laut.de-Kritik

Wie PJ Harvey? Nein, aber so ähnlich.

Review von

Der Name des Produzenten, John Parish, und das grisselige Bild auf dem Cover lassen das Herz höher schlagen. Handelt es sich womöglich um ein neues, geheim gehaltenes Album PJ Harveys?

Nein. Der Name der Künstlerin lautet zwar nicht Aldous, sondern Hannah, aber das mit Harding stimmt. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt von 2014 machte die Neuseeländerin bereits auf sich aufmerksam.

Ihre Stimme höre sich im Titeltrack "The Party" wie eine isländische Mücke an, stellt die Zeitung The Guardian bei einem Konzertbesuch in London fest. Eher beeindruckt ist die Rezensentin aber davon, dass Harding zu Beginn erst mal einen Besucher anstarrt wie ein Basilisk, dessen Blick den Betrachter in Stein verwandelt. Ein Fabelwesen also, wie es in einer gewissen Hinsicht Nina Simone war, die das ebenfalls zu tun pflegte.

Die Sache mit der isländischen Mücke klingt weniger schmeichelhaft, trifft aber genauso zu. In Bezug auf die zauberhafte Musikwelt Björks und auf das Timbre Hardings Stimme, die sowohl ruhige Tiefen als auch schrille Höhen beherrscht und so präsent wirkt, dass Parish gar nicht viel zu tun hatte. Einzelne Klänge auf Klavier oder gezupfte Noten auf der Gitarre - mehr bedarf es im Prinzip nicht.

Natürlich kommen auch andere Instrumente hinzu, doch nimmt man sie kaum wahr. Eher schon den Begleitgesang, etwa den der jungen Singer/Songwriterin Fenne Lilly ("What If Birds Aren't Singing They're Screaming") oder Mike Handreas alias Perfume Genius ("Swell Does The Skull", "Imagining My Man").

Eine Platte, die schon mit den ersten Klängen das Tor zu einer verträumten Welt öffnet, in der gleichwohl kein Traumpartner wartet, sondern das Ungewisse. Mit teilweise engelsgleicher Stimme entführt Harding in bedrohlich wirkende Dimensionen, ohne dafür Dissonanzen zu bemühen.

Ihre Stimme erinnert manchmal tatsächlich an PJ Harvey, wie auch ihr Äußeres. Vielleicht keine Schönheit im Sinne Heidi Klums und Co., doch eine Frau mit starker Ausstrahlung. Auch wenn sie sich im Video zu "No Peace" (2014) als verschmutzte, singende Leiche inszeniert. "Here is your princess, here is the horizon", textet sie drei Jahre später passend.

Trackliste

  1. 1. Blend
  2. 2. Imagining My Man
  3. 3. Living The Classics
  4. 4. Party
  5. 5. I'm So Sorry
  6. 6. Horizon
  7. 7. What If Birds Aren't Singing They're Screaming
  8. 8. The World Is Looking For You
  9. 9. Swell Does The Skull

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