laut.de-Kritik

Das beste, das die Verschmelzung von Rock und Reggae hergibt.

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Dass Jamaika das Ursprungsland des Reggae ist, ist gemeinhin bekannt. Dass die meisten talentierten Künstler ebenfalls von der Karibikinsel stammen, auch. Dass es einige Künstler gibt, die ähnlich gute oder sogar bessere Offbeat-Musik machen und damit sogar in manchen Fällen noch erfolgreicher sind als die Jamaikaner selbst, wissen hingegen schon nicht mehr ganz so viele. Gentleman zählt dazu, Alborosie ebenso.

In letzter Zeit gibt es zudem immer mehr Pop-Sternchen, die sich zumindest einiger Elemente aus Reggae und Dancehall bedienen. Ty Dolla Sign ist so ein Kamerad, Ed Sheeran oder Justin Bieber. Mit der Anerkennung dieser Musiker in der jamaikanischen Business-Area (von Gentleman und Puppa Albo mal abgesehen) ist das aber so eine Sache. Von 'Kulturverrat' wird an den Stränden Negrils und Montego Bays gesprochen. "Die Weißen kopieren unsere Musik, unsere Identität, und verdienen damit viel Geld. Das ist nicht gerecht und schlichtweg falsch", heißt es immer wieder.

Eine Kategorie an Bands hat es diesbezüglich besonders schlimm erwischt. Meist stammen sie aus Nord- oder Mittelamerika. Meist machen sie Musik, die stark an Reggae angelehnt ist, diesen jedoch weiterentwickelt, mit anderen Genres verwebt und so etwas gänzlich Neues entstehen lässt. Oft sind sie damit auch noch schwerst erfolgreich, was sich beispielsweise in Grammy-Nominierungen niederschlägt und damit zur oben genannten Problematik mit den Jamaikanern führt. Freilich nicht mit jedem Inselbewohner, aber doch mit einer ganzen Menge. Beispiele? Magic!, Slightly Stoopid, Rebelution, Sublime, et cetera.

SOJA zählen ebenfalls zu dieser Sorte. Vor 20 Jahren an der Ostküste der USA gegründet - in Arlington, Virginia - haben sich die acht Musiker um Sänger und Mastermind Jacob Hemphill in den vergangenen zwei Jahrzehnten zum Besten gemausert, das die Kombination von Rock, Pop, Electro und Reggae hergibt. Zwei Grammy-Nominierungen inklusive. Pünktlich zum Bandjubiläum erscheint mit "Poetry In Motion" nun das achte Studioalbum der Amerikaner. Wieder einmal ist ihnen damit eine überaus harmonische und stimmige Verschmelzung verschiedenster musikalischer Einflüsse gelungen, die einen weiteren Schritt auf dem Weg ihrer Legendenbildung darstellt.

Ob Eric Clapton-Anleihen im emotionalen "Sing To Me" oder die bissige Gesellschaftskritik in "Bad News" und "More": Die 'Soldiers of Jah Army' arbeiten sich an vielen tagesaktuellen Themen ab, ohne sie abzuwetzen. Es geht um das Mensch-Sein, um Mitgefühl, um gegenseitigen Respekt und Toleranz. Es geht darum, das eigene Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und nicht anderen zu überlassen. Schon gar nicht den Medien oder der Politik.

"Like the Universe is a circle at its basic / and the world spins round / cause everything changes / and the resting place of the human race / is the sky and stars / and the poetry is just us / it's just us." ("Fire In The Sky")

Ohne größere Experimente einzugehen und ohne diesen einen, im Gedächtnis auf Jahre rotierenden Hit zu produzieren, legen die energetischen Acht mit "Poetry In Motion" 47 abwechslungsreiche Minuten bissigen Reggaes vor. Der findet seinen Höhepunkt im druckvollen "To Whom It May Concern", auf dem Bassist Bob "Bobby Lee" Jefferson zu gesanglichen Höchstleistungen aufläuft. Auch wenn die Anerkennung auf Jamaika für dieses Album abermals ausbleiben sollte, hier ist sie: Gratulation zu dieser Leistung SOJA, bravo!

Trackliste

  1. 1. Moving Stones
  2. 2. I Can't Stop Dreaming
  3. 3. Tried My Best
  4. 4. More
  5. 5. Fire In The Sky
  6. 6. Everything To Me
  7. 7. Life Support
  8. 8. Bad News
  9. 9. To Whom It May Concern
  10. 10. Sing To Me
  11. 11. I Found You

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Längst handelt es sich bei Reggae um kein jamaikanisches Phänomen mehr. Sound und Botschaft des Genres haben die Grenzen des Inselstaates gesprengt …

2 Kommentare

  • Vor 7 Jahren

    Haben nach der großartigen "Born in Babylon" leider Platte für Platte nachgelassen. Haben die den Sänger gewechselt? Der neue Stil und die E-Drums gefallen mir so gar nicht! Echt schade um meinen Lieblingsreggaegeheimtipp :(

  • Vor 4 Jahren

    Der Ernst des Rezensenten? Ausnahmslos jeder Track des Albums ist vollkommen beliebig sowie austauschbar, wenn ich könnte würde ich an der Stelle Null Sterne vergeben. Ich muss mich an dieser Stelle meinem Vorredner bezugnehmend "Born In Babylon" anschließen und würde jedem der sich ernsthaft für das Genre interessiert die Bands ans Herz legen, die wirklich Qualität liefern und bis heute den Standard im Genre setzen: Slightly Stoopid, The Movement und Tribal Seeds!

    Stay true and keep the spirit alive ;)