laut.de-Kritik
Ein Spaziergang im strömendem Sonnenschein.
Review von Oliver LambrechtDie Stimme, die zuvor The Concretes adelte, singt nun für sich. Victoria Bergsman mag dennoch nicht ihren Namen hergeben und veröffentlicht ihr erstes Solowerk "Open Fields" als Taken by Trees. Vom Beton nun also hin zur Natur. Das gilt auch für die Musik. Die Sängerin wendet sich vom euphorisch dichten Sound ab und sammelt die possierlich fragilen Töne hinter ihrem Organ.
Gleich zu Beginn stürzt die geballte Brüchigkeit auf den Hörer ein. In "Tell Me" klingt der herbei gesehnte Monat Juli auch wie ein Bezichtigung der Lüge (you lie!). Zwischen Verwirrung und Verzweiflung strahlt hier nur der Gesang, der das Lied über eine leise Gitarre und Percussions trägt, aber seltsam orientierungslos bleibt.
Das folgende "Julia" beeindruckt mit einer thematischen Dopplung. Einerseits deutet eine altersweise klingende Bergsman einer angehenden Sängerin den Weg, auf der anderen Seite befindet sich die Sängerin selbst gerade in dieser Situation. Für all diejenigen, die Großes vorhaben, dient das beschwingte Stück sicher als willkommene Stütze; Ideal für alle, die Mut brauchen oder zusprechen wollen. Daran knüpft auch "Hours Pass Like Centuries" an, das die Zeit zwischen Bandausstieg und der Rückkehr ins Studio zusammenfasst: "Love will always have its way, Leave you singing to the trees, Then return so suddenly, Bring you electricity".
"The Legend" schleicht sich Dank seiner Eingängigkeit stetig steigend und sanft in den Gehörgang und macht es sich dort gemütlich. Die Schwedin verbindet Sehnsucht mit einer verstörenden Düsterkeit. Aus dieser Stimmung weist ausgerechnet die Ukulele der "Sunshine Lady" den Weg. Doch auch das seltsam anmutende Instrument vermag nicht die Melancholie zu vertreiben. Die erreicht im getragenen "Lost And Found", einem zaghaften Aufbäumen, ihren Höhepunkt. Knapp drei Minuten lang nimmt Bergsman die Leute mit auf einen folkigen Spaziergang bei strömendem Sonnenschein.
Abgesehen vom rein instrumentalen Titelstück glänzt das von Björn Yttling (Peter, Bjorn & John) produzierte Album im Wesentlichen mit seiner Schlichtheit. Kein Instrument reicht dem markanten Gesang der Schwedin das Wasser. Dabei bleibt "Open Fields" frei von Überraschungen und weiterhin in gewohnten, typisch schwedischen Pop-Gefilden.
6 Kommentare
ah, das schöne wort vom strömenden sonnenschein. da haut einer den nagel auf den kopf!
nee es ist eher ein schüchternes über den kopf streicheln. ich und gewalt? hier ist doch nicht mal vinyl im spiel
taken by trees... interessanter bandname. wohl zu viel "evil dead" gesehen, was?
ja olsen
im gegensatz zur neuen concretes eher ein schönes album. gut gemacht madame.
heute wieder humorresistent, kleiner benjamin?
nicht nur heute