laut.de-Kritik
Israelischer Indiefolk in memoriam Elliott Smith.
Review von Martin LeuteIn der Indieszene seiner israelischen Heimat genießt Amit Erez bereits einen ausgezeichneten Ruf als Liedermacher und Gitarrist der populären Rockkombo Eatliz. Bei "Summer Conquered By Rain" handelt es sich nun nicht etwa um unveröffentlichtes Material, sondern um eine Zusammenstellung von älteren Songs, die in das musikalische Schaffen des Endzwanzigers einführen.
Der prägende Einfluss von Elliott Smith ist Songs wie "Fortuna", "Black Light", "Oh My God" oder "Endings Get An Early Start"" deutlich anzuhören. Ähnlich komplexe Melodielinien im melancholischen Ambiente und der weitgehende Verzicht auf euphorische Refrains stehen im Zentrum, eingebettet in pointiertes und filigranes Gitarrenspiel, hier und da grundiert vom Bass, Keyboard und behutsamen Streichereinlagen.
Querverweise zur sanften Theatralik und zum perlenden Spiel eines Nick Drake sind ebenso auszumachen ("Alarming Sounds") wie die unkonventionelle Indie-Attitüde eines Sean Lennon auf dessen Album "Into The Sun". Mit diesen Referenzen im Gepäck und seinem warmem Gesang präsentiert sich Amit Erez als feinsinniger Liedermacher auf hohem Niveau.
Thematisch rückt Erez die Einsamkeit, Entfremdung und das Scheitern zwischenmenschlicher Beziehung in den Mittelpunkt, wobei er auf ansprechende Metaphern zurückgreift: "A summer conquered by rain / I'll disappear quickly and leave it all behind, find my own place and time / When people don't listen there's no need to be loud", heißt es exemplarisch im sakralen "Alarming Sounds".
Auch wenn es den Liedern bei all den vorangestellten Referenzen etwas an Originalität mangelt: Erez hat zwischen besagten Größen durchaus zu einem kohärenten Stil gefunden. Gekonnt stülpt er eine gefühlvolle Melancholie über Folk-inspirierte Songs, ohne sich in einer penetranten Sentimentalität oder Lieblichkeit zu verlieren. Bleibt zu hoffen, dass seine Songwriterqualitäten auch hierzulande zur Kenntnis genommen werden.
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