen 3 Punkte
Außerdem sind die "s"-Laute auf dem Album extrem nervig, das macht das hören echt anstrengend, jetzt ohne Ignoranz, das kriege sogar ich besser hin, da müsste man nurn Effekt früber legen und gut is, die s-Laute töten ne Menge, ich bleib bei Hinterm Horizont!!!
find ich echt gut