laut.de-Kritik

Als stünde Ex-New Order Peter Hook am Bass.

Review von

Lauscht man deutschen Bands, die sich fernab des Mainstream in mal mehr mal weniger experimentellen Klangkollagen künstlerisch ausdrücken, dann stehen die Chancen gut, dass Joachim Irmler seine Finger mit im Spiel hat.

Der Faust-Gründer macht nicht nur selbst Musik. Als Besitzer eines Aufnahmestudios, künstlerischer Direktor eines Open-Air-Festivals und Betreiber des Labels Klangbad verfügt er die Möglichkeiten, befreundete Bands im richtigen Moment zu unterstützen. To Rococo Rot haben ihren neuen Longplayer "Speculation" in Irmlers Studio, in der Abgeschiedenheit der oberschwäbischen Provinz, aufgenommen. Ein Umstand, der nicht ohne Folgen bleibt.

Viel Luxus haben Stefan Schneider und die Brüder Robert und Donald Lippok offenbar nicht vorgefunden. Und genau das hat den Sound auf "Speculation" geprägt. "Die technische Ausstattung im Faust Studio ist im guten Sinne einfach. Dadurch konnten wir unsere Musik fast so aufnehmen, wie eine Liveband und doch ein Maximum an Brillanz und Plastizität erreicht", sagt Stefan Schneider rückblickend.

Der Sound von To Rococo Rot wirkt im Vergleich zu früheren Releases entschlackt, auf das Wesentliche konzentriert. Die vielschichtigen Arrangements, die ihnen anfangs Vergleiche mit Tortoise und Boards Of Canada einbrachten, findet man auf "Speculation" nicht.

Insgesamt verdichten To Rococo Rot die elektronischen Komponenten in ihrer Musik. Dadurch erfährt insbesondere das Bassspiel des Ex-Kreidler-Mitglieds Stefan Schneider eine deutliche Aufwertung. Die ersten Töne des Openers "Away" bestimmt er mit seinen raumgreifenden Basslines.

Bei "Working Against Time" spielt er sich dann in aller Deutlichkeit in den Vordergrund. Erinnerungen an Peter Hooks charakteristisches Bassspiel stehen nicht nur bei diesem Track als Referenzpunkt im Raum. Wie Hook so versteht es auch Schneider, mit seinem Bass den Stücken genügend rhythmische Stützkraft zu geben und doch gleichzeitig ganz entscheidend an deren melodischer Entwicklung mitzuarbeiten.

Erst gegen Ende von "Speculation" erfährt dieses Schema eine vorsichtige Auflösung. Die Tracks tendieren mehr in Richtung Improvisation. Das Halt gebende Bassspiel ordnet sich unter und stellt sich mit den anderen Tonspuren auf eine Stufe. Beim letzten Stück regiert dann endgültig die Improvisation über die Struktur. Kein Wunder, dass es sich Jochen Irmler bei "Friday" nicht nehmen lässt, seine Orgel anzuwerfen und mit To Rococo Rot zu jammen.

Trackliste

  1. 1. Away
  2. 2. Seele
  3. 3. Horses
  4. 4. Forwardness
  5. 5. No Way To Prepare
  6. 6. Working Against Time
  7. 7. Place It
  8. 8. Ship
  9. 9. Bells
  10. 10. Fridays

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