laut.de-Kritik
Sein Songwriting ist nach wie vor vom Teufel besessen.
Review von Jasmin Lütz"You ain't no friend of mine" hätte der Anti Folk-Sänger Adam Green sein zweites Album auch nennen können. Die neue Platte "Friends Of Mine" überrascht mit zauberhaft klingendem Orchester und countrylastigen Rhythmen. Beim ersten Hören vermisst man allerdings zunächst die Punkrock-Attitüde seiner Hitband The Moldy Peaches und die rotzigen Beilagen seines Debüts. Ist Adam etwa braver geworden oder vielleicht sogar erwachsen? Bitte nicht! Nein, spätestens nach den ersten reimenden Zeilen von "Bluebird" hört man den gekonnten Sprachwitz des 22-Jährigen (aufatmen): "Suicide, suicide, leaning out to everyone that hides" kommt über seine Lippen, als würde er über die schönste Sache der Welt singen.
Sein Songwriting ist weiterhin vom Teufel besessen und sorgt für den nötigen Rumpel. Mit engelsgleicher Mimik und bravem Unterton schafft er es, die bösen Tabu-Dinge dieser Welt liebreizend zu beschreiben. Diesmal leider ohne seine charmante Partnerin Kimya Dawson. Diesmal ohne Robin Hood-Kostüm. Dennoch ein Muss für alle Liebhaber dieser New Yorker Jugendbewegung. Meine persönliche Hymne auf dieser Platte ist die Single "Jessica". Wegen der zuckersüßen Melodien und den herzzerreißenden Streichern könnte man es glatt als Liebeslied durchgehen lassen; doch Worte sagen mehr als Töne. Ich lausche den bitterbösen Textzeilen und erfreue mich meines Lebens. Endlich jemand, der die Wahrheit auch ausspricht.
Gefühllose Popstars wie Frl. Simpson braucht kein Mensch: (singt) "Jessica Simpson, where has your love gone? It's not in your music, no!" Auch der Titelsong "Friends of mine" lässt mich nur so dahin schmelzen. Balkontür auf, Sonne rein und die Nachbarin erschrecken. Buh! Bei "No Legs" werde ich an den Film "Boxing Helena" erinnert. Ein wenig makaber, aber so charmant. Hier lernt der Hörer, dass, wenn man es richtig anstellt, man auch eine Frau ohne Beine ins Bett bekommt (Mr. Greenaway lässt grüßen). Und wenn sie vor dir herkriecht, dann sag ihr einfach, wie lieb du sie hast. Poetischer kann man es doch gar nicht ausdrücken.
Schmutzige Phantasien bewies Adam schon im Duett mit Kimya Dawson, und die präsentiert er einfach und melodisch auch im Alleingang. Da wundert es einen nicht, wenn er sich wünscht, auf einem Parkplatz vergewaltigt zu werden ("Bunnyranch"). Bei Mr. Green sollte man zwischen Zynismus und Sarkasmus unterscheiden können: "Zynismus ist eine destruktive Lebensauffassung, während Sarkasmus das Resultat von trotziger Formulierungskunst ist, die über einen spontanen Zorn auf ein Meinungseinerlei hinweg hilft [...]" (Gold, Max: Der Krapfen auf dem Sims; Rowohlt, 2001).
Also, um es noch einmal kurz zusammen zu fassen: Auf das Popflittchen Jessica kann ich bestens verzichten. Auf den Super-Songwriter Adam Green niemals. Und an alle Kritiker, die da draußen sagen, dass Adam Green banal und albern ist: "Hey du Tittenbrot, wenn du das noch nicht mal verstehst, dann hast du eh verloren. Verpiss' dich in deine intellektuelle Ecke und zieh dir 'ne Line."
1 Kommentar
egal wer etwas anderes sagt - eines der großartigsten alben der letzten 10 Jahre!!!