laut.de-Kritik

Humor, Haltung, Hustle für den Moshpit.

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Obwohl nur zu zweit, predigen Pöbel MC und Milli Dance gleich zwei heilige Entertainment-Dreifaltigkeiten: "Eloquenz, Kompetenz, Bühnenpräsenz", umreißen sie angemessen unbescheiden ihre Stärken. Als Statussymbole lassen sie, wenn überhaupt irgendetwas, allenfalls "Humor, Haltung, Hustle" durchgehen. Davon dann aber gerne reichlich.

"Für manche zu prollig, für viele zu politisch", liefert das Duo schon mit dem "Intro" eine vermutlich voll ins Schwarze treffende Analyse des eigenen Schaffens und schiebt den Versuch einer Genre-Definition direkt hinterher: "progressive Angebermucke für Atzen - und alle anderen auch". Die beiden Akteure haben hörbar Spaß an der Sache, zugleich aber auch eine Mission: Vollabriss.

"Ihr sollt pöbeln und tanzen", verlangt der sinnig mit "Pöbel & Dance" überschriebene Representer. Wer dieser Aufforderung nicht folgt, kann die Schuld dafür jedenfalls schwerlich den Herren Pöbel und Dance in die Schuhe schieben: Die liefern über die Maßen taugliche Rahmenbedingungen für beides. Insbesodere der hier außerhalb des Waving The Guns-Kontexts agierende zweitere klingt dabei immer wieder wie Karuzo, noch zu Zeiten, bevor der sich eingebildet hat, gerappte Architektur (oder doch zumindest Konzeptkunst) zu liefern. Als Genetikk halt noch Spaß gemacht haben.

Die zahlreichen involvierten Produzenten tragen ebenfalls ihren Teil zum Gelingen des Unternehmens "Soli-Inkasso" bei. Tis L beschert erst der "Therapeutin" und, später, der "Rückkehr Der Vernunft" chilligen Spät-90er-Vibe, der angenehm melodisch Erinnerungen an Jazzmatazz aus der Versenkung auferstehen lässt. Ill Kosby untermauert nach "Pöbel & Dance" mit soulig-verwaschenen Klängen, Groove und Bass "DWDCS", "das, was die Crew sagt".

Bei aller Bandbreite, von boom-bappigen Klängen über spooky-verrauschte Sounds ("Aufbruchsstimmung") zum vergleichsweise harten Haudrauf-Elektro von "Robomob", den Pöbel MC selbst zusammengeschraubt hat, verbindet die Beats die leichte Schlagseite: Alles wirkt ein bisschen angeschrägt, manches auch gut angesoffen. Durch die Bank funktional, dennoch nicht langweilig oder absehbar: ein Lob der Produktion.

Trotzdem keimt der größere Teil der Spannung in der Kluft, die sich zwischen den teils erheblich musikalischen Instrumentals und den bissigen, kompromisslosen Texten auftut. Komplette Einigkeit in allen Dingen verkommt dabei zur Nebensache: "Milli meint so manches", so Pöbel in "DWDCS", "und ich stimm' nicht immer zu." Ist auch nicht nötig: Wenn die Basis passt, hält so ein Zweiergespann den Diskurs, dem es nach außen nirgends aus dem Weg geht, auch untereinander mühelos aus.

Zumal gemeinsame Feindbilder dann doch ungemein zusammenschweißen: "Ja, es gibt gute Gründe, wütend zu sein." Mäßig bis gar nicht begabte Konkurrenz, zum Beispiel: "Toys quatschen Gülle auf Techno und nennen es Zukunft." Oder, noch schlimmer, der Hass, der mitten unter uns gedeiht, auf dem fruchtbaren Nährboden der Angst vor allem Fremden oder Unbekannten: "Die Barbarei haust nicht in Mordor, sondern nebenan", wie wahr. Die wirksame Waffe dagegen haben Pöbel und Dance aber dabei: "Wir schmeißen etwas Haltung in den Moshpit." Davon, wie gesagt, reichlich.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Pöbel & Dance
  3. 3. Loseroptik
  4. 4. DWDCS
  5. 5. Therapeutin
  6. 6. Aufbruchsstimmung
  7. 7. Robomob
  8. 8. Sososo
  9. 9. Rückkehr Der Vernunft
  10. 10. Dawai Dawai
  11. 11. Abgesang

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