laut.de-Kritik
Deutsche Perlen für Niveau-Tieftaucher.
Review von Jens BrüggemannAls redaktionelles Klärwerk für geistigen Dünnpfiff muss ich sagen: Diese Platte ist komplett für den Faulturm. Das Booklet zeigt die Karikatur der Künstler, und von der CD hört man die Karikatur der Kunst. Bei diesem peinlichen Machwerk handelt es sich um eine geistige Tauchfahrt ohne gleichen. Die so genannten "Welthits" spielen weit unter der Normal-Null Marke, bei der man anfangen kann, von Niveau zu sprechen.
Aber alles der Reihe nach, denn ich habe die "Welthits" gehört. Ganz. Den "Heldenmonolog 1" spricht jemand, der zu viel Helium hatte. Es beschleicht einen das unterschwellige Verlangen, dieses Stimmchen mit dem Schuh zu zerquetschen. Nach 40 Sekunden rauf' ich mir zum ersten Mal die Haare, als mein Hirn die Textzeile: "Deine Bräune erinnert mich an Kot" meldet. Furcht kommt auf, denn es sind noch 52 Minuten und 30 Sekunden. Und die werden sehr lang.
"Wenn es dich nicht gäbe, ich würd' dich erfinden" singt's irgendwann in "Erfinder". Hoppla, geistiger Tiefgang in Balladenform. Hat sich wohl verlaufen. Denn kurz danach fragt sich die deutsche Synchronstimme von Barry White (in einem anderen Leben Fury in the Slaughterhouse-Gitarrist), ob Frösche fernsehen. Oder er findet Wolken im Song "Sylt" schwul. Ähnliches bekommt man die ganze Zeit um die Ohren gehauen. Der Anfang von "Reste" reiht sich gut in das Gesamtbild ein. Dieser letzte Track besteht aus dämlichem Gequatsche und Gerülpse, schließlich kommt noch etwas Gedudel, und auf einmal ist es vorbei.
Wenn man etwas im Booklet blättert, entdeckt man neben einem zweiseitigen Photo der Verantwortlichen in der Mitte auch noch mehrere Ausschnitte aus Songtexten. Ganz hinten steht "Denn wir sind die Helden, und ihr seid es nicht". Nun, solche Helden braucht das Land - nicht.
1 Kommentar
Furchtbar. Als Jemand, der die Band schon live gesehen und die Lieder alle, auch schon mehrfach, gehört hat, frage ich nach dem Humorniveau von Herrn Brüggemann. Scheinbar ist er der Einzige, der diese Texte ernst nimmt, selbst die Künstler selbst tun es nicht. Mit welcher Berechtigung degradierte er das Album zum "geistigen Dünnpfiff"? Soll er doch weiter das künstlerische Potential in PUR-Alben verklären und anderswo leere Worthülsen mit Eigensinn füllen, aber von Musik des Spaßes wegen ist er scheinbar sehr weit entfernt. Aber immerhin, eines lernt man: Verlass dich nicht auf Reviews, hör selbst rein!