laut.de-Kritik
Traurige Restverwertung alter Ideen.
Review von Sven KabelitzDer Kerl von Nirvana, der nicht Cobain oder Grohl heißt und dessen größte Leistung es war, sich bei den MTV Video Music Awards einen Bass auf den eigenen Dez zu werfen, hat jetzt eine eigene Supergroup. Der kurze Hoffnungsschimmer, es könnte dank der Zusammenarbeit mit Matt Cameron (Pearl Jam, Soundgarden) und Kim Thayil (Soundgarden) irgendwie spannend werden, erlischt jedoch spätestens nach dem dritten Song.
Dabei sollte man beachten, dass die Grunge-Zeit und alles, was sich um sie herum tummelte, an sich eine einzige Supergroup war. Munter hat man sich gepaart. Zweimal in derselben Band, gehörst du zum Establishment. Aus diesem offenen Umgang miteinander entstanden Mad Season, Brad, Hater, Wellwater Conspiracy, Alice Mudgarden und viele andere. Einen eher unschönen Hintergrund hatten Temple Of The Dog. Selbst Hochkaräter wie Mother Love Bone, Pearl Jam, Audioslave oder Foo Fighters waren im Grunde nichts anderes, als neu ausgewürfelte Varianten ihrer Vorgänger. Stellt man sich nun die Frage, wo man in dieser Liste 3rd Secret einsortieren sollte, fällt die Antwort ganz einfach: Ganz unten.
Mit einem Blick auf diese Zusammenstellung wird jedoch schnell noch einmal klar, was für eine Ausnahmestellung Hole mit der Sängerin Courtney Love hatten. Die Nachricht ist also nicht, dass es mal wieder eine Grunge-Supergroup gibt, sondern dass die Kerle dreißig Jahre nach dem Karohemden-Boom tatsächlich auch mal auf die Idee kommen, mit Jennifer Johnson und Jillian Raye gleich zwei Sängerinnen ans Mikro zu lassen. Void-Gitarrist Bubba Dupree komplementiert das Line-up.
Um so trauriger, dass gerade Johnson und Raye einen nicht unerheblichen Teil des 3rd Secret-Problems darstellen. Beide Stimmen zeigen hier zu wenig Charisma, hauchen den eh bereits blassen und austauschbaren Kompositionen zwischen Grunge, Alternative Rock und Folk kein neues Leben ein. Dies soll nicht bedeuten, dass sie schlecht singen. Sie harmonieren sogar gut miteinander, doch bleiben sie leider weitestgehend austauschbar.
Krist Novoselic (so heißt der Kerl mit dem Bass auf der Rübe) und Gefolge starten diese Restverwertung alter Ideen mit dem dem belanglosen Folk "Rhythm Of The Ride", um mit "I Choose Me" mitten in den frühen 1990ern anzulanden. Gesang und das zumindest halbwegs gelungene, aber schon zehnmal zu oft dagewesenen Thayil-Riff entwickeln eine kraftlose Alice In Chains-Kopie, der es komplett an Schneidigkeit fehlt.
Mit gutem Willen lässt sich "Last Day Of August" dank des Refrains mit seinem ausgefuchsten Gitarrenspiel und dem deutlich tieferen Gesang zu einem der fast schon interessanten Songs zählen. In "Winter Solstice" spiegelt sich etwas von Led Zeppelins "The Battle Of Evermore". Hier zeigt sich klar, wie gut die beiden Stimmen harmonieren. Das Glockenläuten hätte man sich dennoch sparen können.
Obwohl oder gerade weil man vielen der Lieder die Mühe, die in ihnen steckt, anmerkt, reißt keines von ihnen in irgend einer Art mit. Allesamt bleiben sie leblos. Das sieben Minuten lange "The Yellow Dress" möchte so viel, beginnt mit Plattenknistern, Schritten und Gewitter von Opis Geräusche-Schallplatte für Anfänger, um dann von einer Idee zur nächsten zu springen. Einen Zusammenhalt entwickelt der Track aber nie.
