laut.de-Biographie
Turbostaat
Für eine Kleinstadt hat das schleswig-holsteinische Husum eine recht aktive Musikszene. Im Jugendzentrum Speicher geht der Punk ab. Was liegt also näher, als eine eigene Band zu gründen? Turbostaat rekrutieren sich aus den Überbleibseln anderer, inzwischen aufgelöster Gruppen (Exil, Zack Ahoi). Jan singt, Marten und Rotze spielen Gitarre, Tobert zupft Bass und Peter schlägt Zeug.
Die erste Probe findet Anfang Januar 1999 statt, der erste Song, den die Band schreibt, heißt "Blau An Der Küste". Im Speicher proben sie und spielen live. Ein Demo folgt schnell. Ganz oldschool, überspielt die Band es auf Kassetten und verteilt es an die Fans. Das Label Schiffen (Blumen Am Arsch Der Hölle, Dackelblut, Kommando Sonnenmilch, Oma Hans) tritt an sie heran, um ein erstes Album aufzunehmen.
Im Juni 2001 erscheint "Flamingo", das auch "Blau An Der Küste" enthält. Die Zusammenarbeit mit Schiffen fruchtet, und so wagt sich die Band langsam in Regionen außerhalb ihres Bundeslandes vor. Ihr Sound, eine Mischung aus Indiepoprock und derbem Punk, kommt an. Als musikalische Einflüsse nennt Rotze Deutschpunkbands wie die Boxhamsters, aber auch alte Helden wie die Pixies.
Die zweite Platte, "Schwan", kommt Ende November 2003 heraus. Die Band siedelt im Laufe der Zeit nach Flensburg um, nur Tobi zieht es 2004 nach Hamburg. Mit steigendem Bekanntheitsgrad werden auch die Beatsteaks auf Turbostaat aufmerksam. Gemeinsam nehmen sie den Track "Frieda Und Die Bomben" auf, eine eingedeutschte Version der Fu Manchu-Nummer "Hell On Wheels".
Diesen Song hatten die Beatsteaks schon lange im Proberaum-Repertoire, wollten aber einen deutschen Text. Turbostaat-Style. Da dies den Berlinern nicht gelingen will, gehen sie kurzerhand auf die Norddeutschen zu und fragen eine Kollaboration an. Das Ergebnis ist einer der größten Deutschpunk-Kracher, der auf der Beatsteaks-Single "Hello Joe" landet.
Durch die Buletten lernen die Fünf Turbostaatler Eric Landmann und Torsten Dohm kennen, die Betreiber des Labels Same Same But Different. Diese kooperieren schon wegen der Berliner mit Warner Music, und so kommen auch die Flensburger beim Major mit Sitz in Hamburg unter.
Dort erscheint im August 2007 "Vormann Leiss", von Moses Schneider, dem Haus- und Hofproduzenten der Beatsteaks produziert. Mit den Berliner oder auch The Gaslight Anthem stehen sie gemeinsam auf der Bühne. Auch mit "Das Island Manöver" bleiben sich Turbostaat 2010 treu und agieren deutlich unverständlich, laut und aggro.
2013 sieht eine "Stadt Der Angst", das fünfte Album. Fans pilgern zur "Eine Stadt Gibt Auf"-Tour. Im Jahr darauf feiern die Husumer ihr 15-jähriges Bandjubiläum und lassen mit der "15 Jahre, zwei Abende, 63 Lieder"-Tour die Korken knallen.
2015 haben Turbostaat ausreichend ihre Vergangenheit gefeiert. Zeit für neues Material, das sie in den Hansa Studios in Berlin aufnehmen. Die Ergebnisse der Sessions landen auf dem sechsten Longplayer "Abalonia", der 2016 erscheint. Mit originellen Texten, aufgedrehten Amps und einer einzigartigen Mischung aus Punk und Melancholie bleiben die Nordlichter eine feste Größe in der deutschsprachigen Alternative-Welt.
Die Bestätigung dafür erhält die Band 2018 im Leipziger Conne Island, wo sie für ihr erstes Live-Album "Nachtbrot" auf ihre Diskografie aus zwanzig Jahren Bandgeschichte zurückblicken. Das Jubiläumsalbum, das 2019 erscheint, gestaltet sich als rauschendes Fest, bei dem 800 Fans die Backing Vocals stellen.
Nur ein Jahr später veröffentlichen Turbostaat 2020 mit "Uthlande" ihr siebtes Studioalbum. Klanglich blicken die Friesen erneut zurück und besinnen sich auf die rohe Qualität ihrer ersten beiden Alben. Inhaltlich bleibt es aber hochaktuell, wenn sie Themen wie Rassismus, Landflucht und Einsamkeit ansprechen. Mit diesem grimmigen Blick auf ihre Heimat unterstreichen Turbostaat einmal mehr ihren Status als eine der wichtigsten und versiertesten deutschen Punk-Bands.
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