laut.de-Kritik
Endlich mal entspannt und gut gelaunt.
Review von Giuliano BenassiEntspannt und gut gelaunt - zwei Zustände, die man nicht unbedingt mit Van Morrison verbindet. Selbst auf seinen poppigeren Platten blieb meist der Eindruck, als könne der Vulkan bald ausbrechen.
Die Neuaufnahme alter Stücke mit namhafter Begleitung ("Duets", 2015) ließ jedoch erahnen, dass der Nordire im Alter nicht mehr ganz so grimmig in die Welt schaut. Schließlich ist er mittlerweile 71 und wurde im Februar 2016 von Prince Charles zum Ritter geschlagen, "für seine musikalischen Leistungen und seine Verdienste um den Tourismus und gemeinnützige Zwecke in Nordirland". Das dürfte selbst ihm gefallen haben.
"Keep me singing, it's a new beginning / When the day is done" singt Sir George Ivan Morrison, OBE, dazu passend im Titeltrack. Und klingt, ja, gut gelaunt. Was auch auf die restlichen zwölf Stücke seines mittlerweile 36. Albums zutrifft. Bis auf "Share Your Love With Me", mit dem Aretha Franklin 1970 einen Hit landete, hat er sie selbst geschrieben. Neben der Produktion steuerte er auch E-Gitarre, Saxofon und teilweise Schlagzeug bei.
Mit einer Schar an Begleitmusikern entstand so ein relaxtes Jazz-Pop-Album, dem man nicht wirklich etwas ankreiden kann, außer dass es eine Spur zu lieblich klingt. Das Schlagzeug rumpelt zu oft im 4/4-Takt ereignislos vor sich hin, die echten Streicher klingen zu sehr nach Konserve, der Hintergrundgesang zu gefällig.
Ein Eindruck, der sich beim Opener einschleicht und bis zum Schluss nicht verschwindet. "Memory Lane" erinnert an eine schmachtende Ballade Stings (insbesondere an "Fields Of Gold"), "Out In The Cold Again" wirkt mit klimperndem Klavier und Streichern überfrachtet.
Ein paar Stücke lassen aber aufhorchen. Das beste, "Going Down To Bangor", bietet Chicago Blues erster Sahne. "The Pen Is Mightier Than The Sword" besticht durch seinen Shuffle, "Look Beyond The Hill" macht auf Henry Mancini mit fernen Anlehnungen an dessen "Pink Panther"-Melodie. Nett fällt auch das Cover "Share Your Love With Me" aus.
Den Abschluss macht das schunkelnde Instrumental "Caledonia Blues", in dem der Nordire einmal mehr seine Faszination für Schottland, oder zumindest für dessen lateinischen Namen, unter Beweis stellt. Ein Werk also, das nicht durchgehend überzeugt, dank der tollen Gestaltung des australischen Künstlers Justin Helton aber eine wunderbare Hülle erhalten hat.
"Manche entwickeln sich weiter, andere wiederholen sich einfach. Ich neige dazu, mich weiter zu entwickeln", erklärt Morrison in einem Interview zum Album. Es sei ihm gegönnt. Zumal er mit "Keep Me Singing" die beste Platzierung seines Lebens in den US-Charts erreicht hat. Das muss man mit 71 erst mal schaffen.
2 Kommentare mit einer Antwort
Yep, sehr schöne Platte. Nicht nur Jazz-Pop auch ein wenig Swing und Blues ist dabei. Auch von mir 3 Sterne
platte taugt was. ist mir persönlich aber zu wenig drama und zorn.
yep, sehe ich ähnlich. Deswegen eben nur 3 Sterne