laut.de-Kritik
Der perfekte Soundtrack für die kalte Jahreszeit.
Review von Kai ButterweckWer die bisherigen Alben der Villagers bei sich daheim im Schrank stets in Griffweite zu stehen hat, der wird sich über das neue Werk von Conor O'Brien und Co besonders freuen. "Where Have You Been All My Life?" präsentiert sich nämlich als ganz besondere Retrospektive des bisherigen Schaffens der Iren.
Live aufgenommen in den RAK Studios von London betten Connor O'Brien, Cormac Curran, Danny Snow, Gwion Llewelyn und Mali Llywelyn ein Dutzend Songs der vergangenen fünf Villagers-Jahre in melancholische Soundwatte. Unter der Regie von Richard Woodcraft (Radiohead) bestimmen Flügel, Harfe, Horn, Kontrabass, Mellotron und pointierte Percussions das zarte Klangbild.
Nichts kommt aus der Maschine. Und das hört man auch. Vom sanft wabernden Opener "Set The Tigers Free" über die sich langsam steigernde Sound-Oase "Courage" bis hin zum grandiosen Piano-Kniefall vor Jimmy Webbs "Wichita Lineman" wird das Album von einer imaginären Wärme und viel Feingefühl getragen.
Neben minimalistisch Arrangiertem bietet sich viel Platz für O'Briens markante Stimme. Trotz einer nahezu durchgehenden Grundmelancholie versprüht das fragile Organ des Hauptverantwortlichen immer wieder akzentuiert Funken der Zuversicht und der Hoffnung. Zu keiner Zeit wirkt das Gebotene kitschig oder gar ermüdend. Man bleibt hellwach; will man doch keine einzige Phrasierung des zur Hochform auflaufenden Sängers verpassen.
Wenn es dieser Tage draußen kalt und nass ist und eisiger Wind durch die Türschlitze zieht, halten die Villagers mit wohliger Klangwärme dagegen. Mit "Where Have You Been All My Life?" sichern sich die Iren bereits Anfang Januar einen Podestplatz im Rennen um den Titel des berührendsten Soundtracks für die kalte Jahreszeit. Ich mach mir jetzt erstmal nen heißen Tee und drücke dann zum gefühlten zwanzigsten Mal auf Play.
1 Kommentar
Och, naja, schon ganz süß, hat jetzt aber auch nicht so den Riesenmehrwert gegenüber den Studiofassungen, wenn man mich fragt. Anschaffen werd' ich's mir nicht.