laut.de-Kritik
Mitgröl-Punkrock mit intimen Momenten.
Review von Markus KilianMit "Leben, Lieben, Leiden" lösen sich Unantastbar langsam aber sicher aus dem Windschatten der musikalischen Nachbarn Böhse Onkelz und Frei.Wild. Die aggressiven Krawallmacher der Vorgänger-Scheibe "Hand aufs Herz" weichen persönlicheren Nummern, wenngleich der obligatorische Rebellen-Einschlag hie und da natürlich noch durchklingen muss.
Etwa in "Nur noch diese Lieder", das die gewohnt sterile Rockatmosphäre rund um Sänger Joachim "Joggl" Bergmeister schlagartig im Tutti eröffnet. Gegen Ende greift "Im Gleichschritt in den Abgrund" die verblasste Mittelfinger-Attitüde des Einleitungsstückes noch mal auf, wodurch die thematisch fast intime Platte von den musikalischen Revolten geschickt eingerahmt wird.
Der Longplayer beherbergt einige Bestätigungshymnen, wozu auch der verklärte Mutmacher "Junge, wach auf!" zählt. Diese alternieren mit schmerzverliebten Titeln wie "Schlaflos", da schreit Sänger Joggl ins Mikrofon: "In meiner Welt lass ich mich weiter bluten und hoff, dass der Schmerz nicht vergeht". Die Fusion von autoaggressiver Lyrik und kontrollierter Gitarrengewalt schafft dabei ein stimmiges Bild.
Die insgesamt erfrischend authentischen Texte driften jedoch des Öfteren ins Weichgespülte ab: Bei "Wenn Du lachst, dann scheint die Sonne noch viel heller" ("Mein größtes Glück") verhindern Stahlsaitengewühl und tätowierte Raubeinstimme gerade noch den Kitsch-Ausrutscher. Natürlich dürfen auch die Revoluzzer-Gedanken nicht fehlen, die spätestens in "Ich bau alles neu" über die ungetrübte Klangkulisse geschmettert werden.
In der Dreiviertelstunde Hörerlebnis stören die glatt gebügelten Gitarrenkräfte allerdings nur selten die unaufgeregten Rhythmen und trauen sich kaum, aus dem altbewährten Akkorde-Universum auszubrechen. Da muss das friedvolle "Unsere Waffen" im beschwingten 12/8-Takt (!) geradezu als kreative Grenzüberschreitung angesehen werden.
Ansonsten bleibt auch strukturell oft alles beim Alten: Der Gitarrendampf drückt den zumeist gedoppelten Gesang regelmäßig nach vorne und unterstreicht das anschließende Chor-Echo, das nicht selten in Schunkel-Attacken à la "Oh-oh-oh" versinkt - eine gewisse Abnutzungsrate ist dabei unvermeidbar. Dass die Südtiroler auch anders können, zeigt das bewegte Intermezzo "Alles zerrinnt", worin Stahlsaiten und Stimmbänder für einen Moment aufatmen.
"Leben, Lieben, Leiden" liefert klinisch sterilen Deutschpunkrock zum Mitgrölen aus einem Guss. Leider erstickt die kontrastarme Platte so manche Experimentierfreude, was sich in durchschnittlichen Riffs und beinahe schüchternen Soli manifestiert. Und dennoch zeigen die 13 Songs eine recht konsistente Symbiose von Trauer und Aufstand, von Reflektieren und Revoltieren, wonach die Brixener eigentlich gar nicht so unantastbar erscheinen.
4 Kommentare mit 2 Antworten
leben lieben leiden
lachen weinen tanzen
menschen leben tanzen welt
kotzen kotzen kotzen
Musik für Fettsäcke vom Land, die nach drei Cola-Korn in der Dorfdisko lauthals "Auf Gute Freunde" von den Oneklz mitgröhlen.
Die Onkelz und Toten Hosen haben verdammt viel Geld gemacht und das macht solche Epigonen natürlich geil. Im Grunde ist es kalkulierter Popkommerz, der den Kevin Russell- und Campino-Pathos mit simpel-anspruchslosen Texten vereint, mit denen man sich glatt als Helene Fischer-Songwriter bewerben könnte. Hatten die Vorbilder immerhin noch eingängige Melodien, ist Unantastbar einfach nur langweiliger und uninspirierterer Radau für die Aufstiegsfeier eines Kreisligavereins.
...Es hat Hände, die beschützen
Hände, die heilen
Was es sagt ist unaussprechlich
Es lebt zwischen den Zeilen
Es erträumte diese Welt
Ist Erbauer und Zerstörer
Es ist der Atem allen Atems
Es bringt Tod – doch ist kein Mörder
Es ist wie es ist – und doch ist es anders
Und es ist auch in Dir
Es kann beim Ende beginnen
Sprich das goldene Wort
Es ist ewig – und immer bei mir
Wenn es etwas gibt
Woran ich glaube
Muß es sein wie in diesem Lied
Es öffnet Dir und mir die Augen
Es nimmt Dich mit auf Reisen
In den Weltraum Deiner Seele
Es läßt Dich nach Dir suchen
Läßt uns spüren, daß wir leben
Es kennt jedes Geheimnis
Es redet, doch bleibt stumm
Es enthüllt nicht seine Wahrheit
Es bleibt Mysterium...
Vs.
Durch meine Venen fließt der Bass
Hämmert gegen meine Sehnen
Auf das Leben ist Verlass
Es hat noch viel zu geben
Und ich nehm' deine Hand
Muss tanzen, immer weiter
Ich vergesse den Verstand
Der Horizont wird breiter
Herzbeben – lass uns leben, wir woll'n was erleben!
Herzbeben – vorwärts, Herz! Lass es beben, beben!
Herzbeben – deinem Beat total ergeben
Lass mich leben, Herzbeben, lass es beben!
Herzbeben – lass uns leben, wir woll'n was erleben!
Herzbeben – vorwärts, Herz! Lass es beben, beben!
Herzbeben – lass uns durch die Decke heben!
Herzbeben – lass uns leben! Lass doch unsre Körper reden!
Reiß dich los! Ich will schweben, dir entgegen!
Herzbeben – lass uns leben!
Komm und reiß dich los! Ja, wir haben uns gefunden!
Unsere Seelen sind verbunden!
Herzbeben!
Ja, mein Herzschlag ist was zählt
Der Beat macht mich lebendig
Hab dich längst schon ausgewählt
Bin völlig überwältigt
Komm mit auf meine Umlaufbahn!
Bring mich aus dem Takt!
Vergessen wir den Lebensplan
Genießen den Kontakt!
Spürst du den Rhythmus? Dann steig mit ein!
Das kann unsere Reise sein....
Ist beides gequirlte Scheiße...
Selber Müll wie Donots, FeineSahne oder Radio Havanna.
Musik für völlig anspruchslose Hinterwäldler.