laut.de-Kritik
Punk oder nicht Punk? Ihr macht Rockmusik, Leute!
Review von Kai Butterweck"Wir wollen mit jedem Album etwas Neues bieten", so The Offspring-Frontmann Dexter Holland. In dicken Lettern prangt des Sängers Zitat ganz oben auf dem Pressezettel zum neuen Album "Days Go By", fast schon, als wolle man der ewig im Raum stehenden Punk-oder-nicht-Punk-Diskussion bereits im Vorfeld jedweden Nährboden entziehen.
Vielleicht hätte man die Info schon weitaus früher entsenden sollen, denn in aktuellen Interviews werden die Kalifornier nahezu permanent mit dieser Frage konfrontiert. Das Quintett hat dazu keine rechte Antwort parat.
Das ist nur allzu verständlich. Lässt man die Einstellungsfrage einmal außen vor und kümmert sich stattdessen nur um den musikalischen Output, dann hat pubertäres Party-Hip Hop-Gehopse ("Cruising California") und dröges Mariachi-Gezupfe ("OC Guns") erst einmal wenig mit archaischer Genre-Basis zu tun.
Warum sich die Combo mit derart auf junge Hüpfer getrimmten Mumpitz einlässt, bleibt wohl auf ewig ein Rätsel. Um sich der Schubladendiskussion zu entziehen, braucht es nämlich keinerlei aufgesetzte Hohlhirnausflüge, sondern lediglich Songs wie "Days Go By", "All I Have Left Is You" oder dem Re-Release von "Dirty Magic": drei Songs, die belegen, dass sich The Offspring auch durchaus auf massenkompatibleren Terrains wohlfühlen. Ob mit Arena-Flair ("Days Go By"), halb balladeskem Schaffen ("All I Have Left Is You") oder treibender Nachdenklichkeit ("Dirty Magic"): Fernab von gewohntem High-Speed-Galoppiere im Stile von "The Future Is Now", "Secrets From The Underground" oder dem zackigen Ohrwurm "Dividing By Zero" überzeugen die Vier vor allem dann, wenn sie sich zwischen den Extremen bewegen.
Soundtechnisch verlässt sich die Band abermals auf die Fertigkeiten von Produzenten-Guru Bob Rock (Metallica, Bon Jovi). Wie bereits auf dem Vorgänger bleibt keine noch so schnell zischende Hi-Hat und kein Turbo-Lick im Verborgenen. Alle Instrumente stehen in einer Reihe, keiner kommt zu kurz. So spielt es letztlich keine Rolle, ob Turbo ("Turning Into You") oder zweiter Gang ("Slim Pickens Does The Right Thing and Ride The Bomb To Hell"): Der Baumeister hat alles im Griff.
Dass The Offspring pogotaugliche Fast Forward-Nummern schreiben können, haben sie in ihrer langen Karriere schon häufig genug unter Beweis gestellt. Dass sie sich aber mittlerweile genauso wenig vor etablierten Midtempo-Breitband-Rock-Kollegen verstecken müssen, hat dem Quartett wohl noch keiner so richtig geflüstert. Anders kann man sich die Zurückhaltung und Unsicherheit während eingangs erwähnter Diskussionsrunden wohl nicht erklären. Rockmusik, Leute! Ihr macht Rockmusik. Punkt, aus, Ende.
16 Kommentare mit 2 Antworten
Cruising California ist meiner Meinung nach der bis dato schlechteste Song der Band. Allerdings ist der Rest des Albums besser, als ich es noch für möglich gehalten habe.
naja oc guns is auch schon ziemlich scheiße und warum es eine neuauflage vom schon perfekten dirty magic braucht weiß kein mensch (und warum sowas dann nich wenigstens ein bonus track wird?)
leider sind aus irgendwelchen gründen die neueren offspring alben nich mehr auf spotify und ich hab mir aus faulheit angewohnt nur noch spotify zu hören
wollte eigentlich - ohne die review zu lesen - los werden dass Cruising California ein verbrechen ist. ansonsten wirklich ordentlich!
schon gespannt was die platte hergibt! sah die typen vor ein paar jahren live - schwer zu empfehlen
Habe mir erst gestern zusammen mit der neuen Green Day Scheibe dieses Album zugelegt und bin echt begeistert! Den Vorgänger "Rise and Fall?" fand ich auch schon sehr gut aber dieses Album find ich noch ein Stück besser weil abwechslungsreicher. Ja, Cruising California ist eigentlich schlimm, doch beim Autofahren macht es Spaß
@James K. Polk (« Ja, Cruising California ist eigentlich schlimm, doch beim Autofahren macht es Spaß »):
Genau so ist es! Nicht alles so Bierernst nehmen, Leute. Die Platte macht Spass, und ist nicht langweilig, was bei Punkplatten nicht selten vorkommt. Obwohl es auch sowieso Pop ist. Eine Sommerplatte, nur drei Monate zu spät.
so jetz sind die offspringer dran ein solides und faires ranking zu bekommen:
gut: so sei es
the offspring: 6/10
ignition: 9/10
smash: 8/10
ioth: 7/10
americana: 9/10
splinter: 8/10
rise and fall: 7/10
days go by: 7/10
suma sumarum: offspring starten schwach haun aber dann ordentlich auf die kacke mit ignition und smash
kommen stark zurück mit americana zwar wesentlich poppiger aber dennoch starke nummer, was mit splinter nochmal einen neuen aufguss bekommt.... dann bleibt es zwar solide aber wird leider auch etwas dröge, ich nenne es das koRn Syndrom: zwar durchwegs gutes zeug aber ignition smash (und americana) bleiben einfach die hitz der bande!!!
message an dexter: es war wirklich nicht cool von dir dirty magic neu zu releasen!! -.-
ich trinke grad das weltenburger kloster bier, das ist echt lecker