laut.de-Kritik
Professionelles Songwriting und gekonnte Umsetzung.
Review von Alexander CordasSwosh! soll ja ein altes gälisches Wort sein und ungefähr so viel wie 'Prinzip' bedeuten. Ob das nun stimmt oder nicht ist erst einmal Banane, denn die Aussprache alleine bringt schon relativ gut rüber, wie die Band klingt. Energetisch, unverbraucht und frisch. Da mag der schon traditionell miesepetrige Indie-Jünger ob der Zusammenarbeit von Sänger Tino Oac mit den Söhnen Mannheims oder Nena die Nase rümpfen. Lassen wir ihn in der Schmollecke stehen, denn Swosh haben sich die mediale Beachtung seit ihrer EP "Walk On Left Of Pavement" spätestens mit dem Debütalbum redlich verdient.
Tino Oacs bluesig angehauchte Stimme steht im Mittelpunkt des Songwritings und markiert den Stützpfeiler von Swosh!. Besonders offenbart sich dies bei der gefühlvollen und anrührenden Klassenummer "Front Door". Eine eingängige, mit sehr viel Pop-Appeal versehene Hookline schmiegt sich ans Ohr und unterstützt dabei die melancholischge Grundstimmung des Songs. Die Badener hegen ein Faible für die gepflegte Trübsal, die immer wieder aus ihren Kompositionen hervor sticht.
Beim Großteil der Songs hatten Kurt Ebelhäuser und Guido Lucas (Blackmail, Scumbucket) die Hände an den Knöpfchen. Ein mutiger Schritt, die eigenen Babys anderen in die Hände zu geben angesichts der Tatsache, dass Tino Oac sie mit seinen Produzenten-Fähigkeiten selbst hätte groß ziehen können. Bei dem Soundkostüm ist Mäkelei jedoch unangebracht. Knackig und auf den Punkt gebracht harmonieren die Instrumente miteinander um die Wette, ohne dass sich eines störend in den Vordergrund schieben würde.
Das tut den Songs hörbar gut. "Spin Around" als erste Single-Auskopplung geht zwar gut ins Ohr, ist aber bei weitem nicht das Highlight des Albums. Den Spitzenplatz erobern sich andere. Das erwähnte "Front Door", die Düsternis von "Privacy" oder die ergreifende Melodik von "Bound" offenbaren professionelles Songwriting sowie dessen absolut souveräne Umsetzung. Speziell Alex Nies am Schlagzeug pfriemelt sich herrlich einen ab. Meilenweit von simplem 08/15-Getrommel entfernt setzt er immer wieder gekonnt rhythmische Kontrapunkte.
Schade nur, dass sie das Songfragment "XXXXX" nicht zu einem kompletten Lied ausgearbeitet haben, denn das staubtrockene Stoner-Interludium hätte doch eine ganz schmucke Nummer abgegeben. Der Brüller kommt jedoch ganz zum Schluss. Nach der zehnminütigen Achterbahnfahrt "In Vain" und einer Pause von etwas weniger als drei Minuten ließen die Swoshers das Band mitlaufen, als Bassist Enzo Miucci mit Danko Jones' "Forget My Name" auf dem Kopfhörer versucht, offenbar ohne Kenntnis des Textes, den Song mitzuträllern. Beim ersten Hören klingt das eher wie Hebräisch für Anfänger. Schön, dass eine Band, die sich Professionalität auf die Fahne geschrieben hat, so selbstironisch sein kann.
1 Kommentar
nach all den Jahren immernoch ein überragendes album. 4-5 mal im jahr kram ich das noch raus, hör es ein paar mal und gut is.
Kaufen!