laut.de-Biographie
Waving The Guns
"Ihr habt gedacht, es geht, ohne dass es knallt, ihr habt geträumt. Randale und Schaden für jedes Haus, das ihr räumt", schallt es 2013 aus dem hohen Norden. Waving The Guns verteilen ihre erste, in Eigenproduktion entstandene EP auf den Straßen von Rostock, und schon bald verbreitet sich die Kunde von dieser in vieler Hinsicht radikalen Rapcrew im gesamten Bundesgebiet.
Mit den in Rostock nach wie vor aktiven rechten Gruppierungen von klein auf konfrontiert, entwickelt sich in der Hansestadt eine starke autonome Gegenbewegung. In dieser Szene lernen sich die vier Herren Milli Dance, Admiral Adonis, Dub Dylan und Doktor Damage kennen.
Ende 2012 tun sie sich auf Betreiben von Milli Dance hin zu einer Crew zusammen. Milli und Admiral Adonis greifen zum Mikrofon und rappen auf die Beats des Producer-Duos Dub Dylan und Doktor Damage.
Aus den ersten Session schnippeln sie 2013 ihre erste EP unter dem Titel "Schadenfreude" zurecht, auf der die Leidenschaft der Crew für reduzierte Sample-Beats und ihre klare politische Grundhaltung erstmalig zutage treten. Musikalisch beeinflusst haben sie nach eigenen Angabe unter anderem Audio88 & Yassin, Zugezogen Maskulin und Morlockk Dilemma.
Auf kleinen Events im Rostocker Umland sammeln die Herren erste Bühnenerfahrungen, der Hunger nach mehr treibt sie jedoch schnell zurück ins Studio. Nach einer weiteren Extended Play mit dem Titel "Fachkräftemangel" mündet der Schaffensprozess in dem ersten Longplayer: Ende Februar 2014 erscheint "Schlachtrufe WTG", erneut in Eigenproduktion. Milli Dance und seine Genossen geben nun auf Albumlänge ihre Parolen gegen Staat und dessen Exekutive zum Besten.
Das Debüt weckt das Interesse einiger Plattenfirmen, Waving The Guns entscheiden sich für das Hamburger Independent-Label Audiolith, bei dem auch die von den Künstlern geschätzten Gruppen Feine Sahne Fischfilet und Neonschwarz unter Vertrag stehen. Gemeinsam mit ersteren spielen sie in der gesamten Bundesrepublik Konzerte und sammeln fleißig neue Hörer und Bühnenerfahrung.
Im September 2015 vollenden sie "Totschlagargumente", stellen über den Audiolith-Channel ihre ersten Clips ins Netz und sind plötzlich auf allen einschlägigen Musikportalen präsent. Auf den Bühnen des Landes sowieso: Waving The Guns touren, immer wieder gerne mit Neonschwarz, Feine Sahne Fischfilet und/oder dem Berliner Bruder im Geiste Pöbel MC, kreuz und quer durch die Republik, bis es 2017 folgerichtig heißt: "Eine Hand Bricht Die Andere".
Im Jahr darauf machen Milli Dance und Pöbel MC aus der erprobt guten zwischenmenschlichen Chemie greifbare Sache: Im März veröffentlichen die beiden ihr Kollabo-Album "Soli-Inkasso" und zelebrieren die Heilige Entertainment-Dreifaltigkeit: "Eloquenz, Kompetenz, Bühnenpräsenz". Ein "richtiges" WTG-Album gibts im Frühjahr 2019 wieder: "Das Muss Eine Demokratie Aushalten Können". Zu diesem Zeitpunkt hat Admiral Adonis die Formation jedoch bereits verlassen.
Beim nächsten Album ist auch Doktor Damage nicht mehr dabei: Milli Dance (der unterdessen ein Album mit Producer U.N.O. veröffentlicht hat) und Dub Dylan präsentieren WTG als zum Duo geschrumpftes Projekt, erweisen sich musikalisch wie personell aber dennoch breiter aufgestellt denn je. Trotz zahlreicher beteiligter Produzenten klingt "Am Käfig Rütteln", das nach zwei Jahren Pandemie im April 2022 erscheint, angenehm rund, wie aus einem Guss.
Gleiches gilt für die EP "Schwerter Zu Schusswaffen", die ohne großes Promo-Brimborium im März 2023 auf dem Tisch liegt. Noch immer bilden Milli Dance und Dub Dylan Herz und Rückgrat der Crew. Die Öffnung für die Zusammenarbeit auch mit anderen Produzenten hat dem Soundbild aber nur gutgetan. BRYCK, Live-Drummer Pete Gelée und der spätestens seit "Fünf Vor Fick" bewährte U.N.O. mischen mit und machen die zornige kleine EP zu einer auch musikalisch stimmigen Angelegenheit.
Eins bleibt bei allen Neuerungen jedoch konstant: Ob solo, Kollabo oder als Crew, aus sämtlichen Songs lässt sich die politische Haltung der Herren deutlich herauslesen. Waving The Guns legen jedoch Wert darauf, sich nicht auf ihre Gesinnung reduzieren zu lassen. "Man kann sich auch jenseits von Anti-Imp und Anti-D positionieren, und wer die Qualität von Musik ausschließlich über ihren politischen Gehalt definiert, sieht nicht durch", weiß Milli. Ihren Sound bezeichnen sie bescheiden als "Sample, Bass, Drums, Rap".
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