laut.de-Kritik
Schöne Geschichten mit altbewährtem Klang.
Review von Amelie KöpplWarum Neues entdecken, wenn sich das Alte doch so gut bewährt hat? In den meisten Fällen trägt so etwas eher einen faden Beigeschmack. Doch bei Amy Macdonald scheint der Rückgriff auf ihre Anfänge mit "This Is The Life" zu fruchten. Rein äußerlich hat sich die junge Schottin natürlich schon verändert: Aus dem Mädel ist eine adrette junge Frau geworden, deren Texte eingängiger ausfallen als je zuvor.
Des fast schon überwältigenden Pop-Einflusses wegen steht mancher dem Werk vielleicht etwas arg kritisch gegenüber. Doch mit ihrem folkigen Pop erzählt Amy Macdonald viel mehr lebensnahe Geschichten als viele andere Songwriter in ihrem Genre. Es geht um Autos, um ihre Kindheit und um Fußball.
Das bereits im Vorfeld ausgekoppelte "Slow It Down" beispielsweise handelt von Amys persönlicher Liebe zum Motorsport. "I guess I've been running around town, leaving my tracks, burning out rubber / driving too fast but I've gotta slow it down", beschreibt sie den eigenartigen Moment des Entschleunigens während der Beschleunigung, den wahrscheinlich nicht nur sie selbst am Lenkrad eines Rennwagens fühlt.
Neben "4th Of July" und "Left That Body Long Ago", die von positiven wie negativen Kindheitserinnerungen berichten, widmet sich Amy Macdonald doch auch - wie passend! - dem Runden und dem Eckigen. "Pride" handelt zwar von einem für sie selbst atemberaubenden Auftritt im Glasgower Hampden Park Stadion, doch erfüllt mit seiner Thematik über Ehre und Stolz jedes Klischee einer Fußballhymne.
Die überzeugte Anhängerin der Glasgow Rangers widmet schließlich "The Green And The Blue" sowohl ihrer Lieblingsmannschaft als auch deren größten Rivalen, Celtic Glasgow. Inklusive Fangesängen sollte dieser Song demnächst zumindest in schottischen Stadien Einzug halten. "But the green and the blue come between me and you / But I will always be true to you" illustriert die Freundschaft zwischen zum Glück nur fußballtechnisch gesehenen Feinden.
Dass Amy Macdonalds Tracks so angenehm natürlich und eingängig wirken, liegt nicht nur an ihrer ruhigen Stimme, die, früher stark dialektgeprägt, nun auch locker in tiefere Bereiche vordringt, sondern vor allem an ihrer Offenheit als Mensch und Künstlerin. Ohne Probleme ist sie bereit, jede Idee und jede Inspirationsquelle ihrer Songs preiszugeben.
So liegen die Hintergründe für "Human Spirit" in der Rettung der chilenischen Bergarbeiter im August 2010. "Across The Nile" thematisiert die Befreiung des ägyptischen Volks von Mubaraks Schreckensherrschaft. Bei "Life In A Beautiful Light" geht es nicht um das Popklischee des Liebeslieds oder des Herzschmerzsongs. Es handelt vom einfachen Leben ohne große Besonderheiten. Vielleicht findet sich genau aus diesem Grund der eine oder andere in Amy Macdonalds Musik wieder.
Neben den Texten, in denen sie so manche Leidenschaft mit ihren Zuhörern teilt, überzeugt sie, weil sie einfach nur schöne Musik macht. Und das nach wie vor in ihrer liebenswürdigen schottischen Art, ohne den ständigen Zwang, sich mit jedem Album neu erfinden zu müssen.
8 Kommentare
Ja, ein nettes Album. Ich mag die Amy, die ist unter den Rock-Pop Girls noch am besten. Es verwundert mich nur dass es 3 Punkte gibt, da die vorherigen nur 2 bekamen. Vor allem das Debut zählt für mich noch immer zu den besten Debut-Alben, wurde hier aber gandelos verrissen. Nun die besten Songs hier sind die etwas schnelleren wie 4th of July oder Slow it down. Der Höhepunkt für mich ist Across the Nile, sehr schön. Fast schon Springsteen!! Nur so am Rande, das im Text erwähnte Left that body long ago handelt vom Tod ihrer Oma.
Finde sie eigentlich ganz geil
Die Frau sieht auch zunehmend wie ein PEZ-Spender aus.
weniger angsteinflössend wie ronald ist sie allemal
ich halte amy für eine talentierte und ernstzunehmende musikerin.
Der Kritik kann ich überwiegend zustimmen. Das Album bietet Altbewertes und ist damit gut, wie die Vorgänger.
Einige Lieder fielen mir schon beim ersten Hören als besonders angenehm auf. Wirklich überwiegend eingängig. Und ihre Stimme mag ich auch.