laut.de-Kritik
Zwischen Erykah Badu und Joy Denalane.
Review von Jeremias Heppeler"The Mermaid Blues" lässt sich nicht auf eine bestimmte Formel herunterbrechen, sondern findet einer "Rick And Morty"-Episode gleich in ganz unterschiedlichen Sphären statt. Das Album offenbart sich gleichermaßen geerdet und familär – beim griffigen "We Walk The Line" wirkt etwa Y'akotos Vater mit. Nicht selten handeln die Lyrics von kleinsten Beobachtungen.
Trotzdem tönt das Ganze kosmopolitisch: Die Sängerin selbst pendelt zwischen Hamburg, Stockholm, Los Angeles und Paris - und wird von deutschen, frankokanadischen und schwedischen Produzenten unterstützt. Einflüsse, wohin das Auge reicht. Die offensichtlichsten (um immer klar ausgewiesenen): Erykah Badu und Joy Denalane.
Darüber hinaus klingt die Platte, die die "Blues"-Triologie nach "Babyblues" und "Moody Blues" gar nicht mal so bluesig abschließt, teilweise afrikanisch. Y'akoto arbeitet sich seit jeher offensiv an ihren ghanaischen Wurzeln ab und taucht regelmäßig in die Künstlermetropolen und Denkstrukturen des afrikanischen Kontinents ein.
Einerseits bleibt die Sängerin unberechenbar: "Drink My Friend" präsentiert sich beispielsweise als alkoholgeschwängerter und düster-bluesiger Seefahrer-Schwank. Andererseits gibt sie sich auch recht konservativ, wie die ziemlich langweilige Pianoballade "Fool Me Once" zeigt, die nicht selten an Adele erinnert.
Klingt unübersichtlich? Ist es aber nicht. Y'akoto schafft es über weite Strecken, eine gewisse Luftigkeit beizubehalten. So lässt sich "The Mermaid Blues" wunderbar am Stück konsumieren, vom Rohrkrepierer gleich zu Beginn mal abgesehen. Ein echter Kracher fehlt dennoch.
"Take Him Back" entwickelt sich extrem entspannt, die drei Minuten Laufzeit sind gefühlte fünf. Ähnliches gilt für "King Of The Dark". In beiden Fällen: Prädikat 'angenehm'. Y'Akoto stellt hier ihre gute Stimme selbstbewusst zur Schau.
Doch genau hier würde man sie sich ein wenig bissiger und verbissener wünschen. Am ehesten gelingt dies auf "Sunday", das sich im Trommelfell festkrallt. Oder bei "Reception": "Global chaos, but we stay tough / no time to fake it, we can make it ". Die stärksten Passagen einer soliden Platte.
1 Kommentar mit einer Antwort
Puh, Joy Denalane und Adele als Referenzen? Das klingt ja nach gewaltigem Rückschritt :-/
Auch wenn ich Joy und Adele mag, das hat mich hier jetzt auch verwundert. Album ist ein Pflichthör.