laut.de-Kritik
Nach dem frühen Höhepunkt macht es sich die Band zu einfach.
Review von Sven Kabelitz"Welcome Jack, the new drummer / He jammed with the mighty Joe Strummer." Jack Irons ist schon ein umtriebiges Kerlchen. Von den Red Hot Chili Peppers über Pearl Jam zu Spinnerette, um nur ein paar Stationen zu nennen. Nun macht er es sich auf dem Schlagzeughocker von Jakob Dylans wieder formierten Wallflowers bequem. Neben ihm setzt sich die neue Formation aus Gründungsmitglied Rami Jaffee (Keyboards), Bassist Greg Richling und den beiden Gitarristen Stuart Mathis und Jay Joyce zusammen. "Eyes on the prize / Reboot the mission."
"Reboot The Mission", die Single zum Warmstart, stellt Dylan noch den ehemaligen The Clash-Gitarristen Mick Jones zur Seite. Mit dessen Gitarre, einem Offbeat Piano und dem Dub-lastigen Bass von Richling, der hier stark an Paul Simonon erinnert, mutierte der Track zu einer "Sandinista!"-Reminiszenz. Ohne Jones käme dies vielleicht einer platten Kopie gleich. Mit ihm an Bord ist "Reboot The Mission" eine rassige Verbeugung vor The Clash und dem 2-tone der frühen 1980er. "London Calling" ohne Punk-Attitüde.
Leider ist damit der Höhepunkt von "Glad All Over" schon abgefrühstückt. Die Wallflowers geben sich alle Mühe, dreckig und rau zu klingen und spielten das Album live ein. Ecken und Kanten sind trotzdem spärlich gesät. Zu oft verfallen sie wieder in soliden Radio-Pop-Rock ("Love Is A Country") und geben die Bruce Springsteen-Tribute-Band ("Have Mercy On Him Now").
"It Won't Be Long (Till We're Not Wrong Anymore)" mutet wie eine Zusammenarbeit von Tom Petty und Del Amitri an, die ihnen aber zu langweilig zum Veröffentlichen war. Ein langgezogenes Gähnen. Selbst ein weiterer Auftritt von Jones in "Misfits And Lovers" will schon nicht mehr so richtig funken.
Doch "It's A Dream" fängt noch mal die Rissigkeit von "Reboot The Mission" auf, ohne zu kopieren. Ein Schunkelklavier, stark verzerrter Bass, konsequente Drums und eine Gitarre wie aus einem 1960er B-Movie. Eine Fahrt durch die Nacht, Runnin' Down' A Dream. "We can't stop fighting till we know God exists."
Eine Slidegitarre durchbricht das bitter und fiebrige "Constellation Blues" mit seinem pochendem Herzen der Rhythmussektion. Der Song erzählt die Geschichte eines gerade einmal zwanzigjährigen Soldaten, der sich mit einer nicht existierende Zukunft konfrontiert sieht. Um das lauwarme und viel zu glatte "The Devil's Waltz" dürfte der Teufel einen weiten Umweg machen.
Das sechste Album hinterlässt den Hörer nicht "Glad All Over". Dafür hat es sich Jakob Dylan mit seiner Band viel zu einfach und bequem gemacht. Unausgewogen schlendern sie zwischen ein paar achtenswerten Tracks und Belanglosigkeiten hin und her. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Schemel, auf dem Irons platz nimmt, wieder mehr Feuer unterm Hintern hat.
3 Kommentare
Da sind die Wallflowers drin
Was mich bei Laut.de - nicht nur bei Laut.de - öfters stört, sind die ständigen Vergleiche der besprochenen Künstler mit anderen Künstlern. Die Wallflowers haben es sicher nicht nötig bei anderen abzukupfern. Es scheint mir so, als ob der Rezensent(blödes Wort) in den Schubladen herumkramt, um in seinen Kommentar einen roten Faden zu bringen. Heraus kommt eine lustlose Schreiberei über eine Musik, mit der er wohl wenig am Hut hat !
@Der-Wal (« Da sind die Wallflowers drin
Was mich bei Laut.de - nicht nur bei Laut.de - öfters stört, sind die ständigen Vergleiche der besprochenen Künstler mit anderen Künstlern. Die Wallflowers haben es sicher nicht nötig bei anderen abzukupfern. Es scheint mir so, als ob der Rezensent(blödes Wort) in den Schubladen herumkramt, um in seinen Kommentar einen roten Faden zu bringen. Heraus kommt eine lustlose Schreiberei über eine Musik, mit der er wohl wenig am Hut hat ! »):
Ich kann nichts schlimmes daran finden, Künstler mit anderen zu vergleichen beziehungsweise Kunst innerhalb des Kontextes zu beschreiben und zu bewerten, in dem sie entsteht. Wenn du gar keine anderen Musiker im Hinterkopf hast bei der Rezension, wie soll so eine denn dann aussehen? Dann müsste man sich ja bei jeder Rockscheibe aufs neue freuen, dass endlich mal jemand auf die Idee gekommen ist, eine Gitarre elektrisch zu verzerren. Und wenn sich die Vergleiche quasi aufdrängen, warum sie dann nicht nennen?
Wenn man ohne Verweise und Vergleiche auskommen will, dann wäre jedes einzelne Album das beste Album der Welt. Man ist als Musiker immer von anderen Musikern beeinflusst, ob bewusst oder unbewusst. Das hat doch nichts mit abkupfern zu tun, oder?
@ TheBeast666
Vergleichen ist - wie in vielen Situationen - ein gutes Mittel um sich über etwas klar zu werden.
Hier bei den Wallflowers wird jedoch für mich eindeutig daraufhinverglichen, um den müden Eindruck von der Band stichhaltig zu begründen. So klingen sie nach Springsteen, dort nach Tom Petty und und und.
Die Wallflowers haben einen unverkennbar eigenen Stil. Natürlich klingt nicht alles weltbewegend.
Aber lasst sie doch einfach die Wallflowers sein.
Jede Band will eine eigene Identität, bis auf die ausgesprochenen Coverbands vielleicht.
Die Wallflowers - eine Post-Springsteen-Petty-Band aus der Pre-Kaktus-Eisbär-Aera - im Regal unter K2R-007-08/15 einsortiert. Mir hilft eine solche Katalognummer im Genre-Dschungel nicht weiter.