laut.de-Kritik
Sonniges und vielseitiges Songwriter-Debüt.
Review von Martin Leute"Southern Heart In Western Skin" hat der 23-jährige amerikanische Singer/Songwriter Aaron Schroeder in seiner Heimat schon Mitte letzten Jahres in Eigenregie veröffentlicht und vertrieben. Dank Letterbox-Records ist es nun auch hierzulande erhältlich. Und das ist gut so, weil es sich um einen Songwriter handelt, dem es eindrücklich gelingt, Spielarten des Country und Folk in poppige Farben zu tauchen. Beschwingte Melodien treffen auf smarte Texte und eine vielseitige Instrumentierung, 60's-Pop auf klassisches Songwriting.
Die Rhythmusgitarre führt mit vier Akkorden in die gutlaunige Upbeat-Popnummer "A Movin' Movin' Train" ein, die Lap Steel nölt zart im Hintergrund, ehe Schlagzeug und E-Gitarre einsetzen und Aron eine fröhliche Melodie anstimmt. Als Referenz darf hier Billy Bragg herhalten, zumal Aaron ihn zu seinen Idolen zählt. Die Klangfarbe seiner Stimme erinnert mich hier und da an Ben Folds.
Ein wenig sanfter, aber nicht weiniger sonnig kommt "The Real World" daher. Ein luftiger Basslauf, die Akustische und die Drums begleiten den Sänger, der seinerseits gesanglich von der entzückenden Lindsay Clark unterstützt wird. Mundharmonika und Cello fügen sich wunderbar in dieses liebenswerte, leichtfüßige Duett.
"Don't Go Home" ist satter instrumentiert, und schon jetzt ist klar, dass dieser junge Mann wunderbare Pop-Melodien aus dem Ärmel schüttelt und mit warmem, klarem Gesang überzeugt. Besinnlich wird es erstmals mit "21"; zur gezupften Gitarre sinniert er über Erwartungen und Enttäuschungen und setzt wieder auf die gesangliche Mitwirkung der Clark, wie auch im dynamischeren, gutlaunigen "Antlers", das mit einem schönen Fingerpicking-Schema gefällt.
"Santa Ana" trägt mit angezogenem Beat, der Gitarre und Mundharmonika Züge einer flotten Country-Nummer. "Punk rock, false start/ what happened to your heart?/ You threw it in the water/ to com back up from bottom" heißt es hier dementsprechend. Vom Midtempo-Pop ist "Dead Rabbits" geprägt, das mit einem Honky Tonk-Klaviersolo überrascht.
Seine Vielseitigkeit stellt Schroeder mit dem ruhigen, folkigen "Devil's Lake" unter Beweis, sachte unterstreichen Glockenspiel, Akkordeon und Cello die Sensibilität dieses wunderschönen Songs. Ein großartiger Piano-Hook ergänzt sich im abschließenden "Rollin' Tennessee" prächtig mit der dynamisch geschlagenen Akustischen, dem Schlagzeug und der lässigen, von Aaron und einer männlichen Background-Stimme intonierten Melodielinie.
Es ist ein äußerst erfrischendes und sympathisches Debüt, das liebevoll arrangiert und behutsam produziert wurde. Die poppigen Strukturen der Songs gehen einträchtig Hand in Hand mit der traditionellen Instrumentierung. Kein Zuviel, kein Zuwenig. Dabei geht Schroeder mit einer Selbstverständlichkeit zu Werke, der jegliches prätentiöses Auftreten fremd ist.
So kann man über die Tatsache hinwegsehen, dass "Southern Heart In Western Skin" mit knapp dreißig Minuten etwas kurz geraten ist. Der Pressetext appelliert an Bright Eyes und Elliott Smith-Fans, auch wenn man musikalisch nicht unbedingt Parallelen ziehen kann. Will man weitere Referenzen bemühen, würde ich ihn vielmehr in die Nähe von Songwritern-Kollegen wie Ben Lee oder Ben Kweller rücken, aber immer mit dem Hinweis auf die Individualität des Stils des Aaron Schroeder.
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