laut.de-Kritik
Kopfweh, Langweile, Kater.
Review von Markus BrandstetterDie Laune ist schlecht, der Kopf tut weh, die Trennung vollzogen, es ist eigentlich ganz schön scheiße langweilig hier und da kann man im Grunde nicht viel mehr tun als ordentlich einen trinken. "I'm not doing anything today / I don't care what you say
I'm not going out / I'm staying home / I don't really wanna act afraid / Not about you, about anything / I can't pretend this is all a dream" singt Nathan Williamson gleich auf dem ersten Song "Heavy Metal Detox". Das mit der schlechten Laune wird nicht besser: "Sorry, if I woke you up this morning / It was early / The sun was coming up and I've been drinking, too much / Drinking too much / Here I am, I'm just stumbling and I'm looking for a purpose", heißt es im Folgetrack "Way Too Much".
Während sich Wavves auf dem letzten Album in andere Territorien gewagt haben, gibt's auf "V" ordentlich Pop-Punk auf die Mütze, man könnte auch Fun-Punk sagen, wenn die besagte Laune dem nicht so diametral gegenüber stünde. Die kalifornische Sonne hat musikalisch durchaus geprägt, eine gewisse Nähe zu den anderen kalifornischen Küstenpunk-Institutionen ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Die Texte stehen im Gegensatz zum sonnigen Sound: "I'm running out of dreams today / Running out / I keep on trying anyway / Running out / Broken and insane / I'm broken and insane" singt Williamson beispielsweise in "Redlead".
"V" ist depressiv und verkatert. Die Chronik eines Schädelschmerzes, einer Post-Trennung, des Morgens danach: "All my breath, leaking out, leaking out / I can't feel my hands or my legs / I'm leaking out, out, out", der Protagonist rotzt sein Leid anständig raus. Vielleicht verliert er am Ende dann auch wirklich den Verstand, oft genug besingt er es zumindest. Die Neurosen wuchern, aber auch das will ausgekotzt werden. Alles unter drei Minuten 30 Sekunden, versteht sich.
Der Finale ist ein kurzer, auf den Punkt gebrachter Surfpop-Song. "I hope you miss me every night" ist die Conclusio, Wohlwollen gibt es keines, Wohlfühlen ebenso wenig. Es gibt kein versöhnliches Ende, es ist keine bessere Zeit in Sicht. Manchmal ist alles so eingängig und einfach, aber trotzdem anständig sinister. Scheiß Sonne auch.
1 Kommentar mit einer Antwort
Die ersten beiden Alben waren Gold. Danach kam Mittelmaß.
Aber vergleichsweise brauchbares Mittelmaß, und "V" ist eigentlich richtig gut.