laut.de-Kritik
Existenzielle Themen, schwermütige Arrangements.
Review von Giuliano BenassiAne Bruns Gemüt scheint nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens angesiedelt zu sein. Zumindest wenn man ihre Tour im September 2006 durch Schweden und Norwegen zugrunde legt: Schwermütige Arrangements, existenzielle Themen, keinerlei Aufhellung am dunklen Himmel. Die unendliche Schwere des Seins, sozusagen.
Das ist bis zu einem gewissen Punkt überraschend, waren doch auch Nina Kinert und Staffan Johansson mit auf der Bühne, die kurz davor das fröhliche, folkpoppige Album "Let There Be Love" an den Start gebracht hatten. Es ist jedoch vor allem die Begleitung des Streicherquintetts DMF, das für düstere Stimmung sorgt.
Gerade zu Beginn des Mitschnitts bestimmen Geigen und Celli das Klangbild: "Are They Saying Goodbye" und "To Let Myself Go" erdrücken den Hörer geradezu. Was auch daran liegt, dass der breiig abgemischte Sound die Stimmen Bruns und Kinerts in den Hintergrund drängt. Dasselbe gilt für die Akustikgitarre der Sängerin und die Slide-Noten Johanssons.
Der summende Beginn von "Rubber & Soul" leitet einen etwas heitereren Abschnitt ein. "So You Did It Again" könnte eine E-Gitarre gut gebrauchen, denn die Riffs auf den Streichern wirken künstlich. Erst im zweiten Teil des Albums kommt das Potenzial des Trios zum Vorschein, so im neunminütigen "Changing Of The Seasons/ Fight Song", in "Where Friend Rhymes With End", "Song No. 6" und im countryesken "Drowning In Those Eyes". Das abschließende "Laid In Earth" ist noch einmal dick aufgetragen.
Neben Material aus Bruns bisherigen Studioalben "Spending Time With Morgan" (2003), "A Temporary Dive" (2005) und "Duets" (2006) befinden sich unter den siebzehn Stücken auch ein neues ("Changing Of The Seasons") sowie zwei Coverversionen. "The Dancer" von PJ Harvey ist noch ganz gut umgesetzt, "So Real" von Jeff Buckley klingt dagegen so, als würde Brun es zum ersten Mal singen. Entsprechend kommt ihre Version auch rüber.
"Live In Scandinavia" erinnert in seiner Intensität an Beth Gibbons' Album "Out Of Season". Es ist einfühlsam und zerbrechlich, wirkt durch die Streicherarrangements aber überladen. Bruns ausdrucksstarke, recht leise Stimme verträgt so viel Bombast eher schlecht. Ihre Gitarre, die Stimmen Kinerts im Hintergrund und Johanssons Slide-Begleitung hätten vollkommen ausgereicht.
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