laut.de-Kritik

Hoffentlich war das nicht schon alles!

Review von

Sie selbst nennen ihre Nische gern "Psychedelic Boogie". Allein beim Klang des Wortes "Boogie" dürften sich bei einigen Leuten die Nackenhaare aufstellen. Doch keine Angst: penetrant gut gelaunt und unsäglich dudelnd klingen All We Are deswegen noch lange nicht. Trotzdem trifft es die Genrebezeichnung irgendwie.

Schon der erste Track "Ebb/Flow" versetzt mit seinem tanzbaren Groove und dem abgespacten Beat ganz automatisch in eine Art Trance. Träumen, fantasieren, berauscht durch den Raum torkeln – alles ist erlaubt. Psychedelischer Boogie eben.

Dieses Muster zieht sich durch das komplette Album. Grob irgendwo zwischen Coldplay und The XX verortet, nur mit fordernderer Rhythmik ausgestattet, schwelgen All We Are in ihrem lässigen Soundmix und lassen sich durch absolut nichts aus der Ruhe bringen.

Dreistimmig singen sich Guro Gikling, Richard 'O Flynn und Luiz Santos durch relaxte Disconummern wie "Feel Safe" oder steigern sich in das hypnotische "Honey". Dazwischen erinnern die "Stone"-Gitarren an fröhlich sprudelnde Gebirgsquellen.

Auf erfrischende Art und Weise verbinden die Norwegerin, der Ire und der Brasilianer dabei den Spirit von 80er/90er-Synthiepop mit modernen Hörgewohnheiten. Wie heißt es immer so schön im Radio? "Geht ins Ohr, bleibt im Kopf" – Gott sei Dank trifft dieses Motto bei All We Are im Unterschied zu den meisten Dudelfunkacts nicht nur auf einen einzigen Song zu. Die Hooks der Einzeltracks brennen sich zwar teilweise ebenfalls ins Gedächtnis. Vorherrschend nistet sich dort jedoch die entspannte Gesamtatmosphäre ein.

Die wartet wie anfangs bereits angedeutet mit allerhand Abwechslung auf. Variationen in Tempo, Instrumentierung, Arrangement und Dynamik stehen ganz oben auf der Tagesordnung. "Go" beispielsweise beginnt als schüchternes Loungegeflüster und endet in spielfreudiger Ekstase. Melodien schieben sich ineinander, bauschen sich auf und ebben erst mit dem finalen Effektknall wieder ab.

Zwischendurch gibt's ein bisschen Michael Jackson-Vibe, in "Utmost Good" spickt in Ansätzen gar Reggae durch, "I Wear You" kommt mit halliger Bluesgitarre daher. "Something About You" verlegt die bisher vor allem musikalisch stilprägende Repetition endgültig auch auf die textliche Ebene und spendiert noch einmal eine Extradosis beruhigend wabernde Psychedelik, bevor "Life Of Seven" den Sack zumacht.

So kann man nur hoffen, dass All We Are die Doppelverwertung ihres Bandnamens als Albumtitel nicht allzu ernst nehmen. Wenn tatsächlich schon alles gesagt wäre, würden uns in Zukunft wohl großartige Alben einer großartigen Truppe verwehrt bleiben.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Ebb/Flow
  3. 3. Stone
  4. 4. Feel Safe
  5. 5. Honey
  6. 6. I Wear You
  7. 7. Keep Me Alive
  8. 8. Go
  9. 9. Utmost Good
  10. 10. Something About You
  11. 11. Life Of Seven

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