laut.de-Kritik
Kantig, kompromisslos und knallhart.
Review von Matthias BossallerKreator und Tankard haben vorgelegt, Sodom ziehen nun nach. Seit 40 Jahren gibt es Deutschlands Vorzeige-Thrash-Kommandos schon. Mille und Gerre bastelten mit ihren Bands aus den Alben der Noise-Ära exquisite Box-Sets mit Re-Releases und schönen Extras. Sodoms Tom Angelripper hat mit seinen Mannen eine etwas andere Herangehensweise zum 40. Jubiläum gewählt.
Eigentlich wollte der Bandboss ein Livealbum veröffentlichen. "Da kam Corona dazwischen. Wir konnten keine vernünftigen Shows spielen, die wir hätten aufnehmen können", erklärt das Ruhrgebiets-Original aus Gelsenkirchen-Buer im Interview. Deshalb entschieden sich Sodom von jedem Album einen Song zu nehmen und diesen mit der aktuellen Besetzung neu aufzunehmen. Das Besondere daran: Auf "40 Years At War – The Greatest Hell Of Sodom" befinden sich nicht naheliegende Hits wie "Agent Orange", "Bombenhagel" oder "M-16", sondern Kompositionen, die vor allem live Seltenheitswert hatten oder noch nie berücksichtigt worden sind.
Das hat Charme, und bei der Zusammenstellung hat sich die Band wirklich Mühe gegeben. "Wir haben uns alle zusammen gesetzt und Gedanken gemacht. Von der 'Masquerade In Blood' fanden wir alle zum Beispiel 'Gathering of Minds' sehr gut. Wir haben uns sehr bemüht, den Original-Ton und die Original Stimmung von damals einzufangen. Wir haben versucht, den Song 1:1 zu covern." Dass die seit mittlerweile vier Jahren zu einem Quartett angewachsene Band über ganz andere spieltechnische Möglichkeiten verfügt als die Ursprungsbesetzung, kommt alten Smashern wie "Sepulchral Voice" oder "After The Deluge" natürlich zugute. Die Songs klingen tighter und knallen besser, haben an Urwüchsigkeit und Authentizität aber nichts eingebüßt. Die insgesamt 17 Songs lassen sich gut hintereinander weghören, ohne dass das Gefühl eines Bruchs aufkommt.
"Electrocution" und "Baptism Of Fire" decken die Phase des Durchbruchs mit den Alben "Persecution Mania" (1987) und dem Chartcoup "Agent Orange" (1989) bestens ab. Angelripper, Frank Blackfire und Chris Witchhunter bildeten damals ein legendäres Trio, das nach dem Wechsel von Blackfire zu Kreator jedoch gesprengt wurde. Fortan musste Angelripper ständige Besetzungswechsel hinnehmen.
Gute bis sehr gute Alben sind etwa "Tapping The Vein", "Get What You Deserve" oder auch "Masquerade in Blood" dennoch geworden. Konstanz im Bandgefüge kehrte erst mit dem Einstieg von Gitarrist Bernemann und Schlagzeuger Bobby Schottkowski ein, die 1997 mit dem Album "Til Death Do Us Unite" ihr Debüt gaben. Das von diesem Output ausgewählte "That's What An Unknown Killer Diarized" ist ein eher Sodom untypischer Song, weil größtenteils im Midtempo gehalten. Am wenigsten Reiz und Sinnhaftigkeit einer Neueinspielung ergeben die beiden letzten Stücke "Caligula" und "Euthanasia", da die Erinnerung an die Alben "Decision Day" (2016) und "Genesis XIX" (2020) einfach noch zu frisch sind. Die Qualität leidet darunter indes keineswegs.
Neben dem normalen Jubiläums-Album in Vinyl- und CD-Version gibt es noch eine attraktiv bestückte Box, die eine Bonus-EP enthält mit ebenfalls neu eingespielten Songs vom ersten Demo und der bärenstarken Neu-Komposition "1982", die den Geist der 80er Jahre bestens transportiert. Komponiert hat den Song allerdings Jungspund Yorck Segatz. Der Box beigelegt ist zudem ein großformatiges Hardcover-Buch mit Liner-Notes, Bildern und Fan-Kommentaren. Außerdem gibt's noch ein Tape, auf dem sich neben allen Songs der Jubiläumsausgabe noch eine neue Version von "Equinox" befindet, im Original auf dem Debütalbum "Obsessed By Cruelty" erschienen. Ach ja, das martialische Cover-Artwork von Eliran Kantor ist übrigens auch aller erste Sahne.
3 Kommentare mit einer Antwort
Meine Fresse, schon 40 Jahre am Start. Als älterer Jahrgang kann ich mich noch sehr gut an Das Deutalbum "Outbreak of Evil" erinnern und wie es von der damaligen Kritik und Bewertung im Metalhammer regelrecht zerrissen wurde. Und heute ist es Kult....wie sich die Zeiten ändern. Na dann alles Gute zu 40 Jubiläum, Respekt.
das stimmt, in den 80ern hat man sich oft lustig gemacht. Ich fand sie damals schon geil.
"In the Sign of Evil" soll es natürlich heißen, sorry.
Finde die Band so geil...Sie haben es sich verdient dort oben zu stehen !..German Trash Metal Legend..