laut.de-Kritik
Unerträgliches Schröpfen armer Fanseelen.
Review von Johannes JimenoDie Marketing-Strategie "Wir hören auf und machen ein letztes Album mit Abschiedstournee" funktioniert jedes verdammte Mal genauso gut, wie wenn Arjen Robben von rechts außen nach links Richtung Tor dribbelt. Man weiß was kommt und trotzdem gelingt es: Unheilig verkündeten 2014 ihren Rücktritt samt Abschiedstour. Plötzlich erschien dann doch noch ein Album plus Tournee plus eine MTV Unplugged-Scheibe.
Hat es sich jetzt ausgegraft? Nö! "Von Mensch Zu Mensch" soll das allerallerallerletzte Abschiedsgeschenk für seine treuen Untertanen sein, denn der glatzköpfige Barde geht nicht einfach so. Nein, er geht mit einem neuen Stück Musik. Spült ja nochmal Geld in die Kassen.
Wieso schämt sich der Aachener eigentlich nicht für diese frappierende Dreistigkeit? Die beiden Abschiedstourneen "Zeit Zu Gehen" und "Ein Letztes Mal" müssten doch alleine vom Titel her sein schlechtes Gewissen ansprechen. Aber wie er selbst gern zu Protokoll gibt: "Ich schreib' ein letztes Lied und schau' so gern zurück". So bereitet das Schröpfen armer Fanseelen natürlich Freude.
Die Instrumentals "Auf Ein Letztes Mal" und "Für Alle Zeit" umranden dieses Machwerk widerwärtigster Popmusik mit melodramatischer Bratsche und seichten Streichern. Beide Songs sind übrigens identisch, nur geht letzteres länger als das Intro. Für wie blöd hält der Graf seine Gefolgschaft?
Auf den restlichen 14 Liedern zelebriert der Sänger hoffentlich zum letzten Mal alles erdenklich Schlechte aus Schlager, Goth und Pop. "Egoist" und "Funkenschlag" biedern sich Rammstein an mit 30 Seconds To Mars-Schlagzeugspiel, nur in ultramies. Weinerliches Runterbeten von Kalendersprüchen findet man im Titeltrack, bei "Einer Von Millionen", "Der Sturm" und "Krieger". Schlagerbeats mit Synthies direkt aus der Hölle ertönen in "Ein Wahres Glück" und "Legenden" sowie leblos-pathetischer Stadionrock in "Mein Leben Ist Die Freiheit".
Textlich gestaltet sich diese 70 Minuten andauernde Tortur langweilig, uninspiriert und gnadenlos schwülstig. Glück, Freiheit, der große Moment, das lyrische Du, Seele, Sterne – alles Begriffe, die zuhauf fallen und Geschöpfe geistiger Brachlandschaft ansprechen. Anscheinend gibt es ja genügend von denen.
Zwei ganz besondere Straftaten markieren zum einen "Ich Würd' Dich Gern Besuchen", das mit ekelhaftem Gefühlsschlonz malträtiert: "Ich glaub' daran, dass die Sterne, die wir sehen / all jenen den Weg leuchten, die einmal von uns gehen." Zum anderen der Trommelfell-Zerstückler "Walfänger". Diese Missgeburt aus Rammstein und Tokio Hotel-Anleihen ist mit Abstand das unerträglichste musikalische Stück Dreck auf Gottes Erdboden.
So bleibt einzig und allein der Appell an Unheilig, endlich loszulassen und die Menschheit von der Schreckensregentschaft des Grafen zu erlösen. "Ich wünsche mir kein Mitleid / keinen tröstenden Blick", heißt es im Titelsong. Den bekommst du auch nicht, sondern ein boshaft schallendes Lachen, wenn die letzte Schaufel mit Erde auf deinen Sarg fällt.
34 Kommentare mit 88 Antworten
Na ja da wird doch mindest noch eine Live Scheibe nachgeschoben. Fand 2010 die Band ab und an hörbar, nun nur noch lächerlich. 0 Sterne
du bist ein mongo! der graf war schon 2003 scheisse!!! und da hat er noch entfernt sowas wie "qualitative" musik gemacht
Danke für deine netten Worte. So und jetzt geh wieder spielen.
Wenn ich beim großen A "Von Mensch zu Mensch" eingebe, lande ich bei einem Buch von Gabi Steiner "Von Mensch zu Mensch. Passives Einkommen durch Empfehlungsmarketing"
Gefällt mir. Den Untertitel hätte man auch aufs Unheilig-Cover packen können.
Gruß
Skywise
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Dann hätt ich die Scheibr gekauft
Äußerst gnädige 1/5. Ich habe Mitleid mit dem "Grafen" er muss sich regelmäßig selbst hören.
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
wieso sollte es das in gedruckter ausgabe nicht geben? freie meinung und so, hm?
Nein, ich kenne das auch von Zeitungen. z. B. Süddeutsche. ...was im Netz an Kommentaren kommt ist nicht in gedruckter Form zu veröffentlichen. Hierbei wurde sogar eigens ein Diskussionsforum eingerichtet und solche unmöglichen Beiträge von vornherein gelöscht.
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Whuuuu... Wie sie wohl darauf reagieren werden?... Tipp mal auf gar nicht! Die zählen euer Geld und lachen sich tot das sie mit Kalendersprüchen Plastikpop reich wurden.
abgesehen von den rechtschreibfehlern hätte ich das wohl auch so geschrieben.
im zweifelsfall noch n album rausbringen
Es gibt kein neues Album mehr.
die rente ist sicher
niemand hat vor eine mauer zu bauen
welcher holocaust?.. alle deutschen waren von 39-45 geschlossen im urlaub
Was für Rechtschreibfehler?
Der Autor hat recht. Stimme ihm 100prozentig zu