laut.de-Kritik

Die wollen nicht nur "spielen".

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An einem lauen Aprilnachmittag des Jahres 2014 sitzen Malcolm Brickhouse, Alec Atkins und Jarad Dawkins im Backstagebereich des Coachella-Festivals auf einer gemütlichen Wohnzimmercouch. Die 13- bis 14-jährigen Kids aus Brooklyn hibbeln auf dem Sofa hin und her. Umgeben von Superstars wie Matthew Bellamy, Pharrell Williams und Josh Homme fühlen sich die drei vorpubertären Jungs etwas unwohl in ihrer Haut.

Die Suppe haben sie sich aber selbst eingebrockt. Warum spielen sie in ihrer schulfreien Zeit auch nicht Basketball, Fußball oder Verstecken? Nein ... Es muss ja unbedingt Musik sein. Jetzt müssen sie da durch. Rücksicht nimmt hier keiner auf die drei Thrash Metal-Welpen, die als Kollektiv das Ziel verfolgen, eine der größten Heavy Metal-Bands der Welt zu werden.

Vielleicht hätten sie sich lieber fürs Wacken-Festival bewerben sollen. Zwar machen viele Coachella-Besucher große Augen, als sie unter dem Unlocking The Truth-Banner die Main Stage entern und ihren brachialen Mix aus Metal, Thrash, Hardcore und Punk vom Stapel lassen. Aber so richtig auf Händen getragen werden sie dann doch nicht. Hier und heute adelt man lieber gediegenere Klänge.

Zwei Jahre später hat die immer noch blutjunge Band die Schnauze voll. Man will nicht mehr länger nur als Support für Bands und Künstler wie Guns N' Roses, Motörhead, Living Colour oder Marilyn Manson herhalten. Malcolm, Alec und Jarad wollen endlich ihr eigenes Ding fahren, mit Gleichgesinnten durch die Clubs ziehen und der Welt zeigen, warum, wieso und weshalb sie lieber schwarze Kampfboots als hippe Sneakers tragen.

Und so packen sie ihre sieben Sachen, gehen ins Studio und prügeln unter der Regie von Johnny K (Megadeth, Pop Evil, Disturbed) ihr Debütalbum "Chaos" ein. Von nun an soll jeder Interessierte genau wissen, auf was er sich einlässt, wenn er die Jungs von Unlocking The Truth zu sich nach Hause einlädt. Die wollen nämlich nicht nur "spielen". Die wollen im wahrsten Sinne des Wortes "Chaos" verbreiten. Und das mit brettharten Gitarrenriffs, tosenden Drumbeats und dem ins Mikrofon gebrüllten Teenager-Zorn eines aufmüpfigen Leaders, der kein Blatt vor den Mund nimmt.

"Don't blame for all my mistakes, i'm bleeding, can't you see me, i'd rather be dead than awake", heißt es beispielsweise im Song "Numbing". Der gerade mal 15-jährige Malcolm Brickhouse scheint in seinem kurzen Leben schon viel erlebt zu haben. Aber auch seine beiden Mitstreiter Alec (Bass) und Jarad (Drums) präsentieren sich wie von allen guten Geistern verlassen. Während Alecs Bass wie das tiefschwarze Herz des Leibhaftigen pumpt, lässt Drummer Jarad jeden Joey Jordison-Schüler vor Neid erblassen.

Während der Opener und Titeltrack spätestens im Mittelteil seinem Titel alle Ehre macht, walzt das "Monster" alles in Grund und Boden. Mit modernem Neo-Thrash der kompromisslosen Sorte hämmern sich die drei Jungspunde auch in der Folge durch energiegeladene Strophen und Brücken, ehe sich in den Refrains alle Türen und Tore öffnen. Dann halten plötzlich Melodien und Harmonien Einzug, die in besonders ausgetüftelten Fällen fast schon in Richtung Rockradio-Charts schielen ("Monster", "A Tide", "Numbing").

Irgendwo zwischen der geballten Power von Slipknot, dem dreckigen Speed alter Metallica-Werke und der Basis verschiedenster Metal Core-Speerspitzen der Neuzeit finden Unlocking The Truth ihre Nische. Technisch phasenweise brillant vorgetragener Modern Thrash, mit dem sich die Band vor dem Schaffen bereits etablierter Szene-Acts nicht zu verstecken braucht: Unlocking The Truth knallen der Branche mit ihrem Debütalbum kräftig einen vor den Latz. Und wenn der gute Malcom in zwei Jahren auch noch seinen Stimmbruch hinter sich gelassen hat ... Oh ja, das wird ein Fest!

Trackliste

  1. 1. Chaos
  2. 2. Monster
  3. 3. A Tide
  4. 4. Help Me
  5. 5. Other Side
  6. 6. Numbing
  7. 7. Made Of Stone
  8. 8. Ravens
  9. 9. Escape
  10. 10. Free As You Want To Be
  11. 11. Take Control

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