laut.de-Kritik
Als hätte man die Cardigans in einer dreckigen Garage eingesperrt.
Review von Kai ButterweckWenn sich eine neue Band an die Arbeiten für das Debütalbum macht, dann überlässt man in der Regel nichts dem Zufall – schließlich geht es ja um den ersten wichtigen Schritt ins Business. Da verkriecht man sich dann schon mal wochenlang im Studio und schnuppert erst wieder Frischluft, wenn auch der letzte Ton genau da parkt, wo er hingehört.
Für die drei Verantwortlichen der schwedischen Indie-Folk-Rock-Combo Woodlands konnte es hingegen gar nicht schnell genug gehen. Ganze fünf Tage verbrachten Sängerin Sara Wilson, Drummer Niklas Korssell und Gitarrist Marcus Holmberg im vergangenen Jahr im Malmöer Tambourine Studio, um insgesamt zehn Songs aufzunehmen.
Herausgekommen ist ein detailverliebter, bisweilen ziemlich angekratzter Folk-Pop-Soundtrack für laue Sommerabende. Zwar posieren die drei Protagonisten auf dem Cover inmitten eines nebelbehangenen Waldstücks und erinnern dabei eher an ein Achtziger-Dark-Wave-Projekt, doch von düsteren Synthie- Geschwadern und tristen Suizid-Sounds sind die Stockholmer so weit entfernt wie ihr Heimatland von der Einführung des Euros.
Hier und da knarzt und scheppert es mitunter ganz schön im Gebälk wenn das glasklare Organ von Sängerin Sara Wilson auf fuzzige Gitarren und Vintage-Drums trifft, doch über allem thront stets ein durchweg positiver Basis-Vibe. Vor allem Songs wie "I Wanna Know", "River Running Wild" oder "On The Run" beeindrucken mit flächendeckenden Wohlfühlharmonien und klingen, als hätte man die Cardigans in einer dreckigen Garage eingesperrt. Zwischendurch hauen Woodlands aber auch ganz gerne mal auf den Putz und präsentieren sich dabei als kauziges Retro-Kollektiv mit reichlich Ecken und Kanten ("Kids", "Make It Through").
Und so schnürt sich letztlich ein langlebiges Noise-Pop-Paket mit folkiger Hülle und ganz viel Bittersweet-Attitüde im Innern. Denn selbst während der wildesten Momente des Albums ("Cheap Cigarettes", "Lazy Days") steht immer eins im Vordergrund: die Melodie. Und das Gespür für eingängige Klangfolgen mit Langzeitwirkung scheint den drei Schweden mit in die Wiege gelegt worden zu sein.
2 Kommentare
cardigans allah... deren frontblondie is gerade noch unranzig genug um mal schön in den milfpool zu hüpfen
Schöne Kritik, besonders "..und klingen, als hätte man die Cardigans in einer dreckigen Garage eingesperrt." hat mir gut gefallen, werde reinhören!