laut.de-Kritik

Der Re-Release des Trunkenbolds lohnt sich.

Review von

Mit der 12'' "Efil4ffus" (gesprochen: "Suff For Life") meldet sich Suff Daddy 2008 erstmals in der deutschen Beatbastler-Szene zu Wort. Gesäumt von zwei Non-Album-Tracks ("Kill Bill", "Drama Pt. 2") erscheint die seit zwei Jahren vergriffene EP nun als Re-Release. Fans klassischer Boombap-Beats freuen sich über 27 abwechslungsreiche Minuten, bestehend aus kurzen, knackigen Tracks und progressiveren Arrangements.

"Everything we mix is a classic / Your shit sounds plastic", schreibt sich Suff Daddy im Vocal-Sample von "Plastic 1" und der dazugehörigen Dub-Version auf die Fahnen. Diese öfters zitierten Zeilen passen wie die Faust aufs Auge zur Philosophie von Melting Pot Music. Mit dem Signing des Wahlberliners stellt das Kölner Label Anno 2008 mal wieder seine Geschmackssicherheit unter Beweis.

Der gebürtige Düsseldorfer zahlt das Vertrauen mit klanglicher Vielfalt zurück. Besagter "Plastic Dub" baut auf verfremdete Marimbaphon-Sounds, in "Kill Bill" dominieren Orgel-nahe Keyboard-Klänge das Geschehen. Ansonsten finden meist Breakbeats, satte Basslines und eine breite Synthesizer-Palette ihren Platz im Klangbild.

Hinters Mikro bittet der Beatbauer diverse Featuregäste: Miles Bonny steuert einige Soul-Tupfer zum smoothen "Late Night Suff" bei, die großartige Kissey Asplund glänzt mit ihren locker verspielten Strophen unter anderem bei "Drama Pt. 1 & 2" in Gesellschaft eines jazzigen E-Pianos.

Ansonsten legt Suff Daddy das Hauptaugenmerk natürlich auf seine Instrumentals, wobei er die Beats großzügig mit Vocal-Cuts anreichert. Dafür halten Boombap-gemäß meist ausgewählte Zeilen aus dem Ami-Rap-Fundus, bei "Brewsters" aber auch gerne mal ein herzhafter Rülpser her.

Zwischen fetten Kopfnickern wie dem mächtigen Opener "Kill Bill" und entspannteren Zwischenspielen ("Late Night Reprise") groovt sich der Produzent durch verschiedenste Stimmungslagen. Komplett aus dem Rahmen fällt nur "Gin City" mit seinem schnellen, undurchsichtigen Retro-Beat und beschwipstem Gitarren-Loop.

Letztendlich verdeutlicht der Re-Release der Debüt-EP jedoch auch den rasanten Werdegang, den der selbsternannte Trunkenbold im Anschluss an die Erstveröffentlichung durchlebt. Musikalisch große Würfe gelingen Suff Daddy schließlich erst mit der Aufnahme in den angesehenen Hi-Hat Club (2009) und der 2010er-Platte "The Gin Diaries".

Den Stücken auf "+Efil4ffus" mangelt es im Vergleich hier und da an Überraschung und Vielschichtigkeit. Gerade dank der zwei neuen Tracks lohnt sich der Re-Release in künstlerischer Hinsicht trotzdem, denn um eine handwerklich astreine und zeitlose Platte handelt es sich allemal.

Trackliste

  1. 1. Kill Bill
  2. 2. Late Night Suff
  3. 3. Brewsters
  4. 4. Late Night Reprise
  5. 5. Gin City
  6. 6. The Only Way I Know
  7. 7. Plastic 1
  8. 8. Plastic Dub
  9. 9. Like Daddy
  10. 10. Drama (Pt. 1 & 2)

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