laut.de-Kritik
Ungeschnulzt kommt hier keiner raus!
Review von Michael EdeleDie kleinen Brüder von Nickelback sind also wieder zurück und mit 14 monatiger Verspätung erscheint ihr drittes Album "Scars & Souvenirs" auch hier. Ob das vielleicht etwas mit dem Start von "Transformer - Die Rache" zu tun hat, zum dem die Kanadier den Schmachtfetzen "Not Meant To Be" beisteuern? Ein Schelm, wer böses denkt? Wohl kaum ...
Sonderlich schelmisch muss man auch nicht sein, um festzustellen, dass die Herren den amerikanischen Mainstream sehr genau im Auge haben. Und der hat sie umgekehrt wohl ziemlich genau im Ohr, denn mit fünf Balladen und gerade mal vier etwas härter rockenden Songs ist auch für die dritte Veröffentlichung der Band Platin vorprogrammiert. Gold haben sie für die Scheibe bereits eingesackt. Im Fahrwasser von Nickelback lässt es sich in Nordamerika gut auskommen.
Die bereits erwähnte akustische Tränendrüse weist die typische Orchestrierung und die nicht minder typische tragische Liebesgeschichte auf und klingt dabei wie eine perfekte Schnittmenge aus Nickelback und Aerosmith. Ungeschnulzt kommt hier keiner raus und so macht es "Heaven (Little By Little)" dem Hörer schon schwer, nicht einem der schmachtenden Geigen den Stock aus der Hand zu reißen und sich das Trommelfell zu durchbohren. Sowas muss natürlich als Single erscheinen, ganz klar.
Dabei sind mit "By The Way", "Wait For Me" und "Hate My Life" auch drei wirklich gute balladeske Nummern vorhanden. "Hate My Life" hat sogar anderthalb Eier im Sack und wirkt ein wenig rockiger. Was uns zu den härteren Tracks auf "Scars & Souvenirs" bringt, die vom Opener "So Happy" angeführt werden. Der erinnert nicht selten an Alice In Chains, ohne das Sänger Tyler an die näselnde, leicht angepisste Tonlage von Layne Staley rankäme.
Mit deutlichem Stone Sour-Einschlag kommt "Crutch" ums Eck und wenn The Cult wegen "Bad Girlfriend" auf einmal Tantiemen verlangen, sollten sich die Theoretiker nicht wundern. Ansonsten wird weitgehend im Nickelback-Gehege gerockt und bewegt sich dabei weitgehend im mittleren Tempo. Das wird in Deutschland vermutlich keine Euphorie auslösen, ist aber (vom stellenweise arg hohen Schnulzfaktor abgesehen) recht ordentlicher Alternative-Rock.
3 Kommentare
Völlig korrekter Verriss! Langweilig hoch 10 diese Band.
@laut.de (« Dabei sind mit "By The Way", "Wait For Me" und "Hate My Life" auch zwei wirklich gute balladeske Nummern vorhanden. »):
Mir sind 1, 2 gute Lieder bekannt, ansonsten ist die Band ziemlich überflüssig.