laut.de-Kritik
Doro und Jeff Waters: Die Schöne und das Biest.
Review von Michaela PutzWie so einige Bands, die in den letzten Jahren die Aufmerksamkeit auf sich zogen, verstehen sich auch die Holländer von After Forever darauf, eine wohlklingende weibliche Stimme gegen schwermetallische Klänge ansingen zu lassen. Die Gesangslinie der Frontfrau Floor Jansen fegt dabei über die härteren Töne hinweg, bei denen Strom-Gitarren mit symphonischem Bombast verschmelzen. Dabei tun sich nicht nur Vergleiche mit Bands wie Nightwish und Within Temptation auf, auch ihre Landskollegen Epica schwingen in Gedanken immer mit.
Nach dem Konzeptalbum "Invisible Circles" folgt nun etwa drei Jahre später "After Forever". Auch diesmal verleihen die Holländer ihrer Musik eine imposante Instrumentierung. Für den Opener "Discord" engagierten sie sogar das Prager Symphonieorchester und zeigen auf gelungene Art und Weise, wo ihre Stärken liegen, indem sie ein spannendes Wechselspiel zwischen Gut und Böse triben. Floor und ihr männlicher Gegenpart Sander gebärden sich wie die Schöne und das Biest.
Dabei kommt die Stimme der Frontfrau äußerst gut zur Geltung. Nicht nur bei "Dreamflight" stellt Floor ihr Organ hervorragend unter Beweis und klingt äußerst kraftvoll. Daneben nimmt die Band ihre Instrumente auch immer wieder härter zur Hand, Gitarren und Drums treiben den Sound voran. Ein Gefühl für Speed drücken sie einmal mehr mit "Transistory" aus, eine ziemlich energetische Nummer.
Womit wir schon beim Leitthema der Scheibe wären: Energie. Dass diese auch destruktiv auf den Menschen einwirken kann, ist nicht unbekannt und so liegt es auf der Hand, dass sich deren negative Auswirkungen ebenso in den Songs der Holländer finden. Gut gelingen der Band vor allem die Parts, in denen der derbere Männergesang mitmischt, der sich im Bereich deathiger Growls bewegt. Das Druckvolle lösen After Forever jedoch stets zugunsten einiger Breaks auf, in denen sie ihre sanfte und melodische Seite offenbaren, gerne auch mit Pianoklängen unterstrichen.
Diese völlig sanfte Seite holen sie etwa bei "Cry With A Smile" hervor, wobei sie hier für meinen Geschmack schon wieder etwas zu sehr ins Kitschige abdriften. Im nächsten Song drehen sie jedoch wieder auf. Übrigens sind After Forever diesmal nicht ganz alleine im Studio gestanden. Für den Song "Who I Am" ließ sich die deutsche Metal-Stimme Doro Pesch einspannen. All meine anfängliche Skepsis verflog schnell, weil die Nummer eine echt dynamische Ballade geworden ist. Bei "De-Energized" konnten sie darüber hinaus Jeff Waters für ein Solo gewinnen.
Schöne Nummern mit tragenden Melodien finden sich auf "After Forever" ebenso wie bedrohliche Stimmungen. Richtig gut sind sie vor allem in jenen Momenten, in denen sie einen Zahn zulegen und die härtere Seite hervorholen. Mit dieser Scheibe könnten sich After Forever nach zwölfjähriger Bestehungszeit endlich in die Liga jener Bands spielen, die in ihrem Genre schon mehr Erfolg erreicht haben. Zustehen würde es ihnen allemal.
6 Kommentare
Eines vorweg, der Vergleich mit Nightwish oder Within Temptation wird höchstens dadurch suggeriert, dass Musik härterer Gangart mit einer Frauenstimme gepaart wird. In der Praxis hinkt der Vergleich meiner Meinung nach doch etwas. Auch ist Frau Jansens Organ nicht arg so "gewöhnungsbedürftig" (Nightwish) oder in den Vordergrund tretend schon nahezu penetrant (Within Temptation) - wenngleich beide wohl gute Musik machen, ist After Forevers Frontfrau doch um Weiten erträglicher.
Nun aber zum Album:
Bei mir überkommen mich eher - durchaus positive - Parallelen zur vor kurzem erschienenen Therion Platte. Wenngleich bei After Forevers Platte keinerlei großartige Experimente unternommen wurden und Chöre - zum Glück - im Dunkeln ihr Dasein fristen müssen.
Gut gefallen auch die schön eingesetzten Growls, die perfekt zu der engelsgleichen Stimme Floor Jansens in Kontrast gesetzt wurden. So dürfte auch für Liebhaber der ganz harten Gangart mit leichtem Faible für "Melodien" das ein oder andere Schmuckstück dabei sein.
Am besten wird das Album vom 11-Minüter "Dreamflight" beschrieben. Von erzählerisch, über sanft, bis hin zu harten Riffs ist in diesem Stück alles ( auf eine sehr abwechslungsreiche und passende Art und Weise) vertreten und repräsentiert so einen guten Querschnitt der Platte.
Im Gegensatz zu der werten Frau Putz gefällt mir durchaus Cry With A Smile. Denn gerade weil es so schön kitschig ist, hebt es sich angenehm von den anderen Stücken ab und wenn man den Text etliche Male hört, macht er auch irgendwann Sinn - versprochen.
Einziges Manko dieser Platte mag die fehlende Experimentierfreudigkeit sein. Es gibt nicht wirklich Neues, noch nie Gehörtes. Aber das, was geboten wird, ist dafür umso besser.
Wieso für die Platte nur 3 Punkte vergeben wurden, weiß wohl werte Frau Rezensentin selbst nicht, denn aus ihrem Text ist nichts zu schlussfolgern, besonders, da die Band im letzten Teil besonders gelobt wird, deshalb würde ich mich auch ihrem letzten Satz anschließen, aber die Wertung durchaus ausbauen.
4/5
Dem schließe ich mich an. Eine super klingende Rezension mit einer mittelmäßigen Bewertung. Warum?
ich hab se live gehört beim earthshaker roadshock, und muss sagen, war die mit abstand schlechteste band da...
Ich weiß ja nicht, diese Band könnte wesentlich bessere Musik machen, würde sich Frau Jansen nur darauf verlegen dieses Operngehabe sein zu lassen.
Ihre Stimme klingt im Normalmodus so schön erdig und fett, dass sie keine Doro anstellen müsste um ein paar Zeilen zu singen. Den Vergleich bräuchte sie echt nicht zu fürchten.
@Sackface (« Ich weiß ja nicht, diese Band könnte wesentlich bessere Musik machen, würde sich Frau Jansen nur darauf verlegen dieses Operngehabe sein zu lassen.
Ihre Stimme klingt im Normalmodus so schön erdig und fett, dass sie keine Doro anstellen müsste um ein paar Zeilen zu singen. Den Vergleich bräuchte sie echt nicht zu fürchten. »):
Vollkommen richtig.
Ich denke, dass Operneinlagen in der Stimme von Floor einfach dazugehören, abrunden und Abwechslung bieten.
Wobei mir im Artikel auffält: Die Scheibe nach Invisible Circles war mit Sicherheit nicht erst After Forever...Ich erinnere mich an Remagine?
Vergleiche zu Nightwish sind jetzt nicht mehr angebracht, zumindest seit Tarja durch Anette ersetzt wurde. Und zu Within Temptation live möchte ich nur sagen, dass man sich dieses wirklich nicht antun sollte. Ich kann mir vorstellen, dass Floor einiges mehr drauf hat als Frau den Adel und das auch live rüberbringen kann! In diesem Genre gehe ich sogar so weit, Floors Stimme als Stärkste Stimme zu bezeichnen. Engelsgleich ist sie aber keinesfalls, dafür ist zuviel Druck und Power dahinter. Zumindest kommt sie gegen die Musik an, im gegensatz zu einer Lisa Middelhauve von Xandria! Die bisher beste AF-Platte meiner Meinung nach!