laut.de-Kritik
Dieser Stilmix gerät doller als die Polizei erlaubt.
Review von Yan VogelAmsterdam ist nicht gleich Heidelberg. Aber dahin zieht es die australischen Rocker von The Living End sowieso nicht zurück, wie sie es im melancholischen Abschiedsgruß an eine verflossene Beziehung im Track "Amsterdam" besingen. Konsequent klingt es nur, dass die Band das dazugehörige Video im beschaulichen Heidelberg gedreht hat. Diese leise Nummer verdeutlicht das gewachsene Selbstbewusstsein des Trios. Im Heimatland längst Breitwand-Superstars, buhlt die Gruppe hierzulande im Vorprogramm der Toten Hosen um Aufmerksamkeit.
Dabei ist das Motto "Anything Goes" die Losung. Die Ex-Gretsch-Punks haben ihre Wurzeln nicht gekappt, blicken allenfalls mit nostalgischem Blick darauf zurück. Wenn schon nicht nach Amsterdam, dann auch keine musikalische Rolle rückwärts, denken sich Fronter Chris Cheney und Co.
Die Musik von The Living End findet sich in vielen Sound-Gewändern wieder. "Otherside" ist näher an Sting, Copeland und Summers als es die Polizei erlaubt. "Drop The Needle" mäandert in die Hörgänge in bester Post-Americana-Manier wie ihn gerade The War On Drugs in Perfektion zelebrieren. "Wake Up The Vampires" stünde mit seinem theatralischen Refrain ein Spot in der "Rocky Horror Picture Show" gut zu Gesicht. Auch die Springsteen-Nachlassverwalter von The Gaslight Anthem sind ein omnipräsenter Einfluss.
"Proton Pill" und "Rat In A Trap" ziehen das Tempo und die Härte-Schraube ein wenig an. Auch wenn der schräge Album-Titel die Vermutung zulässt, sehen die Australier das Leben nicht durch die rosarote Brille. In "Death Of The American Dream" rechnet die Band mit der Weltpolizei ab und teilt ihr Bashing in einen räudigen Agit-Rocker und einen Folk-Abschluss in bester Singer/Songwriter-Tradition.
Der Superstar-Status in Australien trägt zum Glück nicht dazu bei, dass The Living End sich in Klischees tummeln. Die Band ist ein schillernder Kosmos. Ähnlich der letzten Foo Fighters Platte "Concrete And Gold" oder Arctic Monkeys' Psychedelic-Verbeugung "Tranquility Base Hotel & Casino" verharrt die Band nicht in Stillstand und bleibt ihrer Kreativität treu. In vielen Teilen der Erde findet der Stilmix seinen Anklang, bestimmt auch in Amsterdam.
3 Kommentare
Fällt stark auf, dass in dieser Review in erster Linie verlinkt wurde, um Traffic zu erzeugen und man eigentlich nicht wirklich was über das Album zu sagen hat. Ist wahrscheinlich auch dem Album geschuldet...
Naia,Superstars sind die (leider) auch in Australien nicht.
Bin gespannt auf das Album!