Die Band hielt ihre Gründung und die Aufnahmen zu "3rd Secret" weitestgehend geheim. Bevor man das Album überraschend streamen konnte, deutete nur wenig auf eine Zusammenarbeit der Musiker*innen hin. 3rd Secrets Debüt wäre besser mal ein Geheimnis geblieben.
15 Kommentare mit 31 Antworten
Ich finde die Platte klasse. Das liegt sicher auch an der Erwartungshaltung, die man mitbringt. Und persönlich finde ich es klasse, dass mal kein Dave Grohl mitmacht. Sonst wäre wieder der ausgelutschte Foo-Fighters Einfluss zu spüren. So hört man erfreulicherweise Referenzen aus dem Soundgarden- und Alice in Chains-Kosmos. Hier merkt man, das ein paar Veteranen einfach ohne Stress und Erfolgsdruck mal Bock aufs jammen hatten und das tut der Platte gut. Klar ist die Platte kein neues "Superunknown" oder "In Utero". Wie gesagt, die Erwartungshaltung macht´s.
Ich hatte keine Erwartungshaltung.
Und wie findest du es?
"Ohne Stress und Erfolgsdruck mal Bock aufs jammen" klingt schon mal total aufregend. Bin jedenfalls gespannter, wann und wie die letzte Frage beantwortet wird!
"Und wie findest du es?"
Würde mich auch interessieren.
Steht oben in vielen Sätzen.
Boah, du bist Sven Fromm? mind=blown
Du Dödel.
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Da hat er doch glatt das Rätsel selbst gelöst. Potz Pestilenz!
Das Gründungsmitglied einer der großartigsten Bands aller Zeiten und herausragender Multiinstrumentalist wird auf den "Kerl von Nirvana der weder Cobain noch Grohl hieß, dessen größte Leistung es war, sich seinen Bass auf den Kopf zu werfen" reduziert. Und das Ausgerechnet von einem erbärmlichen Möchtegern-Jemand auf dessen Grabstein mal stehen wird: "Hier liegt der Sven. Er hat belanglose Reviews ins Internet gefurzt... und das wars."
Schön, dass sich Laut.de an der Aktion "Autoren welche nicht einmal die Bunte haben wollte suchen ein Zuhause" beteiligt. Es kann wahrlich jeder Arbeit in diesem Land finden der will.
Heul leise, Fanboy.
Und was wird bei Cronauer mal auf dem Grabstein stehen? "Der Mann, der den Duden nicht verstand".
Und was wird bei euch beiden stehen? "Hier liegen AfD-Wähler".
Richtig schlimme Review! Ein Debakel. Die Platte ist weitaus besser, als sie hier dargestellt wird. Wie kann man nur...
Der Sven hats nicht gecheckt und scheint ein Problem mit nicen GrungerInnen zu haben.
Ja Frechheit. Wie kann man nur eine eigene Meinung haben die sich nicht mit deiner deckt.
Jammer woanders.
Krist Novoselic ist untouchable, sollte klar sein!
Und wehe, jemand teilt diese Auffassung nicht, dann gibt's Haue und Heulen von den Nirvanafanbois.
Von mir aus könnte Kris Nastrovjelic in den Ruhestand gehen, wenn wir dafür Jaco wiederbekämen.
Was genau sind denn deine Ansprüche an fakende Genossen wie Feinstaub MC u.ä., mein lieber Schwingo, hm?
Mein Anspruch ist hier eigentlich nur, über Musik zu reden.
Cool stisen und naise über Mucke talken, yo!
Finde das Album eigentlich ziemlich gut, kein absoluter Kracher-Song dabei, aber eben auch nichts schlechtes. Durchweg Songs die man sehr gut (wiederholt) so weghören kann. Geht auch deutlich mehr in die Akustik-Richtung als in die Rockrichtung (bzw. die Richtung der Bands von den meisten Bandmitgliedern). Finde Soundgarden kommt von den Bands am meisten durch, was wahrscheinlich daran liegt, dass eben Kim Thayil einer der Gitarristen ist. Stimmiges Ding!
Grunge ist für Sven Kabelitz eindeutig ein unbekanntes Wesen!