laut.de-Kritik

Lebloses Comeback direkt aus der Schlagerhölle.

Review von

In den letzten zehn Jahren nach seinem Orchesteralbum "Songs Forever" (2006) blieb es - abgesehen von einer Kooperation mit Uwe Fahrenkrog-Petersen, einer Dance-Platte für die russischen Fans und einer CD für den Gabentisch am Heiligabend - um Thomas Anders musikalisch ziemlich ruhig. Mit seinem ersten deutschsprachigen Album "Pures Leben" nimmt er nun Kurs in Richtung Schlager.

Die Single "Der Beste Tag Meines Lebens" entert mit 4-/4-Stampfbeat und Synthiepiano direkt das nächste Dorfdiscozelt. "Sternenregen" taugt mit einer an "Poker Face" von Lady Gaga erinnernden Einleitung eher als Soundtrack für einsame Hausfrauen, die sich danach sehnen, von "Traumtänzer" Thomas im Cabriolet mit aufgeknöpftem Hemd an die Adria entführt zu werden. Lyrisch zählt für Thomas Anders allein die Magie im Hier und Jetzt. Die Themen Leben, Liebe, Trennung und neues Glück prägen auch den weiteren Verlauf.

Es wechseln sich generische Schlagersongs im stets gleichbleibenden Strophe-Refrain-Strophe-Bridge-Refrain-Schema mit Balladen im Midtempobereich unter einer Schmalzschicht von Streichern und Klaviertönen aus der Konserve ab. Musikalisch kommt "Pures Leben" über ZDF-Fernsehgarten-Niveau zu keiner Sekunde hinaus. Die leblose Produktion von Anders' langjährigem Freund Christian Geller, die jedwede Dynamik totkomprimiert, unterstreicht die weitgehende kompositorische Ödnis.

"Sie Und Ich Und Du" handelt von einer Dreiecksbeziehung, klingt aber mit seinen hüftsteifen Funk- und Lounge-Anleihen biederer als eine Folge der Lindenstraße. In "Zurück Zu Dir" mit aufgesetzten balearischen Versatzstücken kreiert er für seine Verflossene gar die Wortneuschöpfung "Lebensautobahn". Demgegenüber schwebt er in "Schwerelos" für seine neue Flamme auf Wolke 7 und reimt im Refrain "schwerelos" auf "die Schwere los". Fehlt nur noch der Bachmannpreis für sein besonderes Sprachtalent.

Am häufigsten macht Thomas Anders, der mit seiner Norakette in den 80ern für mehr Schlagzeilen gesorgt hat als mit seiner Fähigkeit als Komponist, von den Wörtern "Augenblick" und "Moment" Gebrauch. Den Tiefpunkt auf dieser einzig als Bieruntersetzer brauchbaren CD erreicht "Ein Augenblick Der Alles Dreht" mit 80er-Jahre-Discofox-Sounds und Dieter-Bohlen-Gedächtnisrefrain. An der Gezwungenheit und Aufdringlichkeit des Arrangements ändert der mit lüsterner Hingabe vor sich hin schmachtende und hauchende Gesang des 54-jährigen herzlich wenig. Der obligatorische Mutmacher, sein Leben neu zu beginnen, darf am Ende mit "Fliegen" ohnehin nicht fehlen- Musik, die so berechenbar daher kommt wie ein Groschenroman.

Somit ein Album, das im Regal neben Andrea Berg und Fantasy kaum weiter auffällt. Die markante Stimme von Thomas Anders besitzt zwar immer noch eine unverkennbare Signatur, hilft "Pures Leben" jedoch keineswegs aus der Schlagerhölle hinaus. Das Hören dieser Platte kommt dadurch letzten Endes einer qualvollen "Odyssee" gleich, wie der Ex-Modern-Talking-Sänger folgerichtig im vorletzten Track erkennt.

Trackliste

  1. 1. Der Beste Tag Meines Lebens
  2. 2. Sternenregen
  3. 3. Das Lied Das Leben Heißt
  4. 4. Feuerwerk
  5. 5. Sie Und Ich Und Du
  6. 6. Unendlich
  7. 7. Schwerelos
  8. 8. Traumtänzer
  9. 9. Zurück Zu Dir
  10. 10. Träume
  11. 11. Ein Augenblick Der Alles Dreht
  12. 12. Odyssee
  13. 13. Fliegen

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