laut.de-Kritik
Das Westcoast-Urgestein zitiert den Doo Wop der Fünfziger.
Review von Alexander EngelenNach der völlig missratenen Verschmelzung von Rap und Pop-Reggae auf "Lightning Strikes" vor knapp zwei Jahren zitiert Westcoast-Urgestein Aceyalone nun ein weiteres Kapitel der Musikgeschichte des amerikanischen Kontinents: den Doo Wop der Fünfziger. Bei aller Freude darüber, was ihm dabei für ein außergewöhnlicher Coup gelungen ist (O-Ton: "So what we have planned here tonight is something a little bit out of norm"), fällt ihm gar nicht auf, dass das angesichts Winehousescher Omnipräsenz gar nicht mal so revolutionär ist.
Natürlich rappt Aceyalone auf Dap Kings-Gitarren und -Bläser, Bo Diddley-Drums und Retro-Fingerschnippen, aber in Zeiten des ausufernden Mash Up-Wahnsinns qualifiziert dies den Rapper nun auch nicht für den Innovationspreis der Musikszene. Denn schlussendlich ist das hier nicht viel mehr als von der Stange produzierter Doo Wop (Live-Produktionen? Fehlanzeige!) mit einigen wenigen Rap-Parts des Freestyle Fellowship-Members.
Gut, Originalität ist nicht alles. Wie zeitgemäß so eine Retro Soul-Sause klingen kann, haben eindrücklich Sharon Jones oder Nicole Willis in jüngerer Vergangenheit gezeigt.
Spaß macht es also tatsächlich, wenn Aceyalone über Sax-Lines und Funk-Drums den Shout&Response-Zeremonienmaster mimt ("On The 1"). Oder wenn sich auf Schunkel-Breakbeats sein Bariton mit süßer Oldie-Hook reibt ("Step Up").
Mit der rohen Rap-Energie der Project Blowed-Tradition, die einst sogar Kool Savas und Royal Bunker inspirierte, hat das natürlich herzlich wenig zu tun. Muss es auch nicht. Trotzdem geraten Aceyalones Raps so eher zum schmucken Beiwerk, was wiederum die Produktionen von Beatbastler Bionik in den Mittelpunkt stellt. Und die können mit Prägnanz und Volumen von Großtaten aus dem Daptone-Universum einfach nicht mithalten.
Da gerät es fast zum süßen Gift, dass nach nicht einmal einer halben Stunde Spielzeit (minus In- und Outro!) bereits Schluss ist. Länger hätte die Spielerei auch nicht dauern sollen - denn so kommt Aceyalone tatsächlich noch mal mit einem blauen Auge (und schniekem Anzug!) davon. Als nächstes ist übrigens eine Jazz/Rap-Fusion geplant. Wie revolutionär!
8 Kommentare
Hab das meiste in den letzten Tagen schon im Radio gehört und finde es ganz gut.
Muss es denn immer revoltionär sien?? Nein, sage ich
Haputsache, er flowt smooth über jeden Track
bay area? kommt der typ nicht aus leimert park l.a.? project blowed hat doch auch nüscht mit der bay area zutun...
@lautuser (« Sicher ist die Platte besser als die Kritik hier! »):
Auf jeden Fall.
werds mir auch mal geben, acey (und überhaupt die ganze project blowed-crew) haben mich noch nicht oft enttäuscht
Ja, Aceyalone ist für mich auch eher Merkmal für beständige Qualität.
Mein zweiter Masta Ace..