laut.de-Kritik

So aggressiv klangen The Haunted lange nicht mehr.

Review von

Peter Dolving ist also mal wieder raus. Mit ihrem Gründungsfronter legten The Haunted ja zuletzt eher Gewöhnungsbedürftiges vor. Für "Exit Wounds" kehrt nun Marco Aro zurück. Und mit ihm, in modernem Gewand, die alte Schule.

Während der Vorgänger stellenweise in Alternative-Gefilde abdriftete, regieren auf "Exit Wounds" in erster Linie die Göteborger Wurzeln. Gepaart mit fetten Groove Thrash-Riffs ergibt das ungefähr die Marschrichtung des 2003er Albums "One Kill Wonder". Dort stand schließlich ebenfalls Aro am Mikrofon.

Der neue alte Sänger legt auch eindrucksvoll los. "Cutting Teeth" reißt einem tatsächlich erst einmal die Zähne raus. So aggressiv klangen The Haunted lange nicht mehr. Trotz ballernder Doublebass, ratternden Sechzehntelriffs und einem sich übergebenden Aro vergessen die Schweden aber auch die Melodien nicht.

Davon hat das nachfolgende "My Salvation" gleich noch ein paar mehr auf Lager. Nach anfänglichem Mid-Tempo-Geplänkel gibts aber auch hier ordentlich auf die Zwölf. Zum Glück halten The Haunted diesen Rhythmus über die gesamte Spielzeit des Albums durch. Die poppigen Tage scheinen passé zu sein.

Bei druckvollem Sound hackt sich das Quintett durch "Psychonaut" und sagt Gojira und In Flames hallo. "Exit Wounds" entpuppt sich als rundum gelungene, wenn auch nicht besonders bahnbrechende Scheibe. Mit 14 Songs ist das Teil zwar etwas lang geraten. Doch keines der Stücke lässt Groove und Energie vermissen.

Gemeinsam mit dem bereits angesprochenen, hörbar gesteigerten Aggressionslevel, präsentieren The Haunted auch mehr Kanten. Plätscherte "Unseen" über weite Strecken eher so dahin, knallt und kracht es in "Exit Wounds" an jeder Ecke. Zudem agiert die Band insgesamt unvorhersehbarer.

Ähnlich In Flames auf ihren neueren Werken kombinieren die Musiker traditionelle Melo-Death-Elemente mit Modernem und unterstreichen, dass sie auch anno 2014 noch ihre Daseinsberechtigung haben. Altbacken klingt "Exit Wounds" zu keinem Zeitpunkt. Und obwohl nicht wirklich etwas Neues passiert, erhalten Ola Englund, Jonas Björler, Adrian Erlandson, Patrik Jensen und Marco Aro auch gegen Ende des Albums noch die Aufmerksamkeit des Hörers. Zumal sie sich mit "Ghost In The Machine" einen der stärksten Tracks bis zum Schluss aufsparen.

Sicherlich ist "Exit Wounds" weit davon entfernt, sich über die Jahre als Meilenstein zu etablieren. Doch es zeigt, dass The Haunted sich nicht so einfach abschreiben lassen. Außerdem erfrischt "Exit Wounds" das diesjährige, in Thrash- und Melo-Death-metallischer Hinsicht nicht gerade prickelnde, Sommerloch. So schön Experimente manchmal sind – im Falle von The Haunted klappt es wohl besser, sich auf Bewährtes zu konzentrieren. Denn als brachiale Metalband funktionieren die Mannen deutlich besser als im Alternative-Kosmos.

Trackliste

  1. 1. 317
  2. 2. Cutting Teeth
  3. 3. My Salvation
  4. 4. Psychonaut
  5. 5. Eye Of The Storm
  6. 6. Trend Killer
  7. 7. Time (Will Not Heal)
  8. 8. All I Have
  9. 9. Temptation
  10. 10. My Enemy
  11. 11. Kill The Light
  12. 12. This War
  13. 13. Infiltrator
  14. 14. Ghost In The Machine

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6 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    Na Gott sein dank, sind die von dem Scheiß vom letzten Album wieder weg. "Exit Wounds" ballert wieder ordentlich!

  • Vor 10 Jahren

    Das hört sich doch ganz gut an, da werd ich mal reinhören. Das letzte Album war wirklich furchtbar, keine Ahnung, was die sich dabei gedacht haben.

  • Vor 10 Jahren

    Ist ja schön, dass sie sich "zurückbesinnen". Allerdings ist das dermaßen unglaubwürdig, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben von einer "unnatürlichen Weiterentwicklung" reden würde. Davon mal abgesehen, ist "Exit Wounds" musikalisch auch nicht wirklich der Kracher. Hier ein Slayer-Zitat, dort ein paar kernige At The Gates Riffs. Unspektakulär, da hätten sie lieber ihren zuletzt eingeschlagenen Weg weiterverfolgen sollen.

  • Vor 10 Jahren

    an revolver kommt eh nix ran. das war noch geballer...

  • Vor 10 Jahren

    Leider haben sie durch den Sängerwechsel anscheinend wieder viele gesanglichen (und damit auch instrumentalen) Nuancen abgelegt :/ Exit Wounds ist damit für meinen Geschmack echt wenig spektakulär/außergewöhnlich und bis auf ggfls. noch 'Time' keine wirkliche Errungenschaft. "Es ballert" halt oft nur vor sich hin (Ist der Drummer auch ersetzt worden? Oo) und selbst dabei kommt es nicht an ein 'Everlasting' oder 'Shithead', etc heran, wenn es denn schon Geballer sein muss :>
    Naja, dann muss nun als hoffentlich brauchbare Futteralternative die Road Kill und Caught on Tape DVD herhalten, welche ich durch Zufall entdeckt hab (Amazon sei dank) ;D
    Insgesamt eine eher bedauerliche Entwicklung.