laut.de-Kritik
Jetzt wird wieder in die Lobby gespuckt.
Review von Toni HennigDer Berliner Geheimtipp Von Wegen Lisbeth macht sich auf, die Indiewelt im Sturm zu erobern. Bisher erlangten die fünf Jungs durch die gemeinsame Tour mit AnnenMayKantereit schon einiges an Aufmerksamkeit. Die Band spielt frischen Indierock mit bissigen Alltagsbeschreibungen und unverbrauchten Textzeilen. Auf "Grande" versprechen die Hauptstädter: "Wenn wir Funken schlagen explodiert der ganze Laden."
Der Opener "Meine Kneipe" lässt mit seinen Basslauf an Die Sterne denken und kommt als grooviges Elektro-Funk-Stück daher. Die Band singt "Mach, was du willst, aber bring nie wieder deine neuen Freunde in meine Kneipe." "Chérie" widmet sich ironisch den Selbstdarstellungszwang in den sozialen Netzwerken und mausert sich zu einem tanzbaren Ohrwurm mit marimbaähnlichem Einsatz.
Die meisten Tracks kommen minimalistisch mit Gitarre, Schlagzeug und Bass daher, werden aber mit Casio-Keyboards und Steeldrums aufgelockert, was ein wenig an Bilderbuch denken lässt, aber zum Glück nicht so durchgestylt klingt. Die Jungs fühlen sich bei "Becks Ice" am Späti einfach viel wohler.
Die Texte der Steglitzer sind ehrlich, erfischend und zum Glück um einiges angriffslustiger als bei den Tourkollegen von AnnenMayKantereit. Im Lovesong "Bitch" heißt es: "Bitch, ich bin für dich den ganzen Weg gerannt." Diese Nummer ist mit dem treibenden Indierhythmen zugleich der Höhepunkt des Albums. Den Refrain kriegt man garantiert wochenlang nicht mehr aus dem Kopf.
"Der Untergang Des Abendlandes" ironisiert die kleinen Alltagsängste und klingt wegen des Trompetenspiels schon beinahe etwas beschwipst. "Sushi" handelt von "Lena", die den ganzen Tag auf Facebook ihr Essen postet. Der Song gestaltet sich straight mit einen coolen Funk-Lick auf der Gitarre. Auch hier lassen die Sterne wieder grüßen.
Dazwischen schlagen sie ein paar langsamere Töne an, aber die Stärke der Band ist es, die Indiefans zum Tanzen zu bringen. In "Becks Ice" steht der charakteristische Basslauf wieder im Vordergrund und 80er-Jahre-Casio-Sounds lockern das Geschehen auf. Der im Text erwähnte Funke schlägt direkt ins Tanzbein.
Die Trompete findet in "Unterm Schrank" ihr Comeback und "Freigetränke" mit verzerrten Gesang ist ein hübscher Indie-Punk-Song, der in den besten Momenten an die Goldenen Zitronen erinnert. Ganz nach dem Motto der Steglitzer Newcomer: "Jetzt wird wieder in die Lobby gespuckt."
Das Debütalbum Von Wegen Lisbeths stellt sich als eine erfrischend kurzweilige Angelegenheit dar. Auch wenn die Band den Vergleich nicht gerne hört, schimmert die frühe Hamburger Schule an vielen Stellen durch. Wegweisende intellektuelle Erkenntnisse braucht man auf "Grande" sicherlich nicht zu erwarten, aber diese Unverbrauchtheit erweist sich als ziemlich wohltuend. Die Band löst das Versprechen ein, Funken in der deutschen Indie-Landschaft zu schlagen.
9 Kommentare mit 16 Antworten
berliner geheimtipp + amk = ungehört 1/5
Sehr überzeugende Gleichung - kann ich mich nur anschließen!
Lieben Häida, jetzt habt ihr üblichen Verdächtigen richtig Scheiße am Arsch! Ihr glaubt doch nicht, dass ihr damit davon kommt? Dafür haut der Spee... der schmeißt euch so die digge fedde Anzeige gegen Unbekannt raus. Ohne Dregg, Alda! Diesmal fliegt ihr, das garandier ich euch!
praut 2 bee 1 heyda änd 1 üblicher verdächtiger !
Bei Bedarf unterschreibe ich das mit meinem Klarnamen. Einfach auf fb melden
Die drei Songs, die ich hören musste waren echt scheiße. Schließe mich den Vorrednern an.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Zensur beim Meister? Sachen gibts, sitzt wohl auf dem Trockenen
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
Na, das ist ja eine überzeugende Aussage. Ungehört 1/5 zu verteilen und das so wichtig zu finden, dass man es extra in den Kommentaren posten muss wirkt ja ziemlich reflektiert und sympathisch. Hut ab.
..."Sushi" handelt von "Lena"...
Die heißt doch "Lina" in dem Song. Gern geschehen.
Das Album gefällt mir sehr gut, auch wenn ich damit Gefahr laufe, in den Hipstersumpf abzugleiten. Die sind dann irgendwie doch speziell genug, um sich nicht gleich ein Dreieck tätowieren zu lassen.
Hat sich doch noch leider was eingeschlichen. Letzten Absatz unterschreibe ich mal. Zu AMK ist das ein Unterschied wie Feuer und Eis.
Butter bei den Fischen?
"erfischend"
"angriffslustiger als bei den Tourkollegen von AnnenMayKantereit"
Einladung zum Elfmeterschießen?!
Ein Traum dieses Album, danke für die Review! Schöne funky Instrumentierung und super Texte, die längst nicht so abgedroschen sind wie die von AMK, auch wenn ich den Vergleich sehr nichtssagend und Fehl am Platz finde.
Wenn hier noch einer Annne Marie Konterbier mit AMK abkürzt, vergess ich mich amina koyim
Ah ne my cunt is dry
ein wirklich wirklich feines album!
einfach nett und fürs zwischendurch hören immer wieder super!