laut.de-Biographie
Tori Amos
Eigentlich spielt Tori Amos nur Klavier und singt dazu. Aber das tut sie eben einmalig schön.
Sie erblickt am 22. August 1963 als Myra Ellen Amos in Newton in North Carolina das Licht der Welt. Mit zweieinhalb beginnt sie Klavier zu spielen, mit vier singt und spielt sie im Kirchenchor, mit fünf wird sie die jüngste Schülerin, die das Peabody Conservatory in Baltimore jemals hatte.
Ihre Art, klassische Stücke nach ihren eigenen Gefühlen zu interpretieren, stößt bei einigen Lehrern dort allerdings nicht auf Gegenliebe. Mit zehn Jahren muss Myra die Schule wieder verlassen.
1983 ändert sie ihren Namen in Tori, ein Jahr später zieht sie nach Los Angeles, wo sie 1987 ihre erste Platte mit einer Hardrock-Band namens Y Kant Tori Read veröffentlicht. Das Album gerät zum Total-Flop. Kurz darauf löst sie die Band auf.
1992 erscheint ihr Solodebüt "Little Earthquakes", das mit wunderschönen, sehr privaten Songs besticht, sich über zwei Millionen Mal verkauft und ihr verschiedenste Awards beschert. Besonderes Aufsehen erzeugt der Song "Me And A Gun", in dem sich Tori Amos als Vergewaltigungsopfer outet. Sechs Jahre zuvor bedrohte sie ein Konzertbesucher mit einem Messer bedroht und zwang sie zum Geschlechtsverkehr.
Noch im selben Jahr erscheint die EP "Crucify". Neben haufenweise eigenen Songs findet sich darauf auch Nirvanas "Smells Like Teen Spirit", das das Original an Intensität beinahe noch übertrifft. 1994 erscheint "Under The Pink", als Single koppelt sie unter anderem den Mega-Hit "Cornflake Girl" aus.
1996 kommt "Boys For Peel" auf den Markt. Die Presse beschäftigt sich jedoch mehr mit dem Cover - ein junges Ferkel an ihrer Brust - als mit dem Album selbst. Fortan beschert uns Frau Amos mit beharrlicher Regelmäßigkeit alle ein bis zwei Jahre eine neue Scheibe.
2003 veröffentlicht sie ihre erste Best-Of-Compilation. Von ihr selbst zusammengestellt, wartet "Tales Of A Librarian" mit 20 Songs auf, die einen Überblick über ihr bisheriges Werkeln erlauben: eine gesungene Autobiografie, sozusagen. Eine Retrospektive mit Songs, die ihren bisherigen Werdegang reflektieren und aufarbeiten.
Die anschließende Schaffenspause überbrücken Tori Amos und ihr Label 2004 mit dem gelungenen Livemitschnitt "Welcome To Sunny Florida". Neben "The Beekeeper" (2005)veröffentlicht Amos in Zusammenarbeit mit der Journalistin Ann Powers die Autobiographie "Piece By Piece".
Mit "A Piano - The Collection" lässt Amos 2006 auf fünf CDs eine Mischung aus Best-Of und Raritätenschau folgen, die insgesamt 86 Songs aus 15 Jahren birgt. Während sich Tori mit "American Doll Posse" (2007) und ihrer Darstellung unterschiedlicher Weiblichkeitsentwürfe auf die Göttinnen des Olymps bezieht, setzt sie sich auf "Abnormally Attracted To Sin" 2009 mit den ambivalenten Moralvorstellungen der Gesellschaft auseinander und plädiert für spirituelles Miteinander. Eine Botschaft, die auch "Midwinter Graces" noch einmal betont.
Mit der Veröffentlichung ihres ersten Weihnachtsalbums startet Tori Amos gleichzeitig eine drei Jahre umfassende Reise in Klassik-Gefilde. Nach dem Konzeptalbum "Night Of Hunters" und der Retrospektive "Gold Dust" kehrt die Sängerin erst 2014 wieder zu ihren poppigeren Singer/Songwriter-Wurzeln zurück - mit "Unrepentant Geraldines".
In welche Rolle sie während ihres musikalischen Schaffens auch schlüpft: Alle ihre Inszenierungen dienen dem Zweck, über die musikalische Vermittlung auf überkommene Wertmaßstäbe aufmerksam und sich für eine umfassende Toleranz stark zu machen, die der Vielseitigkeit des menschlichen Daseins gerecht wird:
"Ich habe mich dagegen entschieden, in der Rolle des Opfers zu erstarren. Ich habe dieses unglaubliche Geschenk der Musik, und ich nutze es, um bestimmte Themen immer wieder anzusprechen. Dazu gehören eben das Patriarchat und die ungerechte Machtverteilung", so Tori Amos.
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