laut.de-Kritik

Der Frust einer ganzen Generation köchelt goldig dahin.

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Welche Erwartungen stellt das Emo-Kiddie an eine ordentliche Metalcore-Platte? Sie sollte natürlich mit ordentlichem Tempo in die Magengrube fahren und dabei möglichst viel Schaden anrichten – aber bitte nicht nur Vollgas. Feine Melodien die ins Ohr gehen, um sie auf dem Schulweg im Bus heimlich mitzupfeifen, sollten auch mit von der Partie sein. Satte Breakdowns sind erwünscht, aber kein Muss. Das Nonplusultra wären Lyrics, mit denen man sich identifizieren kann oder einem aus der Seele sprechen.

Im Grunde erfüllt "One Reality" genau diese Kriterien. Wer auf besagtes Genre in seiner Reinform steht, sich dabei gerne mal den Kopf zu einem fetten Breakdown gegen einen Laternenpfosten oder wahlweise ein Werbeplakat trümmert, der findet in dieser Platte die Offenbarung. Keine Sperenzien, keine Kompromisse, keine Neuerfindung – einfach von vorne bis hinten druckvoll in die Fresse, ohne dabei irgendwo anzuecken.

Die Schulabgänger aus Pennsylvania stecken in einem Selbstfindungsprozess. Diesen drücken sie in einem für ihr Alter erstaunlich ausgereiften Soundbild aus. Da brodelt der Frust einer ganzen Generation, auch wenn er irgendwie goldig dahin köchelt.

Im Vergleich zu ihrem Debüt "I Am" packt die Produktion eine Schippe Professionalität drauf. Zeuss, der unter anderem den Sound von Hatebreed und Shadows Fall veredelt, hat schlicht mehr drauf als Zahnbelag. Die Drums krachen astrein und punktgenau, die Gitarrenläufe schieben sich spielend den Ball zu und der Bass sorgt für den nötigen Wumms. "Die Arbeit mit Zeuss war großartig. Er besitzt eine althergebrachte, fundierte Arbeitsweise, die für uns ausgesprochen angenehm war. Er ist ein phänomenaler Produzent, dessen Mitwirken uns riesig gefreut hat" weiß auch der Schreihals im Vordergrund.

In "Dying World" beweist Good sein Können am Mikro, indem er nicht nur in einer Tonlage schreit und brüllt, sondern variiert. "Lord bind our souls as one, there is no greater love" röhrt er anschließend in "No Greater Love". Ihr Glaube in allen Ehren, aber warum müssen so viele gute Metalcore-Bands dieses Gottes-Gefasel in ihre Lieder packen?

Langeweile kommt kaum auf. Hier und da brät ein Breakdown um die Ecke, der zwar noch nicht ganz so einschlägt wie bei Parkway Drive, aber doch verdammt nahe an die Australier herankommt. Tempiwechsel und eingängige Gitarrensoli halten zudem die Spannung und Hörspaß im oberen Drehzahlbereich.

Trackliste

  1. 1. Introduction
  2. 2. Magnolia
  3. 3. 1000 Lies
  4. 4. Dreamer
  5. 5. Dying World
  6. 6. No Greater Love
  7. 7. May
  8. 8. Our Freedom
  9. 9. Cyclops
  10. 10. Pretender
  11. 11. One Reality

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