laut.de-Kritik

Calypso-Klänge und ganz viel gute Laune.

Review von

"They build you up to knock you down/Just like the Berlin Wall"

Das Debütalbum der Holloways hat auf der britischen Insel bereits für allerlei Wirbel gesorgt. Mit ihrer Mischung aus Indie, Punk, Pop und Folk mutierten Alfie Jackson (Gesang, Gitarre, Mundharmonika), Rob Skipper (Gesang, Gitarre, Geige), Bryn Fowler (Bass, Gesang) und Dave Danger (Schlagzeug, Percussion) zum letztjährigen NME-Herbst-Hype. Das Debüt kletterte auf Platz 1 der Indie-Charts und wurde von besagter Postille zum "besten Gitarren-Pop-Album 2006" erhoben. Doch da die dortige Musik-Presse bekanntlich im Monats-Kanon unermüdlich neue Lobeshymnen ausspuckt, werden es die Holloways trotz allerlei musikalischer Raffinesse sicher ebenso schwer haben im Gespräch zu bleiben, wie all die vielen "The Next Big Thing"-Bands zuvor, die schon längst wieder vergessen sind.

"So this is Great Britain and welcome aboard/A sinking ship thats full of shit and someone nicked the oars"

Neben einer offenkundigen Absage an das britische Nationalbewusstsein bietet das Album einen anschaulichen Rundgang durch die Geschehnisse, Probleme und Anliegen des alltäglichen Lebens junger Briten auf der Insel. Sänger Alfie singt über durchzechte Nächte auf der Suche nach einem Freund, der ihm ein offenes Ohr schenkt ("Dancefloor") oder über sehnsüchtige Abende im Club und dem Wunsch, jemanden zu finden, der ein wenig Freude in sein Leben bringt ("Two Left Feet"). Alles verpackt in leichte, flockige Gitarrenrhythmen, garniert mit illustren Calypso-, Folk- und Ska-Klängen. Songs wie "Generator" oder "Dancefloor" sprühen vor guter Laune und verbreiten eben diese im Handumdrehen.

"I can get a record player, and a generator/Generate the music that makes you feel better"

"Generator" besticht durch karibische Percussions und fröhlichen Singalong-Refrain. Wer die zweite Single der Holloways kennt, kann sich ausmalen, wie viel Freude und Spaß das Album in Komplettlänge verbreitet. Denn "So This Is Great Britain?" liefert dreizehn muntere Songs, die auch dem größten Griesgram ein Lächeln entlocken sollten. Allerlei lebhaft, heitere Mundharmonika- sowie Geigenparts verstärken dies noch. Zackige Ska- und Punk-Rhythmen verleihen den Songs zudem gehörig Energie und eine große Ecke Tanzflächenfeger-Potential.

"All the fucked up fuck ups fucking me up"

Die LP gefällt vor allem dank ihres Humors. Die Tracks sind durchweg sehr gitarrenorientiert und bestechen mit witzigen, gern auch ironischen Lyrics. Sowohl textlich als auch soundtechnisch erinnern die Holloways an Little Man Tate, hier und da erkennt man jedoch auch Parallelen zu den Paddingtons oder The Kooks. Auch wenn Alfi, Rob, Bryn und Dave größtenteils charmant-witzig daherkommen, stimmen sie ab und an auch besinnlichere Töne an, etwa in "Most Lonely Face". Der Song legt den Fokus auf einen melancholischen Gesang und schwermütige Violinen. Auch "Diamonds And Pearls" klingt getragener – das Stück strebt weniger dringlich nach vorn, wirkt dafür aber ruhiger und melodischer. "Fuck Ups" beschließt das Album dann wieder gewohnt freudig bzw. dynamisch.

"Who's to blame? The mainstream media?"

Alfie und Co. darf man auf jeden Fall die Daumen drücken, schließlich haben sie mit "So This Is Great Britain?" ein rundes, fröhliches und vor allem mitreißendes Gute Laune-Album abgeliefert, das den Hörer mit dreizehn erfrischenden Sommersongs in fröhliche Erwartung auf die schönste aller Jahreszeiten stimmt.

Trackliste

  1. 1. So This Is Great Britain?
  2. 2. Generator
  3. 3. Dancefloor
  4. 4. Fit For A Fortnight
  5. 5. Two Left Feet
  6. 6. Re-invent Myself?
  7. 7. Most Lonely Face
  8. 8. Malcontented One
  9. 9. Happiness And Penniless
  10. 10. What's The Difference?
  11. 11. Diamonds And Pearls
  12. 12. Nothing For The Kids
  13. 13. Fuck Ups

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LAUT.DE-PORTRÄT The Holloways

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