laut.de-Kritik
Kurz vor dem höchsten Punkt der Achterbahn.
Review von Matthias MantheMan male sich in Gedanken einmal dieses Bild aus: 65daysofstatic in der Royal Albert Hall zu London. Einem römischen Amphitheater nachempfunden, bietet der Bau jede Menge Sitzgelegenheiten, aber eben kaum Stehplätze. Welch ungeheuerliche Energie muss die riesige Halle erfüllen, wenn dort diese Musik einsetzt? 8000 Menschen, zum Bersten gespannt an ihre Stühle gefesselt, während auf der Empore flirrende Fanfaren jeglichen Relativismus aufkündigen? Acht G und Kugelblitze im Windkanal, aber mindestens!
Wenige hätten royale Glorie so verdient wie die sich unermüdlich verausgabenden Touristen aus Popcity Sheffield. Knapp 15 Monate nach "One Time For All Time", einem modernen Klassiker des noch jungen Drum'n'Glitch-Genres, haben sies schon wieder getan und sich, wenn schon nicht neu erfunden, noch weiter in Richtung Immunität auf der Evolutionsleiter bewegt. Epischer sind sie zuvorderst geworden, gleichzeitig aber nochmals abwechslungsreicher in kompositorischer Hinsicht.
All die adrenalinesken Glücklichmacher aus der Edel-Konfisserie (stottern, drängen, überwältigen, zerstoßen, zerbersten, zerfallen), die sich zuvor in knappen 37 Minuten auf engstem Raum einrichten mussten, erhalten Luft für zusätzliche Kontraste. Beim Weiterausholen entsteht Klangraum für barocke Klavierskizzen, songöffnende Streichereinheiten und weitere Kleinteile, an denen ein Sichverschlucken fast ausgeschlossen ist.
Denn Fro und Co. zeichnen kein arty Abstraktum, sondern außerordentlich griffige Impressionen. Vor dem Kick der rauschenden Breakbeat-Abfahrt zelebriert man jetzt auch ausgiebig das Fieber kurz vorm höchsten Punkt der Achterbahn.
In einigen Momenten wird es mitunter etwas zu opulent, doch der wohlige Schwindel ist hinterher umso größer. Nach einer Stunde Schleudertrauma eine Preview aufs nächste Opus: Lamento-Gesang und Schmerzensschreie halten Einzug in die 65daysofstatic-Welt. Nächste Runde in der Royal Albert Hall? Erstmal durchatmen.
55 Kommentare
http://www.youtube.com/watch?v=U3rV9iPlx6U
OH GOTT!!! KLICKEN!!! Ich schreie!
... und geleaked, btw.
etwas gewöhnungsbedürftig das neue album, die drums klingen seltsam...der klang der platte hat eher etwas von einem live mitschnitt...der/das gesang /gekreische am ende kommt überraschen, geht aber in ordnung...
Ah shit, ich hab gehofft, die wär noch nicht fertig abgemischt. Vom Sound her klingt das nämlich wirklich nicht so derb wie die Vorgänger. Will mich da jetzt auch noch nicht intensiv reinhören, damit warte ich bis zum finalen Silberling. Aber jetzt wo du sagst, dass beim letzten Song gesungen wird... Hilfe, das kommt guuut!
Argh, an die Fall Of Math kommt einfach nix mehr ran. Aber abwarten, vielleicht muss die wachsen oder so... Single ist jedenfalls der Hammer.
tipp an santana: interpol sind es nicht!
jetzt mach es doch nicht zu einfach!
ok leute, danke für die hinweise!!