laut.de-Kritik
Daddy leistete die Dreckarbeit.
Review von Giuliano BenassiLäuten beim Namen und beim Betrachten der Gesichtszüge die Glocken? Kein Wunder, denn es handelt sich tatsächlich um die Tochter des Schriftstellers Paul Auster. Der sich nicht nur mit Büchern wie "Leviathan" und "Die Musik des Zufalls" einen Namen gemacht hat, sondern auch als Filmemacher, etwa mit dem Kultfilm "Smoke".
Nachdem er Sophie in "Lulu On The Bridge" 1998 zum ersten Mal vor die Kamera stellte – damals war sie gerade mal zehn Jahre alt - kümmerte sich der Literat auch um ihre musikalische Karriere. Mit dem New Yorker Ethnopop-Duo One Ring Zero, dem er zuvor einen Text zur Verfügung gestellt hatte, bastelte er 2005 ein Album für seine Tochter zusammen.
Michael Hearst und Joshua Camp steuerten Melodien, Instrumentierung und Produktion bei, Papa Auster stellte drei eigene Texte zur Verfügung und übersetzte Gedichte der französischen Lyriker Guillaume Apollinaire, Philippe Soupault, Tristan Tzara, Robert Desnos und Paul Eluard ins Englische. Dennoch wäre es vermessen, von einem überehrgeizigen Vater auszugehen, der seiner Tochter ein Leben im Rampenlicht aufdrängt. Die selbstbewusste Sophie vermittelt eher den Eindruck, als hätte sie ihren Daddy vorgeschickt, um die Dreckarbeit zu leisten.
Die hohen literarischen Ansprüche und die Wahl international unbekannter Musiker beweist, dass das Team nicht auf einen schnellen Erfolg aus ist. Sophie überrascht mit ihrer tiefen, dunklen Stimme, die an Chanteusen wie Edith Piaf oder Milva erinnert. Tatsächlich gelingt es ihr, den Texten den nötigen Ernst zu verleihen, womit ihre größte musikalische Tugend ermittelt wäre.
Die Begleitung fällt dadurch auf, dass sie auf billiges Pathos verzichtet. Dennoch überzeugt sie nicht wirklich. Die Melodie des Openers "The Last Poem" erinnert zu sehr an Boy Georges "Everything I Own" (vielleicht sind sich die Herrschaften beim Fegen eines New Yorker Gehweges über den Weg gelaufen?), auch bei anderen Stücken entsteht immer wieder der Eindruck, als hätte es sie schon irgendwo gegeben. Musikalisch dienten offenbar 10.000 Maniacs und R.E.M. als Vorbild. Akustischer Pop mit Anspruch, eben.
Bei all den Gitarren, Streichern, Ziehharmonikas, Klarinetten und einigem mehr gerät Sophies Stimme stellenweise an den Rand des Geschehens. Wohl um zu vertuschen, dass es ihr noch an Einfühlsamkeit fehlt, um eigenständig einen Eindruck zu hinterlassen. Dass sich die junge Sängerin Mühe gibt, steht aber außer Zweifel, zumal drei der Texte aus ihrer eigenen Feder stammen.
Schon als Kind habe sie davon geträumt, Schauspielerin und Sängerin zu werden, erzählt Sophie. Mit ihrem Debüt hat sie sich nun beide Wünsche erfüllt. In Frankreich ist das Album bereits 2005 erschienen, also ein ganzes Jahr vor der Veröffentlichung in Deutschland. Jenseits der Grenze wird die Literatentochter als Sensation gefeiert, hält Konzerte und gibt fleißig Interviews. Ein Schicksal, dass ihr auch hierzulande blühen könnte, zumal sie verdammt gut aussieht.
Es ist sicherlich nicht das letzte Mal, dass Sophie Auster von sich hören lässt. Wenn es ihr gelingt, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen und ihre Stimme zu verfeinern, dürfen wir noch Interessantes von ihr erwarten.
5 Kommentare mit einer Antwort
"Ein Schicksal, dass ihr auch hierzulande blühen könnte, zumal sie verdammt gut aussieht." - Nuff said
Giuliano Ehrenmann. #machomacho
Die ist ja schon auch ganz ansehnlich, da hat der gute Giuliano Recht!
"zumal sie verdammt gut aussieht"...
scheint verdammt wichtig zu sein !
ohne Wertung, - bin zu sehr befangen von Ihrer "Schönheit".
laut.de im wandel der zeit.
heutzutage könnt sich der gute giulianio für solch eine sexistische entgleisung wahrscheinlich umgehend die papiere abholen.
#MachoGate