laut.de-Kritik

Sie Sängerin geht dahin, wos weh tut - und drüber hinaus.

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Verrückt und verrucht, einfühlsam und brachial, kokett und nie konform - so präsentieren sich Animal Alpha aus Norwegen auf ihrem Debüt. Dass die Scheibe, die in ihrer Heimat schon seit 2005 auf dem Markt ist, als ganz heißes Ding gehandelt wird, ist dabei nicht sonderlich verwunderlich.

Allerdings sollte man sich vor allem bei Frontlady Agnete Maria Kjolsrud auf allerhand gefasst machen. Die Frau führt einen durch einen Wirrwarr an Emotionen und setzt sich dabei mit einem Schlag unter die Topliste der momentan ausdruckstärksten Sängerinnen.

Ausdrucksstark lässt sich dabei jedoch nicht immer mit schön oder angenehm gleichsetzen. Agnete verfügt mit Sicherheit über eine verdammt gute Stimme. Dafür geht sie oft auch dahin, wos weh tut - und gerne mal drüber hinaus.

Denn Agnete nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund und spricht beispielsweise in "Catch Me" Klartext: "Nice piece of wood you got there, baby". "My Droogies" reiht sich hier ein. Allerdings kann ein Satz wie "You are my vulva" doch ein wenig nervös machen. Doch wenn man sich von vom schrägen Outfit und der Lyrik der wilden Sängerin nicht zu arg ablenken lässt, bekommt man ein paar wirklich gute Songs serviert.

Der Opener "Billy Bob Jackson" hat etwas von einer Ankündigung, dass gerade eine Freakshow in der Stadt angekommen ist - passt wie die faust aufs Auge. Während "I.R.W.Y.T.D." anstrengt, zeigen die Norweger besonders bei den Singles "Bundy" und "Most Wanted Cowboy", dass sie ein Gespür für feine Melodien haben.

Die muss man sich aber stellenweise fast schon erarbeiten, denn Agnete stiehlt ihren Musikern immer wieder mit wirren Wechseln aus tollem Gesang, engelsgleichem Gesäusel, derben Raps und wilden Shouts die Show.

Während "Catch Me" fast schon ein geradliniger Song mit toller Hook im Chorus ist, zeigt sich "101 Ways" zu Beginn noch spärlich instrumentiert. Auch der weitere Verlauf des Songs bleibt zögerlich mit einer Agnete, die sich zwar püppchenhaft gibt, es lyrisch aber faustdick hinter den Ohren hat. "My Droogies" mag dem ein oder anderen vielleicht eine Spur zu durchgeknallt vorkommen, aber dafür gibt es mit "Deep In" und "Bend Over" noch zwei richtig fett groovende Rocksongs.

Mit dem eher unspannendes Outro "Remember The Day" setzen Animal Alpha den Schlusspunkt unter ihr Debüt. Dass großes Potential in der Band steckt, bleibt unverkennbar. So ganz ans Tageslicht haben sie es mit "Pheromones" aber noch nicht gebracht.

Trackliste

  1. 1. Billy Bob Jackson
  2. 2. I.R.W.Y.T.D.
  3. 3. Bundy
  4. 4. Most Wanted Cowboy
  5. 5. Catch Me
  6. 6. 101 Ways
  7. 7. Deep In
  8. 8. My Droogies
  9. 9. Bend Over
  10. 10. Remember The Day

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1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    Animal Alpha nun endlich in Mitteleuropa! Das wurde aber auch Zeit! Als ich die Animal Alpha ep 2004 durch einen dummen Zufall in die Finger bekam war ich persönlich schnell angefixt und dementsprechend froh mit "Pheromones" bereits 1 Jahr später mehr importieren zu können. Was die Norweger für eine fette Szene haben ist mittlerweile uns allen klar, aber Animal Alpha stechen deutlich heraus.
    Ich kann dem Artikel in allen Punkten zustimmen und rate jedem der neue Inspiration sucht hier mal reinzuhören - quatsch das Teil zu kaufen und durchzuhören. Shocking