laut.de-Kritik
Die Blood Red Shoes leisten Schützenhilfe.
Review von Amelie KöpplSeitdem die drei Straßburger Jungs vor fünf Jahren mit ihrem Debüt hohe Wellen in der französischen Musikszene schlugen, warten zahlreiche Liebhaber des düster rumpelnden Sounds auf einen Nachfolger.
Schon im Zuge des Erstling gingen Nicolini, Pelgatti und Figenwald dann mit den Blood Red Shoes auf Tour. Fürs zweite Album holten sich 1984 die Briten nun ganz ins Boot: Und Steve Ansell und Laura-Mary Carter haben als Produzenten ganze Arbeit geleistet.
Der Opener "Intrusion" zieht gleich alle Aufmerksamkeit auf sich. "Maze" lässt die Blood Red Shoes dann eindeutig im Hintergrund aufblitzen. Treibende Drums, melodische Gitarrenriffs und ewig nachhallende Lyrics verkünden Neues. Und der Zug, auf den 1984 nun aufspringen, ist so schnell nicht aufzuhalten.
"Your Robbers" lehnt sich dann erst mal zurück, schließlich wollen die Straßburger nicht alles Pulver auf einmal verplempern. Gemütliche Basslinien wiegen einen in Sicherheit, bevor "Fulmine" wieder einen Zahn zulegt und sich in herrlich abwechslungsreiche Rock'n'Roll-Attitüden stürzt. Ein Britpop-Vergleich liegt durchaus nahe.
Dass 1984 eigentlich eher für düstere Melodien bekannt sind, lassen sie einen aber nicht vergessen. Der Titeltrack rüttelt in Joy Division-Manier auf. "Powder On You" wirkt im Vergleich zu den nächsten Tracks dann angenehm pointenarm. Bei "Mystery Fades" greifen 1984 schließlich tief in die Tickkiste: Sprechgesang, retardierendes Gitarrenspiel, ein kurzer Break und noch mehr in sich verdrehte Saitengriffe.
"I Don't" trumpft im letzten Drittel mit Beteiligung von Laura-Mary Carters Backing-Vopcals auf. Zugegeben, es könnte auch um ein Blood Red Shoes-Stück handeln. Auch "Complain" kommt als etwas anderes Liebeslied mit weiblicher Verstärkung daher.
"Back Of Atlas" legt noch mal einen Gang zu. Kurze knappe Lyrics und abgehakte Riffs fallen im krachenden Refrain zusammen und läuten laut das Finale ein. Wortwörtlich versprechen 1984 hier einen großartigen Track, der die Wände für knappe drei Minuten zum Wackeln bringt.
"World's to heavy for words/ I'll mute everything outside you." - die drei Franzosen begeben sich ein letztes Mal in tiefe Abründe. Was in "Give It A Name" mit ruhiger, bluesig anmutender Stimmung anfängt, bäumt sich zum krönenden Abschluss auf.
"Influenza" knüpft an "Open Jail" an und geht weiter: Mit Hilfe der Blood Red Shoes entstand ein Sammelsurium neuer Einflüsse geworden - 1984 stellen ihr Können nun so richtig unter Beweis: Eine Achterbahnfahrt mit Hooklines voll von Existenzängsten und wütender Ungeduld.
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