Zum Glück war nicht alles Eurodance: Grunge feierte die letzte große Party, Punk ein Revival, und über allem dämmerte die G-Funk-Ära herauf.
Konstanz (laut) - Ja, werte Gemeinde: 1994 hatte Eurodance das musikalische Geschehen hierzulande fest im Griff. Jesses, mag sich da die eine oder andere denken, doch: Ganz so schlimm, wie man es vielleicht in Erinnerung hatte, war das Genre gar nicht, wenn man ihm einmal mit einem bisschen weniger Verachtung und etwas mehr Wohlwollen gegenübertritt. Das haben wir allerdings an anderer Stelle bereits getan, deswegen ist es wahrscheinlich nicht tragisch, dass die Eurodance-Quote unter unseren handverlesenen Platten des Jahres doch sehr energisch gegen Null tendiert:
Das Weltgeschehen kümmerte sich ohnehin nicht um musikalische Moden. Während Deutschland an Kanzler Helmut Kohl festhielt, bekam Südafrika mit Nelson Mandela seinen ersten Schwarzen Präsidenten. Russland zog seine Soldaten aus Estland und Lettland ab, marschierte dafür aber in Tschetschenien ein: Mit der Invasion der Kaukasusrepublik begann im Dezember der erste Tschetschenienkrieg. Hierzulande durften wir uns dagegen vergleichsweise glücklich schätzen: Uns überrannte bloß die Kelly Family, die in jenem Jahr ihren Durchbruch feierte.
Eine kleine Schlacht brachen weiland auch Pearl Jam vom Zaun: Sie legten sich mit dem Giganten Ticketmaster an, allerdings nicht sehr nachhaltig, wie ein Blick auf die Preise der aktuellen Tour zeigt. Karten dafür? Gibts für knapp 180 Euro. Bei Ticketmaster. Oh, the irony.
MTV vergab 1994 erstmals die Europe Music Awards. Beim dagegen altehrwürdigen Eurovision Songcontest vollzog sich ebenfalls eine Premiere: Paul Harrington und Charlie McGettigan gewannen mit "Rock'n'Roll Kids" für Irland - zum dritten (!) Mal in Folge. Oh, und noch eine Novität gefällig? Als erster hochoffiziell sicher übers Internet gehandelter Artikel ging eine CD von Stings "Ten Summoner's Tales" in die Geschichte ein: Das Teil kostete 12,48 Dollar plus Versandkosten. If you don't know, now you know.
In unterschiedlicher Heftigkeit freuen sich Menschen heute über die Geburten von Justin Bieber, Luca Hänni, Harry Styles, Halsey, Earl Sweatshirt oder Capital Bra. Unisono beweinte die Musikwelt dagegen den Tod Kurt Cobains, der in seiner Garage nicht nur seinem Leben, sondern auch seiner Band Nirvana ein zu frühes Ende setzte.
So klingt 1994
Grunge mag danach ebenfalls erledigt gewesen sein, im Sound des Jahres 1994 jedoch spielte das zusammengewürfelte Genre, das man vielleicht treffender (wenn auch weniger griffig) "Vermischtes aus Seattle im Holzfällerhemd" hätte nennen können, noch eine große Rolle. Überzeugt euch selbst: Im Programm von laut.fm/bestof1994 läuft jede Menge davon, außerdem noch ganz anderes Zeug und überhaupt weit mehr, als unsere Liste zu bieten hat:
22 Kommentare mit 3 Antworten, davon 13 auf Unterseiten
Nicht mal so schlechte Liste diesmal. Ich erweitere noch mit:
Biohazard - state of the world address
Natural Born Killers O.S.T.
Pantera - far beyond driven
Rollins Band - weight
Outcast - Southernplayalisticadillacmuzik
Jon Spencer Blues Explosion - orange
Sick of it all - Scratch the surface
Machine Head - burn my eyes
Hubert von Goisern und die Alpinkatzen - Omunduntn
Nailbomb - point blank
Kinderzimmer Productions - Kinderzimmer Productions
Tiamat - wildhoney
Nick Cave & the Bad Seeds - let Love in
1994 war der Hammer.
Das beste Jahr für Musik.
ich mag eurodance
Dafür, dass sich in den Jahreslisten regelmäßig kleine Perlen von weniger bekannten Künstler*innen unter den Top-Alben befinden, ist diese Liste schon ziemlich erwartbar und 94er massengeschmackkompatibel. Bis auf Da Brat und Amorphis hier nur die großen Namen.
der OST zu the crow kam auch 94 und hat lauter geile stücke drauf. bin nicht sicher, ob das im remake zu toppen ist. ansonsten ist noch das emperor debüt 94 erschienen, das hätte man erwähnen können. auch wenn mir persönlich die anthems at auch besser gefällt
manchmal muss man diesen torque schon herzen
guter Hinweis mit dem The Crow Soundtrack; ja was die Femmes und Cure schon abliefern- 5/5
Ist immer so eine Sache mit solchen Listen: Zum Kennenlernen echt toll, aber schwierig wirklich die Klassiker rauszusuchen, die jedem gefallen.
Erwähnen würde ich gerne folgende Alben:
Dave Matthews Band - Under The Table..
dEUS - Worst Case Scenario
Marillion - Brave