laut.de-Kritik
Starkes Comeback mit subtilen Symphonic-Einlagen.
Review von Rodney FuchsAgathodaimon kennt man als Dark Metal-Band, die auch vor Gothic und Industrial-Einschlägen keinen Halt macht. So jedenfalls klang der Sound auf Alben wie "Serpent's Embrace" und "Phoenix", bevor Agathodaimon sich nach Veröffentlichung ihres sechsten Albums "In Darkness" im Jahr 2014 mehr oder weniger auflösten. Was zu diesem Zeitpunkt als definitiver Split kommuniziert wurde, machten sie 2020 rückgängig und formierten sich offiziell mit drei neuen Instrumentalisten neu. "The Seven" ist das erste Arbeitszeugnis der neuen Besetzung und zeigt, dass sie sich von ihrem ursprünglichen Sound entfernen.
Bereits auf "La Haine" liefern Agathodaimon einen düsteren Sound zwischen getragenen Dark Metal-Refrains und brachialem Black Metal, der keineswegs an poppige Strukturen anknüpft. Die Mainzer lassen einen Sound durchblitzen, der auf "Ain't Death Grand" mit subtilen Symphonic-Einlagen an die frühen Werke von Dimmu Borgir erinnert. Dabei sind es insbesondere die präzisen Breaks, die mitsamt eines kurzen Gitarrensolos für ein epische Momente sorgen.
Es gibt sie aber doch, die leicht poppigen Elemente, wie den Refrain von "Wolf Within". Hierbei erinnert der Sound mit Melodie-orientierten Gitarren stellenweise an Tribulation, wird mitsamt rhythmus-fokussiertem Riffing und rockigen Passagen jedoch schnell aus der Eindimensionalität des Dark Metal gerissen. "Mother Of All Gods" beginnt mit orchestralen Elementen und lässt Vlad Dracul, ehemaliger Keyboarder und Sänger der Band gastieren. Gewissermaßen als Hommage an die 90er Jahre wirkt "Mother Of All Gods" etwas düsterer und erdiger, was das Riffing betrifft. Dabei ist die Parallele zu Dimmu Borgir stärker ausgeprägt als auf jedem anderen Track, was auch an der symphonisch gestalteten Ausschmückung liegen mag.
Das folgende "Estrangement" lässt Platz für die Vocals, die sich mitreißend in die melodiösen Gitarrenwände einfügen. Dabei wirkt der Track mit seinen Lyrics fast schon balladesk, überspitzt dies aber auch mit einem Bruch nach drei Minuten, der in einem triolischen Melodic Death Metal-Finale mündet, das gegen Ende in kurzweiligem Black Metal aufblüht. "Kyrie / Gloria" führt Agathodaimon in bedrückende Dark Metal-Sphären zurück und überzeugt mit düsterem Klangbild, das auch vor einem kurzen choralen "Kyrie Eleison" nicht zurück scheut. Letzteres unterstützt Julien Truchan (Benighted) mit brachialen Shouts, bevor mit Wut im Bauch Blast Beats folgen.
Mit dem siebenminütigen "The Divine" knüpfen sie an "Mother Of All Gods" an. Der Synth-geladene Schluss des Albums fasst zusammen, was den Sound von Agathodaimon im Jahr 2022 auszeichnet. Dabei greift die Combo auf ihr volles Spektrum zurück und liefert mit dem Einsatz eines Klaviers eine subtile Gothic Metal-Stimmung inmitten von Breaks, Double Bass-Passagen und Blast Beats. "The Divine" bewahrt sich jedoch stets eine gewisse Anmut, die sich mit den atmosphärischen Komponenten wie ein Schleier auf die Instrumentals legt, bevor der Track in Tool-Manier mit einem kurzen Bass-Solo einen Wechsel durchmacht und auf ähnlich düstere Art endet, wie "La Haine" angefangen hat.
"The Seven" funktioniert aufgrund des Wechselspiels zwischen Dark Metal, Black Metal und einem modernen Einschlag, der Groove-orientiert arbeitet und sich in dezent modernen Sphären windet. Agathodaimon halten ihre Symphonic Metal-Elemente durchweg dezent und spülen sie nicht in plastischer Bombast-Manier in den Vordergrund. Das Resultat ist ein starkes Comeback-Album, das die Band auch auf produktionstechnischer Seite so stark zeigt wie nie zuvor.
3 Kommentare mit 18 Antworten
Bisschen Humor könnte denen nicht schaden.
Symphonic Metal ist inhärent humorlos. Da muss immer alles bierernst und bedeutungsschwanger sein, wie damals mit 15, als man unschuldige Menschen über's Megaphon mit LOTR-Trivia terrorisiert hat.
Speak for yourself.
Wenn wir von unfreiwilliger Komik reden, damit glänzt das Genre freilich.
Yep. Unfreiwillige Komik ist echt ausreichend vorhanden.
Dazu gibt´s bestimmt im Deaf Forever noch ein tiefschürfendes Interview mit nem grimmigen Bandfoto dazu. Klar, kann man mögen. Aber mir geht das zunehmend auf den Keks. Dann lieber komplett drüber wie Midnight.
cradle of filth?
Für was sind die ein Beispel?
Ja.
Legitim.
Zum abhotten reicht's.
Schwinger wie so oft mal wieder planlos unterwegs. Cringe. Aber nett isser immerhin.
Wer Symphonic Metal mag, steht auch auf Nightwish. Case closed.
Das Verhältnis von Nightwish zu meiner bevorzugten female fronted Metal Band mit wiederholt ins Gesamtwerk eingeflochtenen elegischen und melodiegeführten Instrumentalzwischenpartaufbauten, die so manchen Menschen zur fälschlichen Zuordnung zum Symphonic Metal veranlassen, entspricht in etwa dem in den "Toon Wars"-Episoden propagierten Verhältnis von Family Guy zu der Serie, die besagtes Verhältnis zuerst postulierte.
"..entspricht in etwa dem in den "Toon Wars"-Episoden propagierten Verhältnis von Family Guy zu der Serie, die besagtes Verhältnis zuerst postulierte."
Ja, aber genau so abschreckend verschwurbelt war's halt angedacht bevor noch wer nach Serie oder Band fragt, Herr Glorp!
Nach welcher Band jetzt?
Ei Nightwish!
" Schwingster Vor 8 Stunden
Für was sind die ein Beispel?"
humor im symphonic (black) metal. man*in kann viel sagen über cradle. aber sie haben einen (sehr eigenen) sinn für humor. und davon viel. tatsächlich gehören sie zu einem promille an BM Bands, die tatsächlich humor und (B)M zusammenfügen können
abschließende liste an humorvollen BM bands
1. Carpathian Forest
2. Woods of infinity
3. Cradle of filth
4. Schiffbruch 88
5. Kaltes Judenleder
Nummer 5 bleibt ungehört, den Rest mag ich nun nicht mehr auschecken. Klemm dir die rechten Bands zukünftig Busfahrer, danke!
Dachte die gibt's nicht mehr. Mal reinhören